Düsseldorf. Im Jahr 2021 wurden 693 Drogentote in NRW gezählt, das hat das Landeskriminalamt NRW veröffentlicht. Dies sei der höchste Stand seit 30 Jahren.

  • Die Zahl der Drogentoten hat sich in NRW innerhalb von vier Jahren mehr als verdreifacht.
  • Die häufigste Todesursache sei der Konsum von Opioiden und Opiaten - oft auch in Verbindung mit anderen Stoffen.
  • Der Anstieg der Todesfälle könnte durch die Corona-Pandemie mitverursacht worden sein, vermutet das NRW-Gesundheitsministerium.

Beunruhigende Zahlen zur Rauschgiftkriminalität: Die Zahl der Drogentoten ist in Nordrhein-Westfalen sprunghaft in die Höhe geschnellt. Binnen vier Jahren hat sie sich sogar mehr als verdreifacht. Mit einem Anstieg um 73 Prozent auf 693 Drogentote wurde 2021 der höchste Stand seit 30 Jahren erreicht. Das geht aus dem aktuellen Lagebild des Landeskriminalamts (LKA) NRW zur Rauschgiftkriminalität hervor.

Bundesweit lag der Anstieg der Drogentoten in diesem Zeitraum „nur“ bei 44 Prozent - einschließlich Nordrhein-Westfalen. Gemessen am Bevölkerungsanteil liegt die Zahl der Drogentoten in NRW inzwischen fast um das Doppelte über dem bundesweiten Niveau.

Drogenkriminalität in NRW: Chemische Drogen auf dem Vormarsch

Bei den Todesfällen nahm der Anteil von akuten Vergiftungen als Todesursache in NRW besonders zu. Die Todesfälle durch Fehler beim Konsum stiegen innerhalb eines Jahres um 400 Prozent von 4 auf 20 Todesfälle. Neben versehentlicher Überdosierung könne auch zunehmende Risikobereitschaft eine Ursache für den Anstieg der Todeszahlen sein, heißt es im LKA.

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Die häufigste Todesursache sei der Konsum von Opioiden und Opiaten - oft auch in Verbindung mit anderen Stoffen, berichtet die Suchtkooperation NRW in Köln. Abhilfe soll nun ein Nasenspray schaffen, denn viele der Todesfälle hätten durch den Einsatz des Sprays vermieden werden können, heißt es.

Projekt des Bundesgesundheitsministeriums für Opioid-Konsumenten

Das Medikament Naloxon könne als Nasenspray innerhalb weniger Minuten die atemlähmende Wirkung von Heroin, Fentanyl oder Morphin aufheben und so Leben retten. In einem vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Pilotprojekt soll möglichst vielen Opioid-Konsumenten gezeigt werden, wie sie im Notfall richtig handeln und das Spray verabreichen.

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Der Anstieg der Todesfälle durch die Corona-Pandemie mitverursacht worden sein, hatte das NRW-Gesundheitsministerium bereits vermutet. Niedrigschwellige Suchthilfeangebote seien zeitweise nur eingeschränkt verfügbar gewesen, die Drogenkonsumräume in NRW seltener aufgesucht worden. Die Pandemie habe auch die Zahl der Entgiftungsplätze vorübergehend reduziert.

Opioide: Epidemie in den USA und Kanada

Stark wirksame synthetische Opioide wie das Schmerzmittel Fentanyl hatten in den USA und Kanada eine Epidemie verursacht. Als Schmerzmittel verschrieben hatten sie Hunderttausende in die Abhängigkeit von Opioden geführt. Die Zahl der Drogentoten in den USA stieg zuletzt auf 107 000 pro Jahr.

Aufgrund der sehr viel höheren Potenz als Heroin sei Fentanyl außerordentlich gefährlich, warnt der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert. Bundesweit sei Fentanyl 2021 für insgesamt 102 Todesfälle mitverantwortlich.

Verdacht auf heimliches Beimischen in Straßenheroin

Seit vergangenem Dezember wird nun untersucht, in welchem Umfang illegal hergestelltes Fentanyl in der Drogenszene in Deutschland verbreitet ist. Dabei geht man mit Tests dem Verdacht nach, dass Fentanyl heimlich dem Straßenheroin beigemischt wird.

Die bundesweite Abfrage der Todesursachen bei den Drogentoten hatte 2020 zwar Hinweise auf Fentanyl-Todesfälle ergeben. Der stärkste Anstieg der Todesfälle von 95 Prozent innerhalb eines Jahres entfiel aber auf die „unbekannten Vergiftungen“.

Auch gestiegener Crack-Konsum in NRW zu beobachten

Der Anstieg der Todesfälle sei in NRW über alle Todesursachen hinweg zu beobachten - vor allem im Zusammenhang mit Opiaten und Opioiden, berichtet Dorothee Mücken von der Suchtkooperation NRW. In den Drogenkonsumräumen in Nordrhein-Westfalen sei allerdings auch ein gestiegener Crack-Konsum zu beobachten.

Auch abseits der Zahl der Drogentoten - gemeint sind nur Todesfälle im Zusammenhang mit illegalen Drogen - gibt das Lagebild des LKA einen düsteren Ausblick: Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fast zehn Prozent auf 74 600 Taten. Die bekannt gewordenen Fälle von Drogenhandel und -schmuggel stiegen um fast 25 Prozent. Bei der Beschaffungskriminalität wurde ein Plus von mehr als 20 Prozent registriert.

Online-Versandhandel von Drogen im Darknet boomt

Als eine Ursache des Anstiegs der Drogenkriminalität gilt seit einigen Jahren der florierende Postversand von Drogen dank boomendem Online-Versandhandel im Darknet. (dpa)