NRW. Viele Menschen sind bereit, Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich aufzunehmen. Welche Möglichkeiten es gibt und was es dabei zu beachten gilt.

Seit dem 24. Februar herrscht Krieg in der Ukraine, jeden Tag kommen mehr Ukrainerinnen und Ukrainer in Nordrhein-Westfalen an. Während einige bei Freunden oder Verwandten unterkommen, brauchen andere dringend eine Bleibe.

Das Land kündigte laut NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst an, seine Kapazitäten kurzfristig auf 25.000 Plätze hochzufahren. Aber auch immer mehr Privatleute helfen und sind bereit, Schutzsuchende in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus unterzubringen. Lesen Sie hier, welche Möglichkeiten es gibt, Flüchtlingen aus der Ukraine ein Zimmer oder eine Wohnung anzubieten – und was es dabei zu beachten gilt.

Kommunen koordinieren Wohnungsangebote

In einigen Städten werden die Wohnungsangebot von den Kommunen koordiniert. Wer Flüchtlingen eine Unterkunft anbieten will, kann sich etwa in Duisburg per E-Mail an wohnraumangebot@stadt-duisburg.de wenden oder in Düsseldorf an ukraine-hilfe@duesseldorf.de.

Bürgerinnen und Bürger in Dortmund, die Schlafmöglichkeiten anbieten wollen, können sich über ukraine@trainofhope-do.de an den Verein Train of Hope e.V. wenden, der sich bereit erklärt hat, entsprechende Angebote zu koordinieren. Wenn jemand abgeschlossenen Wohnraum zur Anmietung zur Verfügung stellen kann, ist die Stadt Dortmund der richtige Ansprechpartner: wohnraumukraine@stadtdo.de.

Wer in Oberhausen Wohnraum für ukrainische Geflüchtete anbieten möchte, kann sich per E-Mail an ukraine.hilfe@oberhausen.de ebenfalls an die Sozialverwaltung der Stadt wenden. Kurzfristig gebe es in den Oberhausener Flüchtlingsunterkünften 250 freie Plätze, zusätzlich 40 von der Stadt angemietete Wohnungen. heißt es. Die Stadt prüfe darüber hinaus, ob weitere Unterkünfte angemietet werden können. Lesen Sie hier: So bereitet sich Oberhausen auf Ukraine-Flüchtlinge vor.

Auch die Stadt Ennepetal im Ennepe-Ruhr-Kreis will vorbereitet sein auf die Unterbringung von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten. „Jeder, der eine Wohnung oder ein Zimmer oder eine anderen adäquate Unterbringungsmöglichkeit hat, kann sich gerne bei uns melden, so Bürgermeisterin Imke Heymann. Ansprechpartnerin ist Ehrenamtsbeauftragte Desirée Jacobi, Kontakt per E-Mail an djacobi@ennepetal.de. Mehr zum Thema lesen Sie hier.

Jeden Tag kommen mehr Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland an.
Jeden Tag kommen mehr Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland an. © Getty Images | Maja Hitij

Herne könne kurzfristig rund 400 Menschen unterbringen, so Oberbürgermeister Frank Dudda. Wer selbst helfen wolle, könne sich an das städtische Ehrenamtsbüro wenden. Die Kolleginnen und Kollegen sammelten die angebotenen Unterstützungsleistungen und koordinierten diese dann in den nächsten Tagen. Eine Mail an ehrenamt@herne.de genüge.

In Bochum stehen laut Sozialdezernentin Britta Anger 100 Plätze in bestehenden Unterkünften und 60 Wohnungen verfügbar. Weitere 150 Plätze sollen in einem Hotel geschaffen werden. Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) habe die Wohnungsunternehmen angeschrieben und um Unterstützung gebeten, sagte Stadtsprecher Thomas Sprenger Anfang März. Dazu sind auch private Vermieter aufgerufen. Lesen Sie hier: Hier können Bochumer Flüchtlingen Zimmer an bieten.

Um die Aktivitäten besser zu bündeln, hat die Stadt mit der Bochumer Ehrenamtsagentur (bea) eine Hotline eingerichtet. Sie ist unter der Rufnummer 0234 - 95 70 99 49 von Montag bis Freitag zwischen 10 und 16 Uhr erreichbar. Auch per Mail ist eine Kontaktaufnahme möglich: spontanhilfe@bochum.de.

Die neu gegründete „Task Force“ der Stadt Gelsenkirchen nimmt über die Mailadresse fluechtlingsunterbringung@gelsenkirchen.de alle Angebote entgegen. Ebenso hat die Stadt eine zentrale Hotline (0209 169 - 9000) geschaltet.

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GLS, Elinor, Ecosia und Betterplace: #unterkunft

Es gibt aber auch Initiativen wie #unterkunft, hinter der die Bochumer GLS-Bank, das GLS-Start-up „Elinor-Network“, der Suchmaschinenanbieter „Ecosia“ und die Spendenplattform betterplace.org. stecken. Privatleute können auf der Webseite unterkunft-ukraine.de Übernachtungsplätze anbieten, in dem sie das dortige Formular ausfüllen und angeben, wie viele Betten sie für wie lange zur Verfügung haben (mindestens zwei Wochen) und welche Sprachen im Haushalt gesprochen werden.

„,Betterplace’ übernimmt die Vermittlung – verknüpft also Angebote und Hilfesuchende“, erläutert GLS-Mitarbeiterin Angelika Ivanov. Am Donnerstagmorgen (10.3.) haben laut der Webseite bereits 130.156 Unterstützer 295.167 freie Betten angeboten.

Wohnungsvermittlung über Airbnb

Der Wohnungsvermittler Airbnb will bis zu 100.000 Flüchtlingen aus der Ukraine zumindest vorübergehend eine kostenlose Unterkunft vermitteln. Die Finanzierung würden das Unternehmen, Spenderinnen und Spender für einen speziellen Hilfsfonds sowie die Wohnungsbesitzer selbst übernehmen, teilte das US-Unternehmen am Montag (28.2.) mit. Vermieter können ihre Unterkunft kostenlos oder zu einem ermäßigten Preis auf Airbnb.org anbieten. Alternativ nimmt das Unternehmen auch Spenden entgegen, um noch mehr Menschen unterstützen zu können.

Civilfleet-Support: #LeaveNoOneBehind

Auch die Initiative #LeaveNoOneBehind, hinter der der gemeinnützige Verein Civilfleet-Support e.V. steckt, möchte Flüchtlinge aus der Ukraine mit solidarischen Menschen zusammenbringen. Auf der Internetseite https://ukraine.lnob.net/ haben Menschen die Möglichkeit, ihre Unterstützung anzubieten – beim Ankommen, mit Übersetzungen, Behördengängen, Patenschaften oder indem sie ihre Zimmer und Wohnungen anbieten. In einem Online-Formular können sie ihre Hilfsangebote eintragen. „In den nächsten Wochen senden wir euch Informationen über die jeweiligen Möglichkeiten oder leiten eure Angebote an Organisationen weiter“, heißt es auf der Webseite.

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Eine Frau geht mit ihrem Jungen an der Hand über den Bahnsteig. Sie kam mit einem Zug aus der Ukraine und wurde am Hauptbahnhof von Helfern in Empfang genommen.
Eine Frau geht mit ihrem Jungen an der Hand über den Bahnsteig. Sie kam mit einem Zug aus der Ukraine und wurde am Hauptbahnhof von Helfern in Empfang genommen. © dpa | picture alliance

Flüchtlinge privat aufnehmen: Das ist zu beachten

Sabine Kucharki aus Gelsenkirchen hat bereits Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Sie und ihre Mutter sorgen derzeit für Larysa S. und ihre beiden Söhne, den sechsjährigen Marko und den einjährigen Tomofin. Sie haben der Familie ein Zimmer zur Verfügung gestellt. „Mein Vater ist vor kurzer Zeit gestorben, deswegen haben wir jetzt einen Raum frei“, sagt die 40-Jährige. Lesen Sie hier den gesamten Artikel.

Einige Aspekte gilt es jedoch zu beachten, wenn Privatleute Geflüchtete aus der Ukraine in ihrer Wohnung oder ihrem Haus aufnehmen möchten:

Darf ich überhaupt Geflüchtete aufnehmen?

Ja. Ukrainische Staatsangehörige können visumsfrei nach Deutschland einreisen. Und sie dürfen wohnen, wo sie möchten. Für sie gilt in der EU ein Aufenthaltsrecht von 90 Tagen, das laut NRW-Ministerpräsident Hendirk Wüst (CDU) „unbürokratisch und problemlos“ um weitere 90 Tage verlängert werden kann.

Muss ich die Aufnahme von Flüchtlingen irgendwo melden?

Eine Anmeldung ist nicht zwingend erforderlich, aber sinnvoll. Denn nur mit einer Registrierung erhalten Geflüchtete die ihnen zustehenden Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (sofern Bedürftigkeit besteht). Darunter fallen laut Bundesinnenministerium „Leistungen zur Bestreitung des Lebensunterhalts und medizinische Versorgung“, also Essen, Kleidung, Kosten der Unterkunft, Gesundheitspflege sowie Hilfe bei Krankheit, Schwangerschaft und Mutterschaft.

Die Registrierung ist in Aufnahmeeinrichtungen oder Ausländerbehörden möglich. Die Behörden erhalten so auch einen Überblick über die Flüchtlingssituation im Land und können Hilfe besser koordinieren.

Sollten ukrainische Staatsangehörige Asyl beantragen?

Nein, das ist nicht nötig. Die EU-Staaten haben sich am 3. März darauf geeinigt, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine schnell und unbürokratisch aufzunehmen. Sie bekommen nach dem Aufenthaltsgesetz „vorübergehenden Schutz“, erst einmal für ein Jahr, maximal für drei Jahre. Damit dürfen sie in Deutschland und anderen Ländern der EU auch einer Arbeit nachgehen.

Muss ich meinen Vermieter um Erlaubnis fragen?

Nein, sagt der Deutsche Mieterbund. Wer zur Miete wohnt, darf grundsätzlich auch Geflüchtete in seine Mietwohnung aufnehmen. Denn in der Mietwohnung dürfen allein die Mieterinnen und Mieter entscheiden, ob und wann sie Besuch empfangen.

Wie lange darf ich Menschen aufnehmen, ohne meinen Vermieter informieren zu müssen?

Sechs bis acht Wochen. Diese Zeitspanne gilt laut Deutschem Mieterbund in jedem Fall als erlaubnisfreier Besuch. Dauert der Besuch aber länger, sollte der Vermieter bzw. die Vermieterin informiert und um Erlaubnis gebeten werden, um keine Kündigung des Mietverhältnisses zu riskieren. Ein Zeitraum von drei Monaten überschreitet in jedem Fall die normale Besuchsdauer und ist daher unbedingt erlaubnispflichtig.

Kann ich nur Kinder aufnehmen?

Unbegleitete minderjährige Kinder oder Jugendliche sind schutzbedürftig. Deshalb dürfen sie allein nicht aufgenommen werden. „Unbegleitete Minderjährige werden zunächst durch das vor Ort zuständige Jugendamt in Obhut genommen“, heißt es auf der Internetseite des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Wer helfen will, kann sich direkt an das örtliche Jugendamt wenden.

Wo können sich Schutzsuchende melden, die keine Unterkunft in Aussicht haben?

Geflüchtete aus der Ukraine, die keine Möglichkeit haben, in einer selbstorganisierten – also zum Beispiel in der Wohnung von Verwandten – oder in einer von der Kommune organisierten Unterkunft unterzukommen, sollen sich als schutzsuchend in der Landeserstaufnahme (LEA) Bochum melden und dort registrieren lassen, heißt es vom NRW-Integrationsministerium. Im Anschluss werden sie in einer Landesaufnahmeeinrichtung (Sammelunterkunft) untergebracht.