Düsseldorf. Bis zu den Osterferien kehren die Kinder und Jugendlichen zumindest tageweise wieder in den Präsenzunterricht zurück.
In NRW kehren ab dem 15. März Schüler aller Jahrgänge und Schulformen zumindest tageweise in den Präsenzunterricht zurück. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sprach am Freitag von einer „guten Nachricht für Schüler und Eltern“. Die Kinder erhielten „ein Stück schulischer Normalität und einen Teil ihrer Kindheit zurück“. Die vielen Wochen Distanzunterricht hätten den Familien „unglaublich viel abverlangt“, so die Ministerin.
Mindestens bis zu den Osterferien, die am 29. März beginnen, wird in NRW den Schülern ein „eingeschränkter Präsenzunterricht im Wechselmodell“ angeboten: Klassen und Kurse werden geteilt, so dass stets nur die Hälfte der Schüler tage- oder wochenweise in der Schule sind, die andere Hälfte im Distanzunterricht.
Wechselunterricht wohl auch nach den Osterferien
Die Schulministerin geht davon aus, dass für alle Kinder auch nach den Osterferien Wechselunterricht möglich sein dürfte. Grund- und Förderschüler der Primarstufe werden schon seit dem 22. Februar in einem solchen Wechselmodell unterrichtet. Abschlussklassen können seitdem sogar in voller Klassenstärke in die Schulen.
Angst vor Stress und Prüfungen müssen die Kinder und Jugendlichen in den kommenden Tagen nicht haben. Die „Leistungsüberprüfung“ werde nicht im Mittelpunkt stehen, steht in einer Schulmail der Landesregierung. Lehrer sollten sich im direkten Kontakt mit den Kindern zunächst einen Eindruck verschaffen, wie es ihren Schülern ergangen sei, so Gebauer.
SPD: "Hätten wir auch schon früher haben können."
Die Rückkehr in die Schulen, die auch in den anderen Bundesländern bevorsteht, stieß in NRW auf ein geteiltes Echo. Die SPD signalisierte Zustimmung: „Endlich macht die Landesregierung den Solinger Weg für den Wechselunterricht an Schulen frei“, sagte der SPD-Schulexperte Jochen Ott. Dieses Modell wäre schon viel früher möglich gewesen.
Opposition und Lehrerverbände wiesen auf offene Fragen zum Testen von Schülern und Lehrern und zum Impfen der Pädagogen hin. „Wer Schulen öffnen will, muss impfen und testen“, sagte Maike Finnern, Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Die GEW schlägt mobile Impfdienste vor, die an die Schulen kommen.
Elternverband: "Das wird ein Schmalspur-Unterricht"
Für die Landeselternschaft der integrierten Schulen (Leis) ist die Vorstellung von normalem Unterricht ab Montag „eine Illusion“. Leis-Vorsitzender Ralf Radke glaubt: „Es wird in Qualität und Quantität ein Schmalspur-Unterricht sein.“
„Nur kurz in der Schule vorbeizuschauen kann nicht die Lösung für unsere Kinder sein. Wir brauchen endlich ein Konzept, wie regelmäßiger Schulbetrieb unter den gegebenen Bedingungen möglich ist“, schreibt Jutta Löchner, Vorsitzende der Landeselternschaft der Gymnasien NRW, in einer Mitteilung.
Besonders hart kritisierte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, die Öffnung der Schulen in Deutschland: „Die Rückkehr aller Klassen an die Schulen ist eine Forderung für eine Zeit, in der Lehrkräfte geimpft sind, die Teststrategie implementiert ist und die Hygieneregeln eingehalten werden können. Also nicht jetzt.“
VBE-Landeschef Stefan Behlau kommentierte die Öffnung vorsichtiger, aber ebenfalls kritisch: „Es ist richtig, dass den Schulen bis zum 15. März Vorlauf gegeben wird, denn sie leisten bereits Distanz- und Präsenzunterricht sowie Notbetreuung.“ Behlau warnte zugleich vor neuen Infektionsrisiken. „Der Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht ist mit Blick auf das Infektionsgeschehen nur in den vorgesehenen Wechselmodellen denkbar“, erklärte er. „Die Sehnsucht nach Normalität und der damit verbundene Druck darf nicht zu voreiligen Schritten führen.“ Ansonsten wäre erneut eine rasche Rückkehr zum Distanzunterricht nötig.
Schulleitungsvereinigung zufrieden. "Normalbetrieb" sei aber nicht in Sicht
Ein Schulleiterverband begrüßte die Pläne der Landesregierung, ab 15. März wieder alle Schüler zumindest teilweise in die Schulen zu holen. „Eltern und Schüler sollten aber nicht erwarten, dass wir damit wieder einen Normalbetrieb an den Schulen haben“, sagte Harald Willert, Vorsitzender der Schulleitungsvereinigung (SLV) NRW. Vorrang hätten die Abschlussklassen.
„Dass alle Schüler zum Beispiel der achten Klasse wieder 32 Unterrichtsstunden in der Woche haben, wird es nicht geben“, so Willert. Dies scheitere an der räumlichen und personellen Ausstattung vieler Schulen. Es werde daher ein reduziertes Unterrichtsangebot geben müssen. „Wir sind aber glücklich darüber, dass die Unterrichtsorganisation selbst organisieren dürfen. Das war seit langem unsere Forderung“, betont der SLV-Vorsitzende.
Hochschulen rufen ebenfalls nach mehr Präsenzbetrieb
Angesichts der bevorstehenden Öffnung der Schule melden sich übrigens auch die Hochschulen zu Wort. Studierende und Hochschulen würden bei den Strategien der Pandemie-Bekämpfung bislang weitgehend übergangen, klagt die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn. Sie müssten aber in den Szenarien für das weitere Vorgehen unbedingt mitgedacht werden, forderte HRK-Präsident Prof. André Alt. Auch Hochschulen und Studierende hätten ein großes Interesse daran, möglichst bald in den Präsenzbetrieb zurückzukehren. Wie an den Schulen müssten Testkonzepte erprobt und kostenlose Schnelltests für alle Hochschulangehörigen angeboten werden.