Düsseldorf. . Auf den NRW-Straßen sind im vergangenen Jahre wieder mehr Menschen ums Leben gekommen. Innenminister Jäger will Handynutzer stärker ins Visier nehmen.

Trotz erneuter Blitzmarathon-Aktionen: Die Zahl der Unfalltoten auf den Straßen in NRW ist im vergangenen Jahr gestiegen. Erstmals seit dem Jahr 2011. Diese Bilanz präsentierte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag. 520 Menschen kamen 2014 bei Verkehrsunfällen zu Tode. Das waren 41 mehr als im Jahr zuvor.

Unfallursache Nummer eins sei weiterhin zu schnelles fahren, sagte Jäger. Aber der NRW-Innenminister macht noch eine andere, stark wachsende Unfallursache aus: Handy- oder Smartphone-Nutzen am Steuer. „Die Polizei beobachtet eine zunehmende Nutzung von Smartphones beim Fahren", sagte Jäger. Er warnt: Selbst die Ablenkung durch den kurzen Blick aufs Display bedeutet ein lebensgefährliches Risiko“.

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Polizei will bei Unfall Handys einziehen

Das hat Konsequenzen - mindestens für die Polizei in NRW. Sie soll künftig verstärkt auch darauf achten, ob bei bestimmten Unfällen Handys eine Rolle gespielt haben: Gebe es bei einem Unfall mit Personenschaden den Verdacht, dass der Fahrer durch das Handy abgelenkt war, "wird die NRW-Polizei künftig das Handy sicherstellen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft auswerten, ob eine Kommunikationsverbindung zum Unfallzeitpunkt bestand“, kündigte Jäger an.

Ob das Handy am Ohr tatsächlich so unfallträchtige Auswirkungen hat, ist statistisch bis dato nicht genau erfasst. Zahlen pro Jahr pendelten zwischen 115 und 169 Fällen, erklärte Jäger. Zum Vergleich: 2014 gab es in NRW alleine 76.761 Verkehrsunfälle mit Personenschaden. "Wir wissen, dass wir bei Handys ein sehr großes Dunkelfeld haben", sagte Jäger.

In punkto Handy am Steuer sieht Jäger auch seine Zunft - die Politik - gefordert: „Wir brauchen klarere rechtliche Vorschriften, die das Nutzen von Mobiltelefonen im Straßenverkehr eindeutig einschränken“, forderte der NRW-Innenminister. Auch die Rechtsprechung müsse bei ihren Entscheidungen eine veränderte Mediennutzung berücksichtigen, meinte Jäger. Das Smartphone verleite zur ständigen Kommunikation. Mit Blick auf den Verkehr kann das gefährlich sein: „Wer bei Tempo 50 den Blick für zwei Sekunden von der Straße abwendet, um etwa aufs Handydisplay zu schauen, fährt fast 30 Meter im Blindflug". Wer ohne Freisprechanlage während des Fahrens am Steuer telefoniert, "reagiert wie ein Fahrer mit 1,1 Promille im Blut", mahnte Jäger.

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Gewerkschaft der Polizei fordert Tempo 30 in Innenstädten

Dass die Verkehrsunfallzahlen im vergangenen Jahr erstmals seit 2011 wieder steigen würden, zeichnete sich bereist im Herbst ab. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte deshalb Tempo 30 in Innenstadte und erklärte: "Verkehrssicherheitsarbeit ist mehr als Blitzen". Für das NRW-Innenministerium ist das jedoch derzeit "kein Thema", sagte eine Sprecherin.

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Der NRW-Innenminister kündigte unterdessen an, die Polizei werde "ab sofort" ihre Verkehrsstrategie erweitern: "Neben den drei Hauptunfallursachen zu hohe Geschwindigkeit, Alkohol am Steuer und Verstoß gegen die Gurtpflicht gilt ein vierten Arbeitsschwerpunkt: Das Vorgehen gegen Handys am Steuer". Ob deshalb demnächst Polizeibeamten etwa Straßenkreuzungen inspizieren und vor allem Schauen, was sich hinter den Autoscheiben tut, lässt man im Innenministerium offen: "Details zum Vorgehen müssen die Polizeibehörden vor Ort regeln". Der nächste Blitzmarathon werde im übrigen derzeit vorbereitet: "Jetzt erst recht", heißt das dazu im NRW-Innenministerium.

Zu den Unfallzahlen: Die Zahl der Schwerverletzten nahm im vergangenen Jahr um mehr als elf Prozent zu und stieg auf 13.490 Unfallopfer. Die Zahl der Leichtverletzten stieg um 5,5 Prozent auf 63.271 Unfallopfer. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 68 Radfahrer im Verkehr zu Tode, das waren zwölf Mehr als im Jahr zuvor. "50 Prozent der Unfälle wurden von diesen selber durch eigenes Fehlverhalten verursacht", erklärte Jäger. Dies gelte auch für die Fußgänger. 115 Menschen starben im vergangenen Jahr im Straßenverkehr. Das waren 5,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. (dae/WE)