Essen. Der erste Schultag nach den Herbstferien ist in NRW auch der erste Schultag nach dem Angriff auf Israel. Wie die Schüler den Krieg wahrnehmen.

Der Montag war in NRW der erste Schultag nach dem Terrorangriff der Hamas in Israel. Auf diesen Tag nach den Ferien hat Verena Bau ihre Kinder ganz besonders gut vorbereitet. Die zweifache Mutter macht sich große Sorgen, dass ihre Tochter (13) und ihr Sohn (10) die brutalen Videos vom Angriff auf Israel sehen, die derzeit im Netz kursieren. „Vor allem meinen Sohn nimmt der Krieg sehr mit, er saugt alles dazu auf“, sagt Verena Bau, die ihren richtigen Namen nicht öffentlich lesen möchte.

Über die sozialen Medien gelangen immer mehr Bilder und Videos der Gräuel auch auf die Smartphones der Kinder und Jugendlichen in NRW. Das Schulministerium verschickte deshalb bereits vor Schulbeginn Handlungs- und Unterrichtsempfehlungen an die Schulleitungen im Land.

Israel-Krieg: Herner Mutter verbietet Kinder Instagram und Co.

Die Kinder von Verena Bau haben kein Facebook, Instagram oder TikTok. „Darüber bin ich vor allem in diesen Tagen sehr froh“, sagt sie. Doch viele ihrer Freundinnen und Freunde sind auf den Social-Media-Plattformen unterwegs. Sie ist daher erleichtert über das Handyverbot an dem Herner Gymnasium.

Lesen Sie hier, wie sich die Schulen in NRW auf Konflikte vorbereitet haben.

Nachdem sich Verena Bau selbst erneut über den Nahost-Konflikt informiert hatte, schnappte sie sich noch am Abend vor Schulbeginn ihre Kinder. „Ich habe ihnen dann kindgerecht erklärt, wie der Konflikt entstanden ist. Mir ist es wichtig, dass meine Kinder genau Bescheid wissen, um in Diskussionen mit Mitschülern gute Argumente zu haben“, sagt Bau.

Israel-Krieg: „Die jungen Menschen nimmt das alles mit“

Am ersten Schultag nach den Ferien machten die Lehrkräfte der Klasse ihrer Tochter Gesprächsangebote – die jedoch offenbar wenig von den Schülern genutzt wurden. Und in der Klasse ihres Sohnes, wollten die Kinder vor allem wissen, was passiert, wenn Deutschland angegriffen wird, wo der nächste Bunker steht und wie man dorthin kommt.

So erzählen es ihre Kinder zuhause am Mittagstisch. „Die jungen Menschen nimmt das alles mit“, sagt Verena Bau. Die Gesprächsangebote der Schule seien deshalb eine gute Lösung, „damit klärt man auf, aber forciert das Thema auch nicht zu sehr.“

Essener Gesamtschule: Schüler erleichtert, dass über Nahost-Konflikt gesprochen wurde

Auch an der Essener Gesamtschule Bockmühle war der Nahost-Konflikt ein Thema, sagt Schulleiterin Julia Gajewski. Die Schule liegt in einem herausfordernden Stadtteil, die jungen Menschen kommen aus über 40 Nationen. Viele Schüler hätten an diesem Tag Mitgefühl gezeigt. „Zum Teil haben wir auch Erleichterung wahrgenommen, dass wir die Situation angesprochen haben.“

Das Mitfühlen mit den zivilen Opfern sei wichtig und vermeide die Polarisierung, die zu Konflikten führen könnte, so Gajewski. Und auch sie erzählt von jungen Menschen, die sich keine Bilder mehr im Netz anschauen wollen, „weil es einfach zu schlimm ist“. Die Schule werde weiterhin im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern bleiben.

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