Essen. Warum schaffen es manche Schulen, digitale Fähigkeiten besser zu vermitteln als andere? Eine neue Studie zeigt, was diese Schulen besser machen.

Corona schickte in NRW kurz vor den Herbstferien rund 18.000 Schüler und 1700 Lehrkräfte in die Quarantäne. Immer wichtiger wird es daher, die Schüler auch digital zu unterrichten und zu erreichen. Wie dies gelingen kann und welche Schulen dabei besonders erfolgreich sind, hat die Studie „Digitales Potenzial“ im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland beleuchtet. Danach gelingt es einigen Schulen trotz durchschnittlicher technischer Ausstattung deutlich besser als anderen, die Schüler fit zu machen für die Digitalisierung. Die Frage ist: Was machen diese Schulen anders?

Wie erfolgreich Schulen in NRW digitale Fähigkeiten vermitteln, hängt zumeist erheblich von der Schulform ab. So verfügen Achtklässer an Gymnasien im Schnitt über deutlich höhere digitale Fertigkeiten als ihre Altersgenossen an anderen Schulformen. Das hat eine Vergleichsstudie im Jahr 2018 (ICILS) aufgezeigt. Dabei wurde aber deutlich, dass einige nicht-gymnasiale Schulen (Haupt-, Real-, Sekundar- oder Gesamtschulen) es schaffen, dieses Muster zu durchbrechen und besonders erfolgreich bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen zu sein.

Merkmale von „digitalen Optimalschulen“

In der aktuellen Studie werden diese Schulen „digitale Optimalschulen“ genannt und beleuchtet. Warum diese Schulen so erfolgreich sind, hat sich die Paderborner Erziehungswissenschaftlerin Birgit Eickelmann auf Basis der ICILS-Daten genauer angeschaut. Ziel ist es, besser zu verstehen, welche Erfolgsfaktoren diese Schulen nutzen und welche Konzepte andere Schulen übernehmen könnten.

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Ein Merkmal dieser „digitalen Optimalschulen“ ist, dass die Schülerinnen und Schüler über überdurchschnittlich hohe digitale Kompetenzen verfügen. Den „digitalen Optimalschulen“ gelingt es demnach, etwa ein Drittel der Schülerschaft auf die höchsten Kompetenzstufen zu heben und damit einen größeren Anteil als im Durchschnitt aller Schulen in Deutschland (24 %). Zugleich fallen nur halb so viele Schüler (16 %) auf die unteren Kompetenzstufen zurück wie im bundesweiten Durchschnitt (33 %).

Mehr Chancengerechtigkeit

Die Erfolge seien umso bemerkenswerter, weil es den Schulen gelinge, bestehende Ungleichheiten auszugleichen. „Konkret heißt dies, dass es an diesen Schulen keine signifikanten Leistungsunterschiede in den digitalen Fähigkeiten nach Geschlecht, Migrationshintergrund oder der sozialen Lage gibt“, so die Studie. „Die digitalen Optimalschulen zeigen, dass sie bei allen Schülern die digitalen Kompetenzen gezielt fördern und gleichzeitig chancengerecht sind“, sagt Studienautorin Birgit Eickelmann. „Damit können diese Schulen in doppelter Hinsicht beispielgebend für andere Schulen im Land sein.“

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Technisch sind diese „Optimalschulen“ weder besser noch schlechter ausgerüstet als andere Schulen, doch der Einsatz der Technik wird besser mit den eigenen Unterrichtskonzepten verzahnt. Daher sind die Lehrkräfte gar nicht so unzufrieden mit der Ausstattung wie ihre Kollegen an anderen Schulen. Zugleich setzen sie die Technik vielfältiger ein. Zwei Drittel (69 %) verwenden digitale Technik häufig oder immer im Unterricht. Im Durchschnitt aller Schulen sind es laut Eickelmann nur 44 Prozent. Neben dem Einsatz im Frontalunterricht nutzen die Lehrkräfte die Medien aber auch stärker für die individuelle Förderung ihrer Schüler.

Lehrkräfte bilden sich regelmäßig fort

„Digitale Optimalschulen“ nutzen zudem häufiger als andere Schulen Apps, digitale Lernspiele sowie interaktive Lernprogramme. Sie setzen auch stärker auf grundlegende Computeranwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation oder Präsentationsprogramme, ergab die Analyse.

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Auffällig sei zudem, dass die Lehrkräfte ihre digitalen Fähigkeiten gezielt weiterentwickeln. Mehr Kollegen als an anderen Schulen bilden sich im Umgang digitaler Medien speziell für ihr Fach fort. Fast die Hälfte der Lehrkräfte an „digitalen Optimalschulen“ hatte sich bereits vor 2018 weitergebildet – im bundesweiten Durchschnitt sind es nur etwa ein Drittel.

Vorbild für andere Schulen

Die Analyse zeige, so Studienautorin Eickelmann, dass es nicht den einen entscheidenden Faktor gibt, der für den besonderen Erfolg in der Vermittlung digitaler Fähigkeiten verantwortlich ist. „Aber wir erkennen jetzt zentrale Stellschrauben für konkrete Maßnahmen, die auch andere Schulen übernehmen können“, sagt Eickelmann. „Es liegt noch viel Potenzial in den Schulen, das wir noch gar nicht richtig sehen und nutzen“, ist sie überzeugt.