Düsseldorf. NRW holt noch vor den Osterferien Schülerinnen und Schüler auch an weiterführenden Schulen in den Präsenzunterricht zurück – zumindest tageweise.
- NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) will Mitte März weitere Schülerinnen und Schüler in NRW in die Schulen zurückholen.
- Bis zu den Osterferien soll Präsenzunterricht bei halbierter Klassenstärke im Wechselmodus erteilt werden
- Gebauer informiert am Freitagmittag in einer Pressekonferenz über die Pläne
Nordrhein-Westfalen holt ab 15. März auch alle Schüler der weiterführenden Schulen zumindest tageweise in die Klassen zurück. Geplant sei vorerst bis zu den Osterferien ein Unterricht bei halbierter Klassenstärke im Wechselmodus, schrieb das NRW-Schulministerium am Freitag in einer Mail an die Schulen. Kein Schüler solle dabei länger als eine Woche ohne Präsenzunterricht zu Hause lernen müssen.
In der Sekundarstufe I sollen grundsätzlich konstante Lerngruppen gebildet werden, um so eine "Durchmischung" zu vermeiden. Mit Blick auf die Haupt- oder Förderschulen hieß es, da dort die Lerngruppen häufig sehr klein seien, könnten die Schulleitungen prüfen, ob ein Präsenzunterricht in voller Klassenstärke möglich sei.
Rückkehr in den Präsenzunterricht: Erstmal Aufarbeitung statt Leistungsüberprüfung
Bevor der normale Unterricht beginnen können, müssten die Schüler aber auch erst einmal "emotional" an die Schule zurückkehren. Zuerst müsse es aber Raum für die Wiedersehenfreude und die Aufarbeitung der vergangenen Wochen geben, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitagmittag in einem Pressegespräch.
Gebauer: "Der Distanzunterricht hat gut funktioniert, aber die gut dreieinhalb Monate haben Kindern und Familien viel abverlangt." Mittelpunkt in den ersten Tagen sei deshalb nicht die Leistungsprüfung, zunächst sollten sich Lehrer einen persönlichen Eindruck verschaffen, wie es den Schülern beim Home-Schooling ergangen ist.
Gebauer rückt von Inzidenz-Grenzwert ab: "Verlieren sonst die Kinder"
Die Ministerin hatte Pläne in diese Richtung bereits vor dem Corona-Gipfel von Bund und Ländern in einem Interview angekündigt. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte dazu nach der Ministerpräsidentenkonferenz zunächst nichts gesagt und auf Gespräche mit Eltern- und Lehrerverbänden verwiesen.
Gebauer rückt bei ihren Plänen der Bedingung ab, dass vor einer Ausweitung des Betriebs in den Schulen die Inzidenz unter 50 sinken müsse. Bisher hatte sie gesagt, erst wenn diese Zielmarke stabil erreicht sei, werde die Landesregierung über eine Erweiterung des Präsenzunterrichts entscheiden. Begründung für den Kurswechsel: „Das ist in meinen Augen der sinnvollste Weg – sonst verlieren wir die Kinder.“
Ein regulärer Ganztagsbetrieb findet bis zu den Osterferien nicht statt. Wie es dann nach den Osterferien weiter geht, ob die Schulen dann komplett zum Präsenzunterricht zurückkehren oder weiter im Wechsel unterrichtet wird, hänge vom Infektionsgeschehen zu diesem Zeitpunkt ab. Von einer pauschalen Verkürzung der Sommerferien, wie sie Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann vorgeschlagen hat, hält Gebauer nichts.
Wechselmodell für Grund- und Förderschüler seit dem 22. Februar
Am 22. Februar hatte für Grund- und Förderschüler der Primarstufe ein Wechselmodell aus Distanz- und Präsenzunterricht begonnen. Die Abschlussjahrgänge, die seitdem ebenfalls zu den ersten Schulrückkehrern gehören, dürfen sogar in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden.
Gebauer sagte in einem Interview: „Bei höherer Inzidenz brauchen wir mehr Anteile von Wechselunterricht, bei niedrigeren mehr Präsenzanteile.“ Mittlerweile bekomme sie Hilferufe von Eltern, die Situation verschärfe sich in allen Familien. „Wenn wir es nun durch regelmäßige Testungen zulassen, dass wieder mehr Kinder mit mehr Präsenzunterricht in die Schulen können, kehrt ein wenig Normalität in die Gesellschaft insgesamt zurück.“
Lehrergewerkschaft VBE spricht von „Kurswechsel“
Die Lehrergewerkschaft VBE sprach von einem „Kurswechsel“. Die Abkehr vom Wert 50 als dem „Maß aller Dinge“ zeige erneut, dass auf politische Aussagen „wenig Verlass“ sei. Wenn es nun zu weiteren Öffnungen an den weiterführenden Schulen komme, dürfe das nur mit Wechselmodellen und festen Lerngruppen erfolgen. (dpa)