Essen/Aachen. Erstmals zeigen nationale Obduktionsdaten aus Unikliniken, dass auch ältere Menschen zumeist an und nicht mit dem Virus sterben.
In der Frage, ob Menschen an oder mit dem Corona-Virus sterben, haben Forschende der Uniklinik RWTH Aachen eine entscheidende Studie vorgelegt. In einer deutschlandweiten erstmaligen Auswertung von Obduktionsdaten haben sie festgestellt, dass das Virus in mehr als vier Fünftel der untersuchten Fälle tatsächlich die Todesursache gewesen ist.
„Die Daten haben gezeigt, dass 86 Prozent der Patienten an Covid-19 verstorben sind“, sagte Peter Boor, Leiter des Covid-19-Autopsie-Registers an der Uniklinik Aachen. „Das heißt, Covid-19 war die unmittelbare Todesursache bei diesen Patienten.“
Verstorben sind die Betroffenen der Studie zufolge zumeist an einem akuten Lungenversagen oder einem Multiorganversagen. Nur bei 14 Prozent der untersuchten Todesfälle war die Corona-Infektion nicht die unmittelbare Todesursache, sie begünstigte den Tod aber.
Daten aus rund 1100 Obduktionen in ganz Deutschland
Die anonymisierten Daten stammen aus Obduktionen von rund 1100 Covid-19-Verstorbenen, die an 32 vorwiegend universitären Kliniken bis Oktober 2021 untersucht worden waren. Auswirkungen der Omikron-Welle sind daher nicht erfasst.
Fast zwei Drittel der Verstorbenen waren männlich und zum Todeszeitpunkt zumeist im Alter zwischen 65 und 69 Jahren oder 80 und 84 Jahren. Die Frauen waren meistens älter als 85 Jahre. Zwischen dem ersten Auftreten von Symptomen oder einem positiven Corona-Test bis zum Tod der Infizierten sind in den meisten Fällen weniger als zwei Wochen vergangen.
Die Anzahl der untersuchten Fälle machen weniger als ein Prozent aller Todesfälle in der Pandemie in Deutschland aus. Abgedeckt sind zudem vor allem Fälle, in denen Menschen aufgrund besonders schwerer Covid-19-Erkrankungen an den hochspezialisierten Universitätskliniken behandelt worden sind. Laut Uniklinik bestätigten die Ergebnisse aber Auswertungen von Todesbescheinigungen und sie sind im Einklang mit Daten des Robert-Koch-Instituts.
Erste nationales Autopsie-Register machte weltweit größte Studie möglich
Möglich machte die Auswertung das im April 2020 in Aachen eingerichtete deutsche Covid-19-Autopsie-Register. In dem nationalen Register sollen Obduktionsergebnisse der an Covid-19 verstorbenen Menschen in Deutschland gesammelt und ausgewertet werden. Rund drei Viertel aller nationalen Universitätsinstitute für Pathologie, Neuropathologie und Rechtsmedizin, aber auch fünf nicht-universitäre Zentren, beteiligen sich an dieser weltweit ersten Datenbank seiner Art.
Die jetzt vorgelegte Studie ist nach Angaben der Autorinnen und Autoren die größte multizentrische Studie weltweit.
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