Düsseldorf. Die Zahl der Drogentoten steigt stark in NRW. Das Landeskriminalamt warnt vor einer möglichen Legalisierung von Cannabis.
Immer mehr Menschen in Nordrhein-Westfalen sterben an ihrer Drogensucht. „Der deutliche Anstieg der Zahl der Rauschgifttoten von 401 im Jahr 2020 auf 693 im vergangenen Jahr dürfte vor allem mit konsumbedingten Gesundheitsschädigungen bei Langzeitkonsumierenden zurückzuführen sein“, schreibt die Landesregierung in der Antwort auf eine Anfrage des Bochumer Landtagsabgeordneten Serdar Yüksel (SPD). Das Risiko werde aber auch für alle anderen Drogenkonsumenten immer größer, warnt das Landeskriminalamt (LKA) gegenüber dieser Redaktion.
Pandemie hinterlässt auch in der Drogenszene Spuren
Die Zahl der Drogentoten in NRW entwickelt sich sehr Besorgnis erregend: Sie stieg von rund 200 im Jahr 2017 auf den Rekordwert von zuletzt fast 700. Ein Faktor, der zu den gestiegenen Zahlen beigetragen haben könnte, ist laut der Landesregierung „die eingeschränkte Verfügbarkeit niedrigschwelliger Suchthilfeangebote während der Corona-Pandemie.“ So sei die Zahl der Konsumvorgänge in den Drogenkonsumräumen in NRW von etwa 298.000 Vorgängen im Jahr 2019 auf rund 212.000 im Jahr 2021 zurückgegangen.
„Hinter jedem einzelnen Drogentoten steckt ein persönliches Schicksal. Für uns in der Politik muss der Höchstwert ein Alarmsignal sein, gesellschaftlich gegenzusteuern“, sagte Serdar Yüksel, der den Petitionsausschuss des Landtags leitet. Es gebe nicht erst seit der Pandemie ein Problem mit Vorbeugung, Aufklärung und Betreuung. Seit vielen Jahren seien die Landesmittel für Hilfsangebote nicht mehr erhöht worden.
LKA: Drogen werden immer giftiger
In der Statistik zu den Drogentoten verbirgt sich ein weiteres Problem, vor dem das Landeskriminalamt eindringlich warnt. „Die Wirkstoffgehalte der Drogen wurden generell erhöht, und damit werden die Substanzen gefährlicher“, sagte LKA-Dezernatsleiter Colin Nierenz im Interview mit dieser Redaktion. In den 1980-er Jahren hätten zum Beispiel Cannabisprodukte einen Wirkstoffgehalt von sieben bis elf Prozent gehabt. Heute seien es teilweise mehr als 40 Prozent. Der Konsum dieser Produkte führe zu massiven Schädigungen des Gehirns.
Wie die Landesregierung mitteilt, sind nicht nur die Langzeitkonsumenten stark gefährdet. „Steigende Zahlen sind auch beim unmittelbar tödlichen Drogenmissbrauch festzustellen“, erklären das Gesundheits- und das Innenministerium in ihrer Antwort. 43 Menschen starben demnach im Jahr 2021 unmittelbar an Vergiftungen durch Opiate. Im Jahr davor waren es 13.
Risiko Cannabis-Legalisierung?
In einer Zeit, in der Drogen immer verfügbarer und in ihrer Zusammensetzung immer gefährlicher seien, sei der Ruf nach einer Legalisierung des Cannabiskonsums fatal, so das LKA. Die Ampel-Koalition im Bund bereitet einen legalen Markt für Cannabis vor. Dies würde nicht nur die Sicherheitsbehörden bei der Drogenkontrolle überfordern. Der Anbau sei auch sehr energieintensiv, so Colin Nierenz. Der Staat hätte in dieser Krise gar nicht den Strom dafür.
Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, glaubt hingegen, dass eine Legalisierung am Ende die Konsumenten schütze und den Kriminellen schade.