Duisburg/Essen. Zahlreiche Verletzte melden die Einsatzkräfte aus der Silvesternacht in der Region. Aber auch die Retter selbst wurden zur Zielscheibe.
- Rettungskräfte in Duisburg mit Böllern beworfen
- Stromausfall legt Leitstelle in Oberhausen lahm
- Mann verliert in Mülheim mehrere Finger
Die Rettungskräfte sind in der Silvesternacht im Großeinsatz. Umso ärgerlicher, dass die Retter immer wieder selbst zur Zielscheibe werden. Im Duisburger Ortsteil Huckingen haben Chaoten nach Auskunft der Feuerwehr einen Böller durch die offene Seitenscheibe eines Rettungswagens geworfen. Der Feuerwerkskörper explodierte im Fahrzeug und verletzte einen Mann. Er musste im Krankenhaus behandelt werden. Das Fahrzeug wurde beschädigt. Auch Rettungskräfte auf dem Weg zu einem Brand in Duisburg sind laut Feuerwehr "massiv mit Raketen und Böllern beschossen" worden. Die Feuerwehr-Gewerkschaft hatte im Vorfeld der Silvester-Feierlichkeiten um mehr Respekt gebeten.
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Desweiteren berichten die Einsatzkräfte aus Duisburg von rund einem Dutzend Einsätzen wegen unsachgemäßen Gebrauchs von Feuerwerkskörpern mit schweren Augen- und Handverletzungen, teilweise auch mit Amputationen. In Duisburg-Neumühl mussten gegen 4 Uhr morgens bei einem Brand zehn Personen über Drehleitern gerettet werden. 14 Personen erlitten eine Rauchgasvergiftung, darunter vier Kinder. Sie wurden in Duisburger Krankenhäusern behandelt.
Gelsenkirchenerin zündet Feuerwerk und wird von Auto erfasst
Feuerwehr und Rettungsdienst berichten in Gelsenkirchen von einem arbeitsintensiven Jahreswechsel. Zu 30 Bränden mussten die Einsatzkräfte ausrücken. Die Rettungswagen waren 85 Mal im Einsatz, in erster Linie wegen Verletzungen nach Stürzen, Schlägereien und übermäßigem Alkoholgenuss. Kurz nach dem Jahreswechsel wurde eine 38-jährige Gelsenkirchenerin schwer verletzt. Laut einem Bericht der Polizei hatte sie einen Feuerwerkskörper gezündet und war anschließend auf die Fahrbahn getreten. Dort sei sie vom Fahrzeug einer 20-jährigen Essenerin erfasst worden. Bei der Kollision zog sich die 38-Jährige Frakturen an Oberarm und Unterschenkel zu.
Unbekannter schießt auf Wohnung - Einschussloch neben Kleinkindern
In Köln hat ein bislang unbekannter Täter am späten Samstagabend durch ein Fenster geschossen. Das teilten am Morgen Staatsanwaltschaft und Polizei mit. In der Wohnung im Ortsteil Zollstock habe zum Tatzeitpunkt eine private Silvesterfeier stattgefunden. Ein Projektil habe augenscheinlich die bodentiefe Fensterscheibe durchschlagen. Nahe dem Einschussloch hielten sich zu diesem Zeitpunkt unter anderem mehrere Kleinkinder auf. Die Polizei in Köln hat eine Mordkommision eingerichtet. es wird wegen eines versuchten Tötungsdelikts ermittelt.
In Heiligenhaus wurden zwei Feuerwehr-Fahrzeuge mit Böllern beworfen. Die Helfer waren unterwegs zu zwei Bränden, die sie zwar nicht mehr löschen mussten – dennoch bleibt ein fader Beigeschmack: Am Nordring und auf der Talburgstraße wurden ein Einsatzfahrzeug und der Privatwagen eines Kameraden gezielt beworfen.
Stromausfall beunruhigt Oberhausener
Ein 20-minütiger Stromausfall im Bereich Sterkrade, Centro und Falkensteinstraße beschäftigte die Polizei in der Silvesternacht in Oberhausen. Rund 100 besorgte Anrufer meldeten sich demnach zwischen 1.50 und 2.10 Uhr unter der Notrufnummer und erkundigten sich nach dem Grund für den Stromausfall. "Damit legten sie die Arbeit der Einsatzleitstelle lahm", erklärte eine Polizeisprecherin am Sonntagmorgen.
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Die Dunkelheit des Stromausfalls nutzten bislang unbekannte Täter, die im Bereich der Mellinghofer Straße zahlreiche geparkte Autos beschädigten. Am Neujahrsmorgen meldete die Polizei 22 demolierte Fahrzeuge.
Böller reißt Mann in Mülheim drei Finger ab
Ein Böller hat einem Mann in Mülheim drei Finger abgerissen. Ein weiterer Mann habe ebenfalls eine Handverletzung erlitten, ein dritter wurde mit Verdacht eines geplatzten Trommelfells in eine Essener Spezialklinik gebracht, berichtete die Feuerwehr in Mülheim am Sonntag.
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In Mülheim hatten Anwohner die Beamten verständigt. Sie hatten bemerkt, dass bei einem 58 Jahre alten Mann, der bei der Knallerei mitgemacht hatte, nach jedem Knall ein „metallisches Poltern“ zu hören war, so die Polizei. Der Polizei gegenüber leugnete der 58-Jährige, Waffen zu besitzen oder gar geschossen zu haben. Da er als Sportschütze bekannt und die Zeugenhinweise eindeutig waren, durchsuchten die Beamten nach einer Anordnung der Staatsanwaltschaft Duisburg die Wohnung. Das Ergebnis: Insgesamt wurden sechs Langwaffen, vier Kurzwaffen, sowie 1244 Schuss Munition sichergestellt. Vor dem Haus fanden die Polizisten 28 leere Hülsen. Die Polizei stellte Waffen und Munition sicher. Gegen den Schützen wurde Anzeige gestellt.
40 Zentimeter tiefer Krater in Krefeld
In Krefeld hinterließ ein vermutlich illegaler Böller nach Polizeiangaben einen 40 Zentimeter tiefen Krater von einem Meter Durchmesser. Er beschädigte drei Haustüren. Ein 39-jähriger Mann behauptete, den gefährlichen Sprengsatz geschenkt bekommen zu haben.
Ebenfalls in Krefeld habe ein 20-Jähriger einen Streifenwagen mit Leuchtspurmunition beschossen und beschädigt. Er flüchtete zu Fuß, wurde von den Beamten aber eingeholt und festgenommen.
Mann springt in Warstein zehn Meter tief
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Bei einer privaten Silvesterfeier in Warstein hat sich ein 32-Jähriger mit einem tollkühnen Sprung aus dem Fenster schwer verletzt. Er sei zehn Meter tief gestürzt und auf einem Holzstapel aufgeschlagen, berichtete die Polizei am Sonntag. Der Mann habe unter dem Einfluss von Alkohol und einer weiteren Droge gestanden. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Lebensgefahr bestehe nicht.
Aus Mönchengladbach meldete die Polizei am Morgen einen kuriosen Einsatz. Offenbar sehr hungrige Einbrecher sind in der Nacht in ein Mehrfamilienhaus eingebrochen und haben aus einer Wohnung neben Schmuck einen Holländerkäse aus dem Kühlschrank entwendet.
Polizei meldet 3800 Einsätze in NRW
Insgesamt meldet das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW (LZPD) in einer vorläufigen Bilanz am Neujahrsmorgen 3800 Einsätze. Landesweit gab es demnach 372 Körperverletzungen, 25 Sexualdelikte sind bis zum frühen Morgen gemeldet worden. 33 Polizeibeamten sind laut LZPD im Einsatz verletzt worden. Rund 300 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden, 54 Personen festgenommen. (kari/dpa)