Düsseldorf. In zweieinhalb Wochen soll wieder regulärer Schulbetrieb starten. Jetzt hat die Landesregierung skizziert, wie das in Pandemie-Zeiten gehen soll.
Zweieinhalb Wochen vor dem Ende der Sommerferien arbeitet die schwarz-gelbe Landesregierung an einem regulären Schuljahresbeginn für landesweit 2,5 Millionen Schüler an 6000 Schulen mit rund 200.000 Lehrern. Nach monatelangem „Lernen auf Distanz“ mit nur wenig Präsenzunterricht soll trotz aktuell wieder steigender Corona-Infektionrate ein weitgehend normaler Schulbetrieb starten. Das machte Schul-Staatssekretär Mathias Richter am Freitag deutlich.
Die Landesregierung stellt sich darauf ein, dass nach den Ferien rund 15 Prozent aller Lehrer in NRW nicht im Klassenraum eingesetzt werden können. Zum „normalen“ Krankenstand von rund sieben Prozent wird es rund acht Prozent der Pädagogen geben, die ein „Corona-Attest“ vorlegen können. Auch wenn etliche dieser Lehrer mit anderen schulischen Aufgaben und der Unterrichtsvorbereitung von zuhause aus betraut werden, will das Land mit einem Bündel an Maßnahmen kurzfristig mehr als 1600 weitere Kräfte gewinnen.
G9-Lehrerstellen werden zur Corona-Reserve
So sollen zum neuen Schuljahr bereits 800 von insgesamt fast 4000 Gymnasialstellen vorzeitig besetzt werden, die eigentlich erst mit der vollständigen Rückkehr zum G9-Abitur im Jahr 2026/27 geschaffen worden wären. Die frisch ausgebildeten Studienräte sollen neben ihrem Stamm-Gymnasium auch an Haupt-, Real- oder Grundschulen eingesetzt werden können.
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Richter sprach von der „wichtigsten und wirkungsvollsten Maßnahme“ zur Beseitigung von Lehrerengpässen. Trotz des Bewerbermangels in Fächern wie Mathe, Physik oder Informatik gebe es insgesamt landesweit 5000 ausgebildete Gymnasiallehrer, die eine Stelle suchten.
Vertretungslehrer können leichter angeheuert werden
Deutlich erleichtert wird auch das Engagement von Vertretungskräften, die ab sofort befristet bis zu zwei Jahren eingestellt werden können. Konnte bislang nur eine konkret vorhandene Stelle nachbesetzt werden, um Schwangerschaften oder langfristige Erkrankungen aufzufangen, sollen die Schulleitungen nun auch auf allgemeine Engpässe mit der Einstellung von Vertretungskräften reagieren dürfen.
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An den Grundschulen sollen zudem weitere 400 sozialpädagogische Fachkräfte zur Unterstützung angeheuert werden. Neu ist auch die Einführung von einer Art Arbeitszeitkonten: Lehrer sollen vorübergehend mehr wöchentliche Pflichtstunden erteilen, dafür aber im darauffolgenden Schuljahr wieder entlastet werden. So sollen zwischenzeitliche Corona-Engpässe nach den Sommerferien aufgefangen werden.
Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer kritisierte es jedoch als „Schönfärberei“, dass das Schulministerium den Eindruck zu vermitteln versuche, die Corona-bedingten Ausfälle für den Neustart des Präsenzunterrichts seien in den Griff zu bekommen. Beim grundsätzlichen Lehrermangel seien nun weitere rund 30.000 Pädagogen nicht einsatzfähig.