Düsseldorf. . Die Gewerkschaft der Feuerwehr befürchtet zu Silvester wieder verstärkt Angriffe auf Einsatzkräfte. Mit einem Video fordert sie nun Respekt.

  • Gewerkschaft befürchtet verstärkt Angriffe zu Silvester
  • Feuerwehrleute bitten mit Video um Respekt
  • Brennpunkte der Gewalt sind Dortmund, Duisburg und Solingen

"Scheiß-Neger, von dir lass ich mir nicht helfen. Wegen dir hab ich keinen Arbeitsplatz." Harte Worte, an einen dunkelhäutigen Feuerwehrmann gerichtet, der eigentlich helfen wollte. Ein Kollege erzählt weiter, wie er im Einsatz niedergeschlagen wurde. Die Gewerkschaft der Feuerwehr zeigt diese Szenen in einem Video und bittet damit um mehr Respekt für Rettungskräfte. Einsatzkräfte erzählen von ihren Erfahrungen, auch Politiker kommen zu Wort. "Wer unsere Feuerwehren behindert, handelt nicht nur respektlos, sondern gefährdet das Leben von Menschen", betont die NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

Silvester birgt hohes Gewaltrisiko

"Mit dem Video wollen wir die Bevölkerung sensibilisieren, unsere Arbeit zu akzeptieren und die Rettungskräfte hundert Prozent geben zu lassen", sagt Tobias Thiele, Sprecher der Deutschen Feuerwehr-Gewerkschaft. Die Gewalt gegenüber Einsatzkräften nehme stetig zu.

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"Zum Jahreswechsel werden Einsatzpersonal von Feuerwehr und Rettungsdienst wieder zur Zielscheibe von Raketen und Böllern", berichtet die Gewerkschaft aus leidiger Erfahrung. Schon auf dem Weg zum Einsatzort komme es vor, dass Kräfte mit Raketen beschossen werden. Dass die Feuerwehr mit Böllern beworfen wird, wie in der Silvesternacht in Köln, sei im vergangenen Jahr nicht das erste Mal gewesen.

"Die Gründe für Gewalt an Einsatzkräften sind unterschiedlich", erklärt Thiele. "Das kann ein gesellschaftliches Problem der Angreifer sein, aber auch Alkohol. An Silvester kommt häufig Gruppenbildung dazu." Als Brennpunkte der Gewalt nennt Thiele die Städte Dortmund, Duisburg und Solingen. Hier komme es besonders häufig zu Angriffen auf Rettungskräfte.

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Von Mike Fiebig (Text) und Alex Talash (Fotos)

Um sich auf mögliche Angriffe vorzubereiten, werden die Einsatzkräfte der Feuerwehr zusammen mit der Polizei bei Deeskalationsstrainings geschult. Hier lernen sie den Angreifer zu beruhigen: "Nicht mit Waffen", so Thiele, "sondern mit Worten und Gesten." Im schlimmsten Fall müssen sich die Retter zurückziehen.

Über die Hälfte der Einsatzkräfte ist angegriffen worden

In NRW ist mehr als die Hälfte der Rettungskräfte im Einsatz tätlich angegriffen worden. Das hat eine Studie der Ruhr Universität in Bochum ergeben. Demnach hätten 98 Prozent der Einsatzkräfte bereits Beleidigungen erlebt. Die Täter seien meist männlich und alkoholisiert.

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Christoph Schöneborn vom Verband der Feuerwehren in NRW spricht jedoch von Einzelfällen. "Es kommt leider immer öfter zu Gewalt an Rettungskräften. In den vergangenen Monaten wurde die Feuerwehr zum Beispiel im Einsatzwagen bestohlen oder von Angehörigen der Opfer geschlagen", so Schöneborn. "Aber im Verhältnis zur Gesamteinsatzzahl sind solche Angriffe eher gering. Und das soll auch so bleiben" Denn jeder Fall sei einer zu viel, betont er. (vb)