Hamburg. Geldsorgen sind einer der Hauptgründe, warum Abiturienten nach der Schule nicht studieren. Das ergab eine aktuelle Studie des Allensbach-Institutes. Kritiker von Studiengebühren sehen sich damit bestätigt.
Für Abiturienten in Deutschland sind Geldprobleme eines der Hauptargumente gegen die Studienaufnahme. Und Studenten mit Geldsorgen erwägen deutlich häufiger einen Studienabbruch als finanziell gut gepolsterte Kommilitonen. Das ergab eine repräsentative Allensbach-Umfrage unter 4.000 Abiturienten und Jung-Studenten, die am Montag in Hamburg vom Reemtsma Begabtenförderungswerk vorgestellt wurde.
Über zwei Drittel (69 Prozent) aller studierwilligen Abiturienten befürchten demnach hohe finanzielle Belastungen während des Studiums. Gut jeder Dritte (36 Prozent) ist besorgt wegen möglicher Schulden nach dem Examen. 79 Prozent der Befragten, die keine Finanzierungsprobleme erwarten, beabsichtigen fest zu studieren. Bei den Kandidaten mit Geldsorgen sagen nur 44 Prozent, sie wollten auf jeden Fall an die Uni.
Studienabbruch aus Geldmangel
Auch nach Studienbeginn wird die Lage für die ärmeren Studenten nicht besser: Insgesamt denken 32 Prozent der Studenten über einen Studienabbruch nach, wie die Umfrage ergab. Bei den finanziell klammen Studenten sind es aber 53 Prozent, bei Studenten ohne finanzielle Sorgen nur 20 Prozent.
Nur vier Prozent der befragten Studenten gaben an, Stipendiengelder zu beziehen. Die Chancen auf den Erhalt eines Stipendiums werden sehr pessimistisch eingeschätzt: 78 Prozent der Studenten mit größeren Finanzierungsproblemen haben sich noch nie um ein Stipendium beworben.
Studentenwerk verlangt mehr Stipendien
Das Deutsche Studentenwerk forderte in einer Reaktion auf die Studie, die Studiengebühren in Deutschland wieder abzuschaffen. «Sie schrecken junge Menschen aus einkommensschwächeren Familien und insbesondere Frauen ab», sagte Präsident Rolf Dobischat. Studenten finanzierten sich vor allem über Eltern, aber auch mit Jobs und BAföG.
Dobischat kritisierte zudem, dass Deutschland von einem Stipendiensystem noch weit entfernt sei. «Weder die Länder mit Studiengebühren noch die Wirtschaft haben bisher ihre vollmundigen Ankündigungen eingehalten. Man führt Studiengebühren ein oder wirbt für Studienkredite, hält sich aber mit neuen Stipendien für Studierende vornehm zurück.» (ap)