Düsseldorf. Hunderttausende feierten Züge in Karnevalshochburgen Schwerer Unfall in Köln: Kutschpferde durchgegangen - fünf Menschen verletzt.
In den Karnevalshochburgen haben die Jecken bei den Rosenmontagszügen. Viele waren schon am frühen Morgen unterwegs, um sich die besten Plätze am Zugweg zu sichern. In Köln und Düsseldorf waren mehrere 100.000 Zuschauer. Allein in Köln wurden 300 Tonnen Süßigkeiten unters Jecken-Volk gebracht, darunter 700.000 Schokoladentafeln, 220.000 Schachteln Pralinen und 300.000 "Strüßjer", kleine Blumensträuße.
Schwerer Unfall in Köln
Überschattet wurde der Umzug durch einen schweren Unfall mit einer Kutsche: Offenbar sind die Zugpferde des Gefährts durchgegangen - fünf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Betroffen waren demnach der Kutschführer, drei weitere Personen aus der Kutsche und eine Zuschauerin. Alle fünf kamen ins Krankenhaus.
Vier weitere Personen wurden nach Angaben eines Feuerwehrsprechers psychologisch betreut. Die beim Unfall Verletzten hätten offenbar in der Kutsche gesessen, so ein Sprecher der Polizei. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, ein Mensch sei überrollt worden. Der Zug wurde kurzzeitig unterbrochen. Die Pferde konnten nach dem Unfall einigermaßen wohlauf abtransportiert werden. Zum Unfallhergang berichtet der Kölner Stadtanzeiger, dass sich eine Lücke im Zug gebildet habe. Die Pferde hätte daraufhin beschleunigt - und seien dann nicht mehr zu halten gewesen. Dann sei die Kutsche in eine Tribüne gefahren und umgekippt. Die Polizei gehe nun Hinweisen nach, wonach ein Flaschenwurf die Pferde scheu gemacht habe.
Tierschützer hatten im Vorfeld des Umzüge wiederholt gegen den Einsatz von Pferden beim Umzug protestiert. Nachdem in der vergangenen Session in Köln und Bonn drei Pferde verunglückten, wollten die Aktivisten kostümiert und lautstark vor Beginn des Rosenmontagszugs in der Domstadt gegen den Einsatz von Pferden trommeln. Im diesjährigen Kölner Rosenmontagszug liefen nach Angaben des Festkomitees 390 Pferde mit.
Groko-Gezerre auf den Motivwagen
Bei den beliebten Motivwagen in den Karnevalshochburgen waren dieses Jahr die Groko-Verhandlungen ein beliebtes Thema und - einmal mehr - US-Präsident Donald Trump. Am aktuellsten waren wieder einmal die Wagen aus Düsseldorf: Da drehte sich der Noch-SPD-Vorsitzende Martin Schulz selbst durch den Fleischwolf. Seine anvisierte Nachfolgerin Andrea Nahles gab derweil die Parole aus: "Genossen, das ENDE ist NAHles!" Kanzlerin Angela Merkel präsentierte sich als riesige schwarze Spinne, umgeben von den Knochen ihrer erledigten Gegner. Andere Motive zeigten die vor der Macht davonrennenden "Feigen Demokraten" und das Elend der Flüchtlinge in Libyen. Die Entwürfe des Wagenbauers Jacques Tilly haben den Ruf, deutschlandweit die frechsten zu sein.
Erste Blicke auf Düsseldorfs politische Mottowagen
Als Überraschungsgäste traten die Toten Hosen mit einem eigenen Wagen in der Landeshauptstadt auf - Hunderttausende feierten die Düsseldorfer Punker, die ein närrisches Spontankonzert geben. Sie sorgten unter anderem mit dem "Altbier-Lied" und dem Chart-Hit "Tage wie dieser" für Stimmung am Straßenrand. Die Band fährt immer wieder mal im Zug mit. Zum ersten Mal war sie 1996 mit einem eigenen Wagen dabei.
Punk- statt Prunkwagen: Die Toten Hosen im Zoch
Im Düsseldorfer Rosenmontagszug war erstmals auch die jüdische Gemeinde vertreten. Ihr Wagen zeigte den in der Stadt geborenen Dichter Heinrich Heine (1797-1856) mit Kippa und Gebetsschal. "Wir feiern den größten jüdischen Sohn unserer Stadt", stand in großen Lettern auf dem Wagen. Passend zum Thema trugen die Jecken historische Kostüme, vom Wagen aus riefen sie "Schalom" (hebräisch für Frieden) statt "Helau". Geworfen wurden koschere Kamelle. Mit an Bord war unter anderem Joachim Stamp, der stellvertretende Ministerpräsident und FDP-Integrationsminister von Nordrhein-Westfalen. Für den Gesellschaftswagen der jüdischen Gemeinde galten besondere Sicherheitsvorkehrungen. Im rund fünf Kilometer langen Zug fahren insgesamt 126 Wagen mit.
Wetter spielt auch mit
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Das Wetter hielt sich besser als erwartet: Immer wieder kam die Sonne durch, Regenschauer blieben aus. Allerdings mussten sich die Jecken dick anziehen.
Abgesehen von dem Unglück mit der Pferdekutsche zog die Polizei am Nachmittag zunächst eine positive Bilanz des karnevalistischen Treibens. Man sei "sehr zufrieden", sagte ein Kölner Polizeisprecher. Die Düsseldorfer Polizei meldete ebenfalls "keine besonderen Vorkommnisse". Und alle hofften, dass es auch am späten Abend so bleiben würde.
Der Duisburger Rosenmontagszug 2018
Erste Blicke auf Düsseldorfs politische Mottowagen
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Die Tradition der Umzüge
Die deutschen Karnevalszüge gehen auf Maskenzüge aus mittelalterlicher und vermutlich sogar heidnischer Zeit zurück. Ursprünglich sollten damit böse Geister und der Winter ausgetrieben werden. Die großen Figuren kamen erst nach dem Zweiten Weltkrieg auf.
Noch bis in die 1950er Jahre wurden die Wagen von Pferden gezogen. Immer mal wieder ist es vorgekommen, dass die Züge abgesagt wurden, etwa 1991 wegen des Golfkrieges, aber auch schon wegen schlechten Wetters, Weltwirtschaftskrise und nicht zuletzt wegen Gezänks unter den Karnevalsvereinen. 2016 war es wieder mal das Wetter - zumindest in Düsseldorf und Mainz.
Köln ist stolz darauf, den größten Rosenmontagszug des Landes zu haben. Er wird angekündigt durch ein Schild mit der Aufschrift "Dr Zoch kütt" (Der Zug kommt). Ganz am Ende kommt der Prinzenwagen - und dahinter die Müllabfuhr.