Düsseldorf. . Die Zahl der Studienanfänger hat die Prognosen weit übertroffen: Rund 115.000 Schulabgänger haben 2011 in NRW mit dem Studium begonnen. Das sind 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Unis können den Ansturm kaum bewältigen.

Die Zahl der Erstsemester in Nordrhein-Westfalen ist in diesem Jahr so hoch wie nie zuvor. Insgesamt 115.000 Studenten hätten 2011 an den 69 Hochschulen des Landes ein Studium begonnen. Das seien etwa 18 Prozent mehr als im Vorjahr, sagte Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) am Donnerstag in Düsseldorf. Die Kultusministerkonferenz (KMK) war zuvor von knapp 100.000 Studienanfängern ausgegangen.

Grund für die hohen Zahlen sind laut Schulze die Aussetzung der Wehrpflicht, der doppelte Abiturjahrgang in Niedersachsen sowie die Abschaffung der Studiengebühren, die bei den Prognosen aus dem Jahr 2007 nicht berücksichtigt wurden. Insgesamt studierten in NRW demnach nun etwa 570.000 junge Menschen, knapp acht Prozent mehr als im Vorjahr.

Ohne Studiengebühren fehlten Unis rund 30 Millionen Euro

Einige Hochschulen melden Zuwächse bei den Anfängerzahlen von bis zu 45 Prozent, wie an der Fachhochschule (FH) Dortmund. An der Universität Paderborn sind es etwa 40 Prozent, in Köln rund 33 Prozent. Einige Hochschulen zeigten sich kreativ im Umgang mit den gestiegenen Studentenzahlen: Die Technische Universität Dortmund lässt Container aufbauen, die RWTH Aachen mietet ebenso wie die Universität Duisburg-Essen Kinosäle, die Uni Paderborn nutzt einen ehemaligen Baumarkt und die FH Bielefeld verlegt Vorlesungen in Autohäuser, um Platz zu schaffen.

Im Rahmen des Hochschulpaktes II stellen Bund und Land Nordrhein-Westfalen bis 2015 1,8 Milliarden Euro zur Verfügung, um 90.000 neue Studienplätze zu schaffen. Viel zu wenig, meint der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Josef Laumann. Wegen der Abschaffung der Studiengebühren sei den Universitäten eine Finanzierungslücke von 30 Millionen Euro entstanden, sagte er. "Das Wahlversprechen von der vollen Kompensation der wegfallenden Studienbeiträge hat sich heute als ein Märchen entpuppt."

Masterstudiengänge ebenfalls ausbauen

Der Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Marcel Hafke, rechnete vor, dass etwa die RWTH Aachen durch die Abschaffung der Gebühren vier Millionen Euro weniger zur Verfügung habe, die Zahl der Studienanfänger jedoch um 23 Prozent gestiegen sei. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) bemängelt, die Mittel aus dem Hochschulpakt II seien zu knapp. Unterstützenswert sei hingegen der Vorschlag der Wissenschaftsministerin, in Zukunft auch Masterstudiengänge durch den Hochschulpakt zu unterstützen.

Auch deshalb forderte Schulze ein stärkeres finanzielles Engagement des Bundes in der Bildungspolitik. Bisher werde jeder neue Studienplatz zu gleichen Teilen von Bund und Land mit 20.000 Euro finanziert. Gerade für medizinische und technische Fächer sei das viel zu wenig. (dapd)