Essen. . Kinder brauchen keine Notenblätter. Sie singen Weihnachtslieder aus dem Kopf. Aber ihre Eltern brauchen Liedkopien – und die können teuer werden.
Jedes Jahr das gleiche Problem: Ein Ständchen der Kindergartenkinder auf dem Weihnachtsmarkt – und schon flattert eine Rechnung der Gema in den Briefkasten. Wenn das Lied nicht gebührenfrei ist (der Urheber also seit mehr als 70 Jahren tot ist), dann kostet's halt. Die meisten Kindergruppen sind sich des Problems inzwischen bewusst und verzichten.
Aber in einem anderen Fall warten Kindergärten noch immer auf Klärung: Was ist mit Notenblättern auf der Kita-Weihnachtsfeier, beim Martinszug oder auf dem Sommerfest? Zwar räumt die Gema (bzw. die VG Musikedition) den Kindergärten ein Sonderrecht ein. Denn eigentlich sind Notenkopien nach Urheberrecht komplett verboten.
Baden-Württemberg zahlt Pauschale für Kitas
Dennoch hoffen die Kitas auf eine Lösung, wie es sich in anderen Bundesländern schon gibt – und die den Verwaltungsaufwand erheblich verringern würde. Baden-Württemberg zum Beispiel hat mit der Gema einen Pakt geschlossen: Seit 2013 zahlt das Land für die Kindergärten eine Jahrespauschale von 284.000 Euro an den Rechteverwerter.
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Als Baden-Würtemberg zwei Jahre zuvor mit der Gema in Verhandlung getreten war, war auch NRW im Boot. Aber im Gegensatz zum deutschen Süden ist im Westen nichts passiert. "Wir haben entschieden, die weitere Entwicklung abzuwarten", erklärte Schulministeriums-Sprecher Lars Rehling am Donnerstag schwammig. Verhandlungen gebe es derzeit nicht. Es laufe aber eine Anfrage im Landtag – die aber erst in ein paar Monaten Neues bringt.
Für die Kinder ist das kein Problem. Sie singen ohnehin aus dem Kopf. Schwierig wird es erst, wenn Eltern mit im Spiel sind: Sie brauchen beim Singen Hilfe in gedruckter Form, genauso wie viele Erzieher. Die Weihnachts-Klassiker gehen vielleicht noch gerade so – aber Rolf Zuckowskis "Weihnachtsbäckerei"? Da müssen Kopien her. Und die kosten.
Kindergärten müssen genau darauf achten, wie viele Kopien sie übers Jahr verteilt erstellen und verteilen. Für die meisten Kitas falle zwar die Minimal-Gebühr von jährlich fast 60 Euro an, erklärt die Gema. Aber dann sei bei 500 Notenkopien Schluss. Danach wird's teurer. Und das Projizieren per Beamer an die Wand ist auch verboten.