Düsseldorf. Seit Samstag sind alle ab 16 Jahren berechtigt, einen Termin im Impfzentrum zu vereinbaren. Aber es gibt noch nicht genug Impfstoff für alle.

Dafür, dass in NRW der Impffortschritt bisher durch Mangel geprägt war, klang die Vorhersage des Gesundheitsministers zunächst erstaunlich optimistisch: „Wir werden Ende Juli durch sein mit den Erstimpfungen“, sagte Karl-Josef Laumann (CDU).

Um einen Impftermin in einem der landesweit insgesamt 53 Impfzentren kann sich seit Samstag (26. Juni) jeder Bürger ab 16 Jahren in Nordrhein-Westfalen bemühen. Die Kassenärztlichen Vereinigungen warnen aber vor großen Erwartungen für die ersten Tage der nunmehr für alle freigegebenen Terminbuchung.

Zunächst kaum Termine buchbar

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) ist ein „Ansturm“ offenbar ausgeblieben. KVNO-Sprecher Sven Ludwig berichtete, dass bis zum Mittag telefonisch und online Erst- und Zweittermine für rund 16.000 Menschen vergeben worden seien. „Aktuell sind für fast alle Impfzentren fast alle Termine bereits vergeben“, erklärte der Sprecher.

Impfwillige müssten sich bis kommende Woche gedulden. Über die Nachfrage im Bereich der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben der KV Nordrhein werden zunächst kaum Termine buchbar sein. Erst wenn das NRW-Gesundheitsministerium neue Impfkontingente freigebe, könnten die entsprechenden Termine im Buchungssystem freigeschaltet werden, erläuterte die KV Nordrhein. Hinzu komme, dass die Kreise und kreisfreien Städte einen Vorlauf für die Terminplanung und die Kapazitäten im jeweiligen Impfzentrum benötigten. Es sei davon auszugehen, dass erst im Laufe der kommenden Woche weitere Termine freigeschaltet werden könnten.

Die KV Westfalen-Lippe hatte im Vorfeld erklärt, dass ab Samstag zwar jeder Bürger ab 16 Jahren berechtigt sei, Impftermine in einem der Impfzentren zu vereinbaren. „Wichtig ist, dass die Bevölkerung auch hier wieder geduldig bleibt. Alle Impfwilligen werden in den kommenden Wochen ein Impfangebot erhalten“, erklärte der Vorstand der KV Westfalen-Lippe.

So läuft die Kampagne

Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hatte am Donnerstag das Ende dieser Priorisierung in den Impfzentren ab Samstag angekündigt. In den NRW-Impfzentren werden nach seinen Angaben für die nächste Woche etwa 150.000 und für die übernächste Woche 220.000 Termine für Erstimpfungen bereitstehen. Auch Haus-, Fach- und Betriebsärzte impfen gegen Corona. Sie haben ihre eigene Terminvergabe. Laumann sagte, dass man - „wenn der Himmel über uns nicht zusammen bricht“ - bis Ende Juli jedem in NRW ein Impfangebot werde machen können.

Ein Überblick über den Stand der Kampagne:

Bekommt jetzt jeder schnell ein Impfangebot?

Es werden ab Samstag Erstimpfungs-Termine für alle Impfwilligen ab 16 Jahren in den 53 Impfzentren in NRW angeboten. Es muss nicht das Impfzentrum im eigenen Kreis oder der eigenen Stadt sein. In einem ersten Schritt stehen 150.000, in der Woche danach 220.000 Impfdosen für Erstimpfungen zur Verfügung. Der Impfstoff ist also nach wie vor begrenzt, und Interessierte müssen sich sputen, um einen Termin zu bekommen. „Wir haben nach wie vor nicht sofort Impfstoff für alle“, betonte Laumann.

Wann werden alle geimpft sein?

Bis Ende Juli soll, wie gesagt, jeder, der die Immunisierung möchte, ein Erst-Impfangebot bekommen. „Etwa neun Wochen danach müssten wir mit den Zweitimpfungen durch sein“, sagt der Gesundheitsminister voraus. Er hofft, dass nach den Sommerferien etwa 80 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sein werden.

Wie buche ich einen Termin im Impfzentrum?

Ab Samstag, 26. Juni, 8 Uhr, werden Termine über die Buchungsportale der Kassenärztlichen Vereinigungen vergeben. Die Terminbuchung ist online möglich über www.116117.de sowie telefonisch über die zentrale Rufnummer 116 117 oder die zusätzliche Rufnummer je Landesteil: (0800) 116 117 02 für Westfalen-Lippe und (0800) 116 117 01 für das Rheinland.

Können sich auch Kinder und Jugendliche in Impfzentren impfen lassen?

Nein. Laumann erinnerte an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), Kinder zwischen 12 bis unter 16 Jahren mit Vorerkrankungen, beim Kinder- oder beim Hausarzt immunisieren zu lassen. Gesunde 12- bis 15-Jährige und ihre Familien könnten sich mit dem Arzt auf eine Impfung einigen. Impfaktionen in den Schulen werde es nicht geben.

Was geschieht im Herbst mit den Impfzentren?

„Wir werden sie Ende September in ihrer jetzigen Form schließen“, erklärte Laumann und verwies auf die hohen Kosten. Das „Regelsystem“, also die niedergelassenen Ärzte, könnten dann die Nachfrage nach Impfungen bedienen. Für alle Fälle soll aber eine „Impfstruktur“ im Hintergrund aufgebaut werden. Laumann sprach von kommunalen und regionalen Impfteams, die zum Beispiel Impfkandidaten in Pflegeheimen oder in benachteiligten Wohnquartieren aufsuchen könnten.

Wird es im Herbst Auffrischungsimpfungen geben?

Dazu sagt die Landesregierung derzeit nichts, weil die Frage, ob zusätzliche Impfungen nötig sein werden, medizinisch noch gar nicht beantwortet sei. Auch die Auswirkungen der gefährlicheren Delta-Variante des Virus könnten im Moment noch nicht beschrieben werden. Tatsache ist, dass der Anteil dieser Variante an den Neuinfektionen deutlich zunimmt.

Was passiert mit der Corona-Schutzverordnung?

Sie wird um zwei Wochen bis zum 8. Juli verlängert. Damit gilt zum Beispiel die Aufhebung der Maskenpflicht im Freien vorerst weiter. Ab dem heutigen Freitag wird die Schutzverordnung an einigen Stellen weiter gelockert. Ab sofort darf beispielsweise die Maske in Bibliotheken am Platz abgenommen werden. Auf Ausflugsschiffen sowie bei Theater- und Chorproben im Freien entfällt die Vorschrift, einen negativen Test vorzuzeigen.

Schausteller sollen wieder so genannte „Pop-up-Freizeitparks“ betreiben können. Die Besucherbegrenzung für Freizeitparks werden mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung gelockert. Statt einer Person pro 20 Quadratmeter in einem Freizeitpark sind als Obergrenze eine Person pro zehn Quadratmeter vorgesehen.

Jugendreisen und Ferienprogramme für Kinder und Jugendliche in den Sommerferien sind grundsätzlich erlaubt.

(mit dpa)