Düsseldorf. Im Strafvollzug in NRW hat sich die Zahl der Selbstmorde im Jahr 2020 verdoppelt. Das belegt der Jahresbericht des Justizvollzugsbeauftragten.

Der Justizvollzugsbeauftragte des Landes NRW, Prof. Michael Kubink, sorgt sich wegen einer Verdopplung der Suizide in den Gefängnissen in 2020. Laut seinem jetzt veröffentlichten Jahresbericht nahmen sich 23 Gefangene das Leben - 2018 und 2019 habe die Zahl noch bei elf gelegen.

Da die Gefängnisse wegen der Corona-Pandemie 2020 mit deutlich weniger Häftlingen belegt waren, fallen die Zahlen laut Kubink besonders deutlich auf. Möglicherweise, so Kubink, könnte der Anstieg eine Folge der Einschränkungen durch Schutzmaßnahmen wie Besuchsverbote und reduzierte Vollzugslockerungen „während der langen Phasen des Lockdowns“ sein.

Corona-Beschränkungen haben den Gefängnisinsassen „merklich zugesetzt“

Die hätten den Gefangenen in Summe psychisch „merklich zugesetzt“. Ob dies tatsächlich die Erklärung sei, werde wohl erst ein Vergleich mit den Zahlen für 2021 klären. Inzwischen wurden die Maßnahmen wieder gelockert.

Kubink berät das Justizministerium in grundsätzlichen Angelegenheiten des Justizvollzugs, insbesondere bei dessen Fortentwicklung. Er ist auch Ansprechpartner für Gefangene und Bedienstete. Mit 298 Eingaben bekam Kubink 2020 wesentlich weniger als sonst.

Als eine mögliche Erklärung heißt es in dem Jahresbericht: „Viele Inhaftierte befinden sich gewissermaßen im „Stand-by-Modus“ und erwarten recht geduldig Reduzierungen ihrer Beschränkungen.“ Andere „Begehrlichkeiten“ würden zudem durch Corona zurückgedrängt. (dpa)