Werne. „Die Zukunft zählt, nicht die Herkunft“, sagt SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty. Was er will und wie er wirkt, lesen Sie hier.

Thomas Kutschaty (53) ist mit einem „Traumergebnis“ in den Wahlkampf gestartet: Mit fast 97 Prozent der Stimmen machte ihn ein digitaler Landesparteitag zum Spitzenkandidaten.

Das Leitthema:

„Für euch gewinnen wir das Morgen“ ist die Überschrift über dem SPD-Wahlkampf. Dahinter steckt ein ur-sozialdemokratisches Ziel: Gerechtigkeit. „Für uns zählt die Zukunft, nicht die Herkunft“ sagt Kutschaty. Mit vier Kern-Botschaften will er Wählerinnen und Wähler von der SPD überzeugen: bezahlbare Wohnungen, gute Bildung für alle Kinder unabhängig vom Geldbeutel der Eltern, ein Gesundheitssystem, das den Patienten in den Mittelpunkt stellt sowie die Verwandlung NRWs in ein modernes, klimaschützendes Industrieland.

Die Inszenierung:

Kutschaty inszeniert sich als Gegenentwurf zum Ministerpräsidenten. Der wird als kühler Vertreter einer Elite gesehen. Ein Feind des Mieterschutzes, der sich nicht mal traut, Schule zur „Chefsache“ zu machen, sondern die umstrittene FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer in der Pandemie schalten und walten lässt.

Dagegen steht der Anti-Wüst: Ruhrgebiets-Protagonist Kutschaty, der dank seiner Eltern und der SPD-Sozialpolitik den „Bildungsaufstieg“ geschafft hat. Kind eines Eisenbahners und einer Verkäuferin aus Essen-Borbeck, aufgewachsen in einer Mini-Wohnung ohne Kinderzimmer, der als junger Anwalt Mieter verteidigt hat. Einer, der sich um jene kümmert, die für kargen Lohn schuften, Büros putzen, Supermarktregale auffüllen, Pakete und Essen ausliefern. Als er Justizminister war, umgab ihn die Aura eines „Staatsnotars“. Inzwischen zeigt sich Kutschaty mit Frau, Söhnen und Tochter und legt Wert auf seine Arbeiter-Wurzeln.

Der Stil:

Im Landtag gibt sich Kutschaty bissig, der digitale Parteitag nahm ihm die Chance, rhetorisch zu glänzen. Nüchtern-sachlich blieb die Rede, im Hintergrund aufgehübscht durch blauen Morgenhimmel, Oberhausens Gasometer und Windräder. Seine Garderobe: schlicht und anti-elitär mit offenem Hemdkragen. Motto: Nicht auf dicke Hose machen.

Der beste Spruch:

„Im vergangenen Jahr habe ich drei starke Frauen am Düsseldorfer Flughafen getroffen. Sie arbeiten bei einem Autovermieter, der durch provokante Werbung auffällt, und wollten einen Betriebsrat gründen. Wisst ihr, was die Reaktion der Unternehmensleitung war? Eine Kündigung und zwei dringende Empfehlungen, einen Auflösungsvertrag zu unterschrieben. Wer so mit Beschäftigten umgeht, der hat uns zu seinem erbitterten Gegner.“

Der Rückhalt:

Die Partei stehe geschlossen „hinter jemandem steht, der es verdient“, lobte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach den Spitzenkandidaten Kutschaty in einem Grußwort. Mit Kutschaty kehre die SPD zurück zu ihrer Kernkompetenz. Als Mit-Wahlkämpfer sendeten Kanzler Olaf Scholz und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Solidaritätsbekundungen für Kutschaty. „Wahlkampf ist ein Marathon und endet mit einem Schlussspurt“, sagte Dreyer. Bei der Bundestagswahl habe das großartig geklappt. Der Kanzler sagte, NRW brauche „einen Aufbruch.“ Kutschaty sei dafür der Richtige.

Der Themen-Fokus:

Das SPD- „Regierungsprogramm“ in Zahlen: 100.000 neue Wohnungen jedes Jahr, 1000 Talentschulen in benachteiligten Quartieren, null Euro Kita-Gebühren, keine Klinikschließung, keine Straßenausbaubeiträge mehr. Ein 30 Milliarden Euro schwerer „Transformationsfonds“ soll als Turbo für den Klima-Umbau der Wirtschaft wirken. Schüler sollen gratis Bus fahren können, die Städte entschuldet und Arbeitnehmer stärker an „Unternehmensgewinnen“ beteiligt werden.