Herne. Die Asylpolitik soll verschärft werden. „Das ist richtig“, sagt ein syrischer Flüchtling, der heute in Herne lebt. Welche Vorteile er sieht.

Adnan Abdalrahman ist vor dem Krieg aus Syrien geflohen und lebt nun in Herne. Der 35-jährige Softwareentwickler begrüßt die neuen Beschlüsse von Bund und Ländern, die Asylpolitik in Deutschland zu verschärfen.

Zum Hintergrund:Deutschland will seine Asylpolitik verschärfen. Mehr Abschiebungen, weniger Leistungen, aber auch schnellere Arbeitsaufnahme. Das sind die wesentlichen Beschlüsse des Migrationsgipfels von Bund und Ländern. Im Detail sollen noch nicht anerkannte Aslybewerber Leistungen in Höhe der Sozialhilfe erst nach 36 statt 18 Monaten bekommen. Barauszahlungen werden eingeschränkt, es soll dafür eine Bezahlkarte geben. Stillstand herrscht beim Familiennachzug. Zudem dürfen alle Asylbewerber in Aufnahmeeinrichtungen künftig schon nach sechs Monaten arbeiten. Auch Geduldeten soll nun im Regelfall eine Arbeitserlaubnis erteilt werden. (Lesen Sie hier: Warum Hendrik Wüst mit dem Zuwanderungs-Kompromiss hadert) Wir haben mit Menschen, die selbst geflohen sind, über die verschärften Regeln gesprochen.

Syrer war über ein Jahr ohne Arbeit: „Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen“

Lesen Sie hier das Protokoll eines geflüchteten jungen Mannes, der Leistungskürzungen als einen Anreiz sieht, um auf dem Arbeitsmarkt schneller Fuß zu fassen:

„Ich finde die verschärften Gesetze der Politik richtig. Den Leistungskürzungen stimme ich zu, denn ich glaube, dass sie ein Anreiz für Geflüchtete sein können, schneller eine Arbeit zu finden. Aber natürlich sollen die Leistungen nicht so stark gekürzt werden, dass die Menschen nicht mehr in Würde leben können. Außerdem müssen die Menschen dann einen schnellen Zugang zu Arbeit und Deutschkursen bekommen.

Nachdem ich in Deutschland angekommen bin, habe ich ein Jahr und acht Monate in einer Flüchtlingsunterkunft in Baden-Württemberg gelebt. Dort habe ich mit anderen Kriegsflüchtlingen zusammengewohnt, die alle so schnell wie möglich arbeiten gehen wollten. Da wir aber noch keinen Aufenthaltsstatus hatten, durften wir das nicht.

>>>Lesen Sie hier: Verschärfte Asyl-Regeln: Flüchtlinge sind „alarmiert“

Flüchtling aus Herne: „Asylverfahren müssen beschleunigt werden“

Für mich war das eine schlimme Zeit. Ich habe den ganzen Tag nur im Bett gelegen, gegessen und geschlafen. Mir ist die Decke auf den Kopf gefallen. Als ich es nicht mehr ausgehalten habe, nichts zu tun, habe ich mich ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz engagiert. Am Anfang konnte ich mich zwar nur mit dem Google-Übersetzer verständigen, aber ich dachte mir: Du musst Teil dieser Gesellschaft werden und einfach machen. Einen schnelleren Zugang zu Arbeit finde ich deshalb wichtig. Ich kenne Menschen, die schon seit fünf Jahren in Duldung leben und immer noch nicht arbeiten dürfen.

Ich finde auch, dass die Asylverfahren beschleunigt werden müssen. Bei mir hat es lange gedauert, bis ich meinen Aufenthaltstitel bekommen habe und meine Frau nachholen konnte. Durch diese Unsicherheit, ob ich nun bleiben darf oder doch wieder gehen muss, habe ich Depressionen bekommen und musste behandelt werden.

Hinzu kam, dass ich mich von der Gesellschaft diskriminiert gefühlt habe. Denn eine Zeit lang durfte ich nur mit Coupons einkaufen gehen. Im Supermarkt war mir das unangenehm, weil die Mitarbeiter mich immer komisch angeschaut haben. Sollte es bald eine Bezahlkarte für Geflüchtete geben, wünsche ich mir, dass sie ähnlich aussieht wie eine Bankkarte. Ich möchte hier schließlich genauso leben und behandelt werden, wie die anderen Menschen.“

Lesen Sie mehr: