Ruhrgebiet. Der selbstgebackene Geburtstagskuchen war früher ein Ritual. Heute lehnen ihn viele Kitas ab. Zu groß ist die Sorge vor Salmonellen und Ähnlichem.
- Kita-Zweckverband im Bistum Essen rät Personal von der Annahme von selbstgebackenem Kuchen ab
- Ernährungsgewohnheiten und Hygienevorschriften als Begründung
- Stadt Leipzig hatte generelles Kuchenverbot für Kitas erlassen - und ist dann zurückgerudert
So manches stressgeplagte Elternteil mag es als gute Nachricht auffassen: Den Aufwand, vor dem Kindergeburtstag noch schnell einen Kuchen für den Kindergarten zu backen, können sie sich sparen. Denn der selbstgebackene Kuchen ist in Kitas nicht mehr gern gesehen.
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"Wir raten unserem Personal dringend davon ab, selbstgebackenen Kuchen anzunehmen", sagt eine Sprecherin des Kita-Zweckverbands im Bistums Essen und nennt gleich mehrere Gründe. Zum Beispiel: Kinder, deren Eltern nicht selbst backen könnten oder wollten, würden stigmatisiert. Oder: Kinder die sich auf Wunsch der Eltern vegan ernähren, könnten Kuchen zu essen bekommen, der diesen Anforderungen nicht genügt. Gleiches gelte für die Ernährungsregeln muslimischer Kinder. Doch auch die strengen Hygienevorschriften bereiten den Kitas zunehmend Probleme. Schließlich wüssten die Erzieherinnen nicht, welche Zutaten die Eltern beim Backen verwendet hätten.
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Die Stadt Leipzig war vor einigen Tagen vorgeprescht und hatte ein generelles Kuchen-Verbot ausgesprochen. „Die Anforderung an Hygienevorschriften und an die Deklaration von Allergenen sind so hoch, dass wir die Kontrolle nicht gewährleisten können“, teilte das Jugendamt den Eltern via Aushang in Kitas mit. Der Aufschrei war so groß, dass die Stadt kurz darauf zurückruderte. Jetzt sollen Kitas und Eltern dort gemeinsam entscheiden, wo noch Kuchen mitgebracht werden dürfen - und wo nicht.
Auf der Suche nach praktikablen Lösungen
Das Beispiel zeigt, wie hochsensibel das Thema ist: Niemand will der Paragrafenreiter sein, der Kindern den Geburtstagskuchen verbietet. Gleichzeitig fürchten sich Kitas und Betreiber vor Klagen von Eltern, wenn ihre Kinder das "falsche Essen" bekommen. Schließlich geht es nicht nur um ideologische und religiöse Fragen, sondern auch um gesundheitliche: Viele Kinder vertragen die eine oder andere Zutat nicht oder reagieren gar allergisch darauf.
"Wir haben die Verständigung mit den Eltern gesucht und praktikable Lösungen", heißt es aus dem Essener Jugendamt. Das könne zum Beispiel so aussehen: Eltern könnten Kuchen backen, aber bitte ohne Eier, um die Gefahr einer Salmonellen-Vergiftung auszuschließen. Oder die Eltern bereiten den Salat zu Hause vor, öffnen das Mayonnaise-Glas aber erst im Kindergarten unter den Augen der Köchin, die mit den entsprechenden Hygiene-Regeln vertraut ist. "Die Bestimmungen gelten natürlich auch für uns, aber hier soll trotzdem gefeiert werden können."
Alternative: im Kindergarten Kuchen backen
Bochumer Kitas entscheiden nach Angaben der Stadt selbst, ob sie Geburtstagskuchen annehmen oder nicht. Eltern werden gebeten, sich im Vorfeld mit den Erzieherinnen abzusprechen. Dabei stehe der Ernährungsaspekt im Mittelpunkt: Die Kinder sollten schließlich lernen, wie man sich gesund ernährt, teilt die Stadt mit.
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Von einem grundsätzlichen Kuchen-Verbot will auch die Stadt Dortmund nichts wissen. Allerdings gelten Vorgaben: Selbstgebackene Kuchen dürfen etwa keine Sahne enthalten. Viele Kitas hätten sich allerdings sowieso schon von dem Konzept Geburtstagskuchen verabschiedet, sagt eine Sprecherin der Stadt. Stattdessen könnten sich die Kinder beispielsweise ein Spiel wünschen oder es gebe einen gemeinsamen Ausflug.
Auch beim Zweckverband des Essener Bistums sucht man nach Alternativen: "In einigen Kindergärten backen die Erzieherinnen jetzt mit den Kindern zusammen Geburtstagskuchen." Das habe gleich mehrere Vorteile: Die Kinder bekommen mit, wie der Kuchen entsteht, und die Erwachsenen wissen, was drin ist.