Duisburg. Der Gefängnisalltag wird von strengen Corona-Regeln beherrscht. Wie die JVA Hamborn Gefangene und Mitarbeiter vor Infektionen schützt.
In der JVA Hamborn hatten sie bisher Glück. Einige Monate nach Beginn der Corona-Pandemie gab es im Gefängnis an der Goethestraße noch keine bestätigte Infektion. Zufall ist das nicht – der Knastalltag wird von strengen Abstandsregeln bestimmt. Die schützen Gefangene und Mitarbeiter vor Infektionen, führen aber auch zu Vereinsamung.
Auch interessant
Besonderer Schutz ist vor allem da wichtig, wo sich Häftlinge untereinander oder mit JVA-Beamten auf engem Raum begegnen. „Unsere Maßnahmen sind vergleichbar mit denen draußen“, sagt Anstaltsleiter Stefan Cassone. Es wird Wert auf Desinfektion und die Einhaltung von Abstandsregeln gelegt. Besuche sind derzeit nur unter strengen Auflagen möglich, nachdem sie zuvor sogar für einige Wochen fast vollständig ausgesetzt waren.
Haftausgänge sind in der JVA Hamborn seit kurzem wieder möglich
Auch weitere so genannte „vollzugsöffnende Maßnahmen“ – dazu gehören zum Beispiel Haftausgänge – können erst seit kurzem wieder häufiger stattfinden, wobei die Situation je nach Entwicklung der Pandemie immer im Auge behalten wird. Gruppensitzungen finden nur noch mit eingeschränkter Teilnehmerzahl und entsprechendem Abstand statt, ebenso wie Hofgänge. Das Essen wird sowieso auf dem Haftraum serviert – es gibt keine Essensräume, in denen sich die Häftlinge treffen und anstecken könnten. In der JVA sitzen derzeit rund 250 Menschen ein.
Verdachtsfälle gab es in Hamborn bereits. „Die haben sich alle Gott sei Dank nicht bestätigt“, sagt Cassone. Neue Gefangene werden zunächst rein vorsorglich für zwei Wochen getrennt von anderen Insassen untergebracht – sofern sie nicht aus einem anderen Gefängnis kommen, sondern noch nicht länger als zwei Wochen im Justizvollzug sind. Gefangenentransporte, beispielsweise zu Gerichtsterminen oder in andere Gefängnisse, werden oft im Einzeltransport durchgeführt.
In Duisburger JVA sind vor allem Untersuchungshäftlinge untergebracht
Für die Häftlinge bedeutet das zwar eine geringere Ansteckungsgefahr, aber auch mehr Isolation. „Es ist definitiv eine sehr extreme psychische Belastung. Wir können eigentlich froh sein über jeden, der wirklich noch Ruhe bewahrt und nicht ausflippt“, sagte Manuel Matzke bereits vor einigen Wochen, als die Einschränkungen noch härter waren. Er ist Sprecher der Gefangenengewerkschaft GGBO, die sich für die Belange von Menschen im Justizvollzug einsetzt.
[Alle aktuellen Entwicklungen rund um das Coronavirus in Duisburg lesen Sie jeden Abend im Duisburg-Newsletter. Jetzt kostenlos für den Newsletter anmelden.]
Im Hamborner Gefängnis werden im Schwerpunkt Untersuchungshäftlinge untergebracht. Außerdem noch solche Straftäter, die Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten verbüßen müssen. Daher ist die Herausforderung eine andere, als in solchen Gefängnissen, in denen etwa lebenslängliche Freiheitsstrafen verbüßt werden.