Duisburg. Die kirchlichen Träger in Duisburg übernehmen mehr Betriebskosten als sie sollen — und können. Ihr Ausstieg hätte gravierende Folgen für die Betreuung.

Bei ihren Kindergärten zahlen viele der freien Träger drauf. Sollten sie künftig ihre Betreuungsangebote reduzieren, müsste die Stadt die nötigen Plätze schaffen. Im Jugendamt ist das Problem bekannt, auch wenn noch kein „Notprogramm“ in der Schublade liegt. Bisher hätten freie Träger keine Anträge „auf Rückübertragung der Platzkapazitäten“ gestellt oder angekündigt, erklärte ein Stadtsprecher auf Nachfrage. Das dürfte allerdings nur noch eine Frage der Zeit sein, wenn sich an der Finanzierung nichts ändert sollte. „Das System steht vor dem Kollaps“, sagt Peter Wenzel, Geschäftsführer des Kita-Zweckverbands des Bistums Essen.

Superintendent Armin Schneider:
Superintendent Armin Schneider: "Wir wissen nicht, wie lange wir das noch durchhalten können." © Udo Milbret / FUNKE Foto Services

Mit 32 katholischen Kitas ist der Zweckverband der größte freie Träger in Duisburg. Schon jetzt trägt das Bistum einen höheren Anteil an den Betriebskosten als die zwölf Prozent. Die Lücke wachse alleine schon durch die Personalkosten jedes Jahr um 1,5 Prozent, rechnet Wenzel vor: Während die Löhne durch Tariferhöhungen um drei Prozent steigen, wird die Pauschale pro Kind nur um 1,5 Prozent angepasst. Noch extremer sei es bei der personalintensiveren U3-Betreuung. Die katholische Kirche stellt in Duisburg 335 U3-Plätze. Auch deshalb blicken die Träger sorgenvoll auf die laufende Tarifauseinandersetzung: Setzt Verdi ihre Forderungen durch, könne man die Personalkosten nicht mehr finanzieren. Das von der Landesregierung geplante Rettungspaket sei daher „dringend geboten.“

Der Zweckverband sieht sich bei der Förderung aber auch noch zusätzlich benachteiligt: Die Kita-Gebäude seien nicht angemietet, sondern alle in eigenem Besitz, durch den Finanzierungsdruck ließen sich keine Rücklagen für Sanierungen bilden.

1,2 Mio Euro Verlust pro Jahr

Auch Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, sieht die 26 Kindergärten in Trägerschaft der Kirchengemeinden bzw. des Bildungswerkes in großer Finanznot: „Wenn die Schere zwischen realen und theoretischen Betriebskosten für die Kitas weiterhin so eklatant auseinender geht, kommt der Moment, an dem über einen Ausstieg entschieden werden muss.“

26 Kindertagesstätten werden rechtsrheinisch in Duisburg entweder von den Kirchengemeinden bzw. vom Evangelischen Bildungswerk betrieben. Darin werden ca. 1200 Kinder in 52 Gruppen betreut. Und das kostet den Träger nach eigenen Angaben rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Schneider: „Unser Trägeranteil liegt bei 12% , doch wenn man alles zusammenrechnet, kommen wir locker auf 20% der Kosten, die wir für den Betrieb unserer Kitas aufbringen müssen.“ Die Forderung der Protestanten an das Land lautet deshalb: Den Trägeranteil senken, statt die Kindpauschale anzuheben. Denn davon müsste ja auch der Träger wieder 12% mittragen. Schneider: „Wir wissen aber nicht, wie lange wir noch diese klaffende Kostenschere durchhalten können.“ Die Kindergartenarbeit sei allerdings eine zentrale, eine „wichtige Aufgabe“.

Hilfe von Seiten der Stadt nicht zu erwarten

Die Folgekosten bei einem Ausstieg der freien Träger könne die Stadt nicht beziffern: Dazu seien die Tarifsysteme der Träger zu unterschiedlich, heißt es aus dem Rathaus. Hilfe von Seiten der Stadt ist ohnehin nicht zu erwarten. Denn den Kosten-Anteil von zwölf Prozent wird die Stadt nicht im Alleingang senken können: „Haushaltssicherungskommunen wie Duisburg sind besonders gehalten, die Trägerbeteiligung tatsächlich einzufordern“, erklärt die Stadt.