Düsseldorf. In den Impfzentren können Impflinge nun ab sofort frei einen Impfstoff auswählen. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium mitgeteilt.
Impflinge in den Impfzentren in Nordrhein-Westfalen können ab sofort vor Ort auswählen, welchen Impfstoff sie haben möchten. Einen entsprechenden Erlass hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium an die Städte und Kreise gerichtet, wie die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) am Freitag mitteilt. Hintergrund ist die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko), nach einer Astrazeneca-Impfung wegen der besseren Wirksamkeit vor der neuen Delta-Variante bei einer Zweitimpfung Biontech oder Moderna zu wählen. Das Land habe die entsprechenden Mengen zugesichert. Eine Anmeldung bei der Terminbuchung für einen bestimmten Impfstoff sei nicht nötig, teilte die KVNO mit.
Das Land bestätigte am Abend den Erlass. „Wo entsprechend der Stiko-Empfehlung eine Verkürzung des Impfintervalls erforderlich wird, kontaktieren die Impfzentren die betreffenden Personen zum Zweck einer Änderung des Zweitimpftermins automatisch“, heißt es in einer Mitteilung.
„Das Virus stellt uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Wir können aber mittlerweile schnell reagieren. Durch heterologe Impfungen können wir den Impfschutz für Menschen, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, merklich steigern“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann laut Mitteilung des Landes am Abend.
Corona-Impfung in NRW: Wieder Termine zur Erstimpfung
Derweil bieten die Impfzentren in NRW wieder Erstimpfungen an. Es stünden rund 80.000 Dosen Biontech für Erstimpfungen in den Impfzentren zur Verfügung stehen, teilte das Landesgesundheitsministerium am vergangenen Freitag in Düsseldorf mit. In der Folgewoche seien es noch einmal 150.000 Dosen. Zuletzt waren in den Impfzentren fast ausschließlich Zweitimpfungen möglich gewesen, weil zu wenig Impfstoff vorhanden war.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef-Laumann (CDU) kündigte am Mittwoch an, dass die Impfzentren nur noch bis Ende September gebraucht würden. Für die Zeit danach sollen die Kreise und kreisfreien Städte in NRW Strukturen aufbauen, um neben den Haus- und Betriebsärzten impfen zu können. So sollen zum Beispiel Koordinationsstellen die Bestellung von Impfdosen übernehmen, sagte der Minister im Gesundheitsausschuss des Landtags.
Mit Blick auf die aktuellen Inzidenz-Zahlen sprach Laumann von einer entspannten Situation: „Etwa 0,06 bis 0,07 der Bürgertests sind positiv. Das Virus ist zurzeit in der Bevölkerung nicht so stark unterwegs.“
Keine Sonderaktionen für Jugendliche in NRW-Impfzentren
Der CDU-Politiker aber warnte vor der ansteckenderen Delta-Variante des Coronavirus: „Derzeit liegt Delta bei vier Prozent bei den PCR-Tests. Es ist wahrscheinlich, dass sich diese Variante weiter ausbreitet.“ Laumann mahnte zur weiteren Vorsicht. „Wir müssen auf alles gefasst sein.“
Bei den Impfungen für die 12 bis 16 Jahre alten Kinder plant Laumann keine Sonderaktionen in den Impfzentren. Das soll über die Kinderärzte oder ausnahmsweise über Hausärzte geschehen. „Keiner weiß, wieviel Prozent der Eltern sich am Ende dafür entscheiden“, sagte Laumann.
Laschet: „Ende der Pandemie zu erkennen“
Am Mittwoch konnten sich zunächst über 60-Jährige sowie Personen ab 16 Jahren mit Vorerkrankungen Impftermine in den Zentren vereinbaren, teilte das Ministerium mit. Ebenso konnten Beschäftigte von Krankenhäusern und aus Einrichtungen der Eingliederungshilfe und Werkstätten für Menschen mit Behinderung einen Impftermin vereinbaren.
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NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am Mittwoch, dass bis Anfang September 80 Prozent der nordrhein-westfälischen Bevölkerung voll geimpft sein könnten. Für Juli stellte der Regierungschef weitere Lockerungen der Coronaregeln in Aussicht – das Ende der Pandemie sei „zu erkennen“.
Laumann wagt Prognose für Impfungen ab 12 Jahre
Mittlerweile haben mehr als ein Drittel aller Menschen in NRW (34,6 Prozent) den vollen Impfschutz erhalten. Mindestens einmal geimpft sind bislang 53,8 Prozent. „Es gibt aber noch genug Menschen, die auf einen Impftermin warten. Insbesondere Menschen mit Vorerkrankungen sollen nicht länger warten müssen“, hatte Laumann Ende der vergangenen Woche gesagt. „Ich gehe davon aus, dass alle Menschen über 12 Jahren, die einen Impftermin haben wollen, bis Ende Juli auch schon ein erstes Mal geimpft sein können. Damit hätten wir dann einen weiteren Meilenstein in der Impfkampagne des Landes und auf dem Weg zur Herdenimmunität erreicht.“ (dpa/red)
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