Essen. . Die Geschichte des Zentralabiturs in NRW ist auch eine der Abi-Pannen. Den Anfang machte das “Oktaeder des Grauens“. Im vergangenen Jahr protestierten tausende Schüler ob auf Facebook oder vor dem NRW-Schulministerium erneut wegen einer Matheaufgabe. Das hat offenbar Eindruck gemacht.
In den Fachkommissionen ist man längst mit den Abitur-Aufgaben für 2015 beschäftigt. Die Prüfungsthemen von diesem Jahr? Sind dort längst abgehakt. Etwa 91.000 Schüler landesweit absolvieren derzeit ihre Abiprüfungen in NRW. An diesem Mittwoch sind die schriftlichen Klausuren absolviert. Abi-Pannen? Wurden bisher keine bekannt.
Wie bitte?
Die Geschichte des Zentralabiturs in NRW ist auch eine Geschichte der Abi-Pannen und -Fehler. 2014 scheint eine Ausnahme zu sein. Das ist eine gute Nachricht. Im NRW-Schulministerium traut man dem Braten jedoch noch nicht ganz. "Es ist noch nicht vorbei, das diesjährige Abitur", mahnt eine Sprecherin.
"Oktaeder des Grauens"
Zu viel kann noch passieren, weiß man im Ministerium. Obwohl doch die Abituraufgaben in NRW die wohl "bestkontrollierten" bundesweit sein sollen. Nicht weniger als fünf Instanzen sorgen dafür: Die Schulen machen Klausurvorschläge. Mit denen beschäftigen sich dann Fachkommissionen der einzelnen Abiturhauptfächer, die erste konkrete Aufgaben formulieren. Die werden dann wissenschaftlich geprüft; dazu war 2008 sogar eine unabhängige Kommission eingerichtet worden, unter Federführung des Dortmunder Bildungsforschers Professor Wilfried Bos. Die aber gibt es mittlerweile nicht mehr, jedenfalls nicht als unabhängige Kommission. Das Statement der wissenschaftlichen Gutachter wird dann, heißt es im Schulministerium, wieder in den Fachkommissionen diskutiert. Deren Prüfungsentwürfe gehen danach in den "Praxis-Check", wo ausgewähltes Lehrpersonal die Aufgaben lösen muss. Danach steht noch ein Lektorat an - es dauert ein gutes Jahr, bis sich echte Schüler dann den Kopf über die Abi-Aufgaben zerbrechen dürfen.
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Den "Abitur-Tüv" gibt es seit 2009, als Reaktion der damaligen schwarz-gelben Landesregierung auf das Beben, das das "Oktaeder des Grauens" ausgelöst hatte. Die vielfach als zu schwer kritisierte Geometrie-Aufgabe der Matheklausur sorgte beim Abitur-Jahrgang 2008 für verärgerte Schüler, eine Masse an Nachprüfungen und machte der damaligen CDU-Schulministerin Barbara Sommer reichlich Ärger. Und es blieb nicht bei dieser Panne.
Proteste gegen die Matheaufgabe
Auch Sommers Nachfolgerin Sylvia Löhrmann musste in der Folge einige Abi-Fehler verantworten. 2011 war es erneut eine Matheklausur, die für Ärger sorgte. Sogar noch kurz vor dem Nachschreibetermin dieser Klausur wurde "ein saudummer Fehler" in der Prüfungsaufgabe entdeckt, wie Löhrmann damals eingestand. Fehlerhaft waren damals zudem die Klausuraufgaben für Deutsch, Spanisch und Informatik.
Der bisherige Höhepunkt war 2013. Hunderte Schüler protestierten damals in Düsseldorf gegen eine aus ihrer Sicht unlösbare Matheklausur. Im Schulministerium beharrt man auch heute noch darauf, "dass die Aufgabe zu lösen war". Dennoch: Auch 2013 hatte seine Abi-Panne. Für die Schülervertretung NRW hieß es damals gar: "Das zentrale Abitur hat versagt".
Das Ministerium hat aus Fehlern beim Abitur gelernt
Und nun? Sieht man auch in der Landesschülervertretung NRW bis dato keinen Grund, sich über die Abitur-Aufgaben dieses Jahrgangs aufzuregen. In der Geschäftsstelle sei "bis jetzt nichts angekommen", es habe "nur einen Anruf gegeben" eines Schüler, übrigens wegen einer Matheklausur. Der aber sei wenig konkret gewesen, sagt ein Mitarbeiter.
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Bei der Bildungsgewerkschaft GEW findet es Schulreferentin Ilse Führer-Lehner "beruhigend, dass wir bisher nichts von Fehlern bei den aktuellen Abituraufgaben gehört haben." Vielleicht sei dies auch der Routine geschuldet, im mittlerweile siebten Jahr Zentralabitur in NRW. Peter Silbernagel, Chef im Philologenverband NRW glaubt, "dass man aus den Fehlern gelernt hat." Das NRW-Schulministerium habe sich im vergangenen Jahr nach dem Ärger um die damalige Matheklausur den Kritikern gestellt, auch denen beim Philologenverband. Die diesjährigen Matheaufgaben seien "akzeptabel und lösbar", meint Silbernagel.
"Vielleicht ist 2014 bloß eine Pause"
An diesem Mittwoch sind die letzten Klausurtermine für die Abiturienten des Jahrgangs 2014. Ab Freitag geht es mit den mündlichen Prüfungen weiter. Die Nachschreibe-Termine liegen zwischen diesem Mittwoch und dem 28. Mai. Der letzte Tag der Zeugnisausgabe ist der 28. Juni.
Solange mag man im NRW-Schulministerium "keine abschließende Bewertung des diesjährigen Abiturs" abgeben, sagt die Sprecherin. Und für 2015? "Es ist vermessen zu sagen, dass in Zukunft Fehler nicht mehr auftreten", sagt man im Ministerium. Der Rückblick zeige: Pannen und Fehler habe es seit Einführung des Zentralabiturs in NRW mit Abstand von drei und dann zwei Jahren gegeben. Vielleicht also "ist 2014 bloß eine Pause" - bis zur nächsten Abi-Panne.