An Rhein und Ruhr. Ein Auto-Poser-Treffen in Herne zum „Car-Freitag“ hat am späten Abend einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. 600 Autos auf Parkplatz.
Ein Treffen der Tuning-Szene in Herne hat am Karfreitag-Abend einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. 600 Autos waren auf einem Parkplatz unweit der A43 versammelt. Die Polizei sperrte die dortigen Autobahn-Abfahrt, damit es nicht noch mehr wurden.
Für die Auto-Poser-Szene ist Karfreitag seit mehreren Jahren ein Höhepunkt im Kalender. Für die Polizei ist das Datum jährlich kräftig rot umrandet. NRW-weit waren die Polizeibehörden aktiv, um mit Kontrollen und verstärkter Präsenz das Treiben einzuhegen.
In Herne gelang das nur mit einem Großaufgebot an Kräften, berichtete ein Sprecher der Polizei Bochum am späten Abend. Gegen 20 Uhr füllte sich der Parkplatz des Sportartikel-Discounters Decathlon an der Holsterhauser Straße immer mehr mit Autos, bis er gegen 21 Uhr so voll war, dass die Polizei den „Zulauf unterband“, wie der Sprecher erklärte. Dazu seien auch Polizei-Kräfte aus Duisburg und anderen Polizeipräsidien hinzugezogen worden, hieß es.
„Car-Freitag“: 1000 Tuning-Fans auf Decathlon-Parkplatz in Herne
Mit Unterstützung der Bereitschaftspolizei sperrte die Polizei Straßen in der Umgebung und auch die Anschlussstelle Herne-Eickel der A43. Etwa 1000 Tuning-Fans, nicht nur aus NRW, seien zu diesem Zeitpunkt auf dem Parkplatz gewesen, berichtete der Sprecher. Weitere Aktionen der Polizei habe es nicht gegeben, die Lage habe dies nicht nötig gemacht, hieß es. Die Auto-Poser hätten sich dann wieder aus Herne verzogen - wohin, wusste die Polizei nicht zu sagen. Sicher war man nur gegen 23 Uhr, „dass der Abend noch nicht beendet ist“. Man habe „alle umliegenden Behörden sensibilisiert“, so der Sprecher.
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Der „Car-Freitag“ 2023 verlief in NRW nach Angaben mehrerer Polizei-Dienststellen dennoch weitgehend ruhig – womöglich auch aufgrund des regnerischen Wetters. In Bochum etwa kontrollierte die Polizei unter anderem am Autobahn-Zubringer an der A40 und am Ruhrpark, prüfte Fahrzeug-Papiere, Führerscheine und nahm aufgemotzte Autos unter die Lupe. Es seien aber „keine großen Tuning-Verstöße“ aufgefallen, nur ein paar Verwarngelder verhängt worden, bilanziert Einsatzleiter Werner Koltermann. Die meisten Verstöße habe es bei der Geschwindigkeitsüberwachung gegeben. Mehr dazu lesen Sie hier.
Insgesamt hat die Polizei in NRW am „Car-Freitag“ Hunderte Verwarngelder und Anzeigen ausgestellt. Meist handelte es sich dabei um Geschwindigkeitsverstöße oder illegale Umbauten an den Fahrzeugen, wie mehrere Polizeidienststellen am Samstagmorgen mitteilten. Auch Fahren ohne Führerschein wurde mehrfach zur Anzeige gebracht. Im Kreis Recklinghausen, einem Hotspot der Autoszene, bilanzierte die Polizei über 180 Verwarngelder, acht Anzeigen und vier beschlagnahmte Fahrzeuge.
1500 „Autoposer“ in Essen: gefährliche Stunts mit Fahrzeugen
In Essen räumte eine Polizeihundertschaft am Abend einen Parkplatz. Dort hatten sich rund 1500 „Autoposer“ getroffen, von denen einige Feuerwerkskörper gezündet und andere gefährliche Stunts mit ihren Fahrzeugen durchgeführt hatten, wie die Polizei am Samstag mitteilte. In Düsseldorf nutzte die Tuningszene die Königsallee als Schauplatz für ihre PS-Boliden, auch hier stellte die Polizei sechs Strafanzeigen aus und beschlagnahmte sechs Fahrzeuge. Drei Fahrer standen möglicherweise unter Drogen; die Polizei ordnete Blutproben bei ihnen an.
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In Dortmund gab es Kontrollen in der Innenstadt und in den Bereichen Hafen, Phoenix-West und Phoenixsee. Insgesamt kontrollierte die Polizei 515 Fahrzeuge und schrieb 72 Anzeigen wegen Verkehrsordnungswidrigkeiten. Rund 80 „szenetypische Fahrzeuge“ aus der Raser-, Poser- und illegalen Tuningszene seien an den bekannten Orten festgestellt worden, teilte die Polizei mit. Somit sei die Stadt auch am „Car-Friday“ kein Raser-Magnet. „Dies bestätigt die Entwicklung der letzten Monate und Jahre, die einen deutlichen Rückgang der Szene in Dortmund zeigt“, heißt es.
„Car-Freitag“ in Düsseldorf: Festnahme und Flucht vor der Polizei
Bei einer der Auto-Kontrollen in Düsseldorf gab es eine Festnahme: Gegen den Fahrer lagen laut Polizei zwei Haftbefehle vor. Zudem hielt er sich offenbar illegal in Deutschland auf. Ein 22-jähriger Mann war nach Angaben der Polizei außerdem ohne gültige Fahrerlaubnis unterwegs und flüchtete zu Fuß vor den Beamten. Er sei nach etwa 500 Metern Flucht festgenommen worden.
Auch Mitarbeiter der Düsseldorfer Stadtkassen sind bei den Kontrollen dabei, teilte die Polizei mit: So könnten vor Ort festgestellte offene Forderungen wie Bußgelder oder Steuerschulden noch vor Ort vollstreckt werden.
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Der sogenannte „Car-Freitag“ ist für die Szene traditionell der Saisonauftakt. Unter dem Motto „Rot für Raser“ hatte die Polizei in vielen Städten bereits im Vorfeld Kontrollen angekündigt und erklärt, gegenüber Rasern und Posern keine Toleranz zeigen. Die Stadt Paderborn hatte für Karfreitag sogar eine Allgemeinverfügung erlassen, die jegliche Treffen der Szene untersagt.
Ein „Highlight“ war für die Polizei im Kreis Euskirchen nach eigenen Angaben ein Pulk von fast 20 Lotus, Porsche, Ferrari und Lamborghini-Luxus-Sportwagen mehrere PS-Clubs, die im Konvoi auf dem Weg zum Nürburgring waren, so ein Polizeisprecher am Nachmittag. „Sonderliche Verstöße konnten bei ihnen nicht festgestellt werden“, teilte die Polizei mit.
Man habe den „Car Friday“ zum „förderlichen Dialog mit Technik- und Fahrzeugbegeisterten“ genutzt, aber einigen von ihnen auch die „gelbe Karte“ gezeigt, so die Kreispolizei Euskirchen weiter. Weil ein Großteil der Tuning-Szene an ihrem PS-Feiertag zur Rennstrecke Nürburgring in der Eifel pilgerte, waren „kreisweit mehrere Kontrollstellen aufgebaut“ worden.
„Wenn die Leute ihr Auto so schön finden, dass sie davor und damit posen möchten, können sie das gerne machen, solange der Straßenverkehr nicht beeinträchtigt wird. Auch gegen Tuning spricht nichts, solange die Vorschriften der Straßenverkehrzulassungssordnung uneingeschränkt beachtet werden,“ zitierte die Kreispolizei in ihrer Mitteilung vom Karfreitag NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).
Kreis Coesfeld: Nicht angeschnallter Beifahrer greift Polizisten an
In Senden im Kreis Coesfeld nahm die Polizei ebenfalls potentielle Raser in den Blick und es kam zu einer Gewalt-Attacke, als ein Polizei-Team gegen 13.30 Uhr ein Auto kontrollieren wollte, weil Insassen darin nicht angeschnallt waren. „Während der Überprüfung griff der Beifahrer zunächst die Beamtin und unmittelbar danach ihren Kollegen an“, teilte die Kreispolizei Coesfeld mit. Eine weitere Person, laut Polizei nicht aus dem Auto, mischte mit. Der Polizist wurde laut Polizei krankenhausreif verletzt, seine Kollegin musste ambulant versorgt werden. Die Unbekannte flüchteten, die Polizei fahndet nach ihnen.