Düsseldorf. . Manche Schulen sagen Abschluss-Veranstaltungen wegen Corona ab. NRW-Schulministerin betont, sie sind erlaubt und rechtfertigt Grundschul-Öffnung.
Der Schulstart in NRW wird von Corona-Diagnosen überschattet. Allein im Regierungsbezirk Arnsberg gab es am Mittwoch in sechs Grundschulen aktuelle Fälle: an drei Schulen in Bochum, außerdem in Dortmund, Werne und Kreuztal. Ein Sprecher der Bezirksregierung sprach von Einzelfällen, die nicht zu Schulschließungen führten. In Wuppertal wurde aber eine Grundschule geschlossen, weil ein Schüler positiv getestet worden war. Positive Tests gab es zudem an Grundschulen in Düsseldorf, Ahlen und im Kreis Steinfurt. Lerngruppen wurden in Quarantäne geschickt.
Schulministerin: "Kinder haben ein Recht auf Bildung"
Vor dem Schulausschuss des Landtages NRW hatte die wegen ihrer kompromisslosen Öffnungspolitik umstrittene Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) die Rückkehr der Grundschulen zum Regelbetrieb am Mittwoch verteidigt. Die Pandemielage habe sich zuletzt deutlich entspannt, daher sei dieser Schritt möglich und geboten. Die Auswirkungen des wochenlangen Schulausfalls auf die Kinder und ihre Familien seien enorm. „Kinder haben ein Recht auf Bildung, und sie brauchen Kontakt zu Gleichaltrigen. Jeder Tag Bildung zählt für die Jüngsten“, sagte Gebauer.
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Natürlich müssten die Grundschulen den Normalbetrieb an das vorhandene Lehrpersonal und ihre eigenen Möglichkeiten vor Ort anpassen. An den weiterführenden Schulen wäre eine Rückkehr zum Regelbetrieb deutlich schwerer, weil die Abstandsregeln dort eingehalten werden müssten. Dies soll aber nach Möglichkeit nach den Sommerferien geschehen.
Lehrerverband: Öffnung der Grundschulen verursacht "Unruhe und Frust"
Der Verband Bildung und Erziehung in NRW (VBE) erklärte anlässlich der Schulausschuss-Sitzung am Mittwoch, die Öffnung der Grundschulen verursache „Unruhe, Frust und Enttäuschung“. Die aus Sicht der Gewerkschaft überraschende Entscheidung, doch noch vor den Sommerferien den Regelbetrieb aufzunehmen, machte viele Lehrer fassungslos, sagte VBE-Landesvorsitzender Stefan Behlau.
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Den Verband erreichten hunderte kritische Rückmeldungen aus der Schulpraxis, so der VBE. Schulministerin Yvonne Gebauer soll diese Statements nun anonymisiert erhalten. „Viele Kolleginnen und Kollegen sind verärgert, auch weil ihnen das Gefühl vermittelt wird, dass ihre Arbeit für das Lernen auf Distanz, die Notbetreuung, das rollierende System, die Einhaltung der Hygienepläne und vieles, vieles mehr nicht mehr gesehen wird. Wir hoffen sehr, dass der Ausspruch ‚Jeder Tag zählt‘ die Corona-Krise überdauert und endlich Auswirkungen auf eine nachhaltige Schul- und Bildungspolitik der Landesregierung hat“, wetterte Behlau.
Schulministerin betont, Abschlussfeiern an Schulen sind zulässig
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Kritik an Gebauer gab es auch im Zusammenhang mit Verwirrung um Abaschlussfeiern im Zeichen von Corona an Schulen. Die Schulministerin hat kein Verständnis dafür, dass zahlreiche Schulleitungen in NRW offenbar Abschlussfeiern für die Schüler absagen wollen. „Der Grund dafür erschließt sich mir nicht“, sagte sie im Schulausschuss des Landtages. Die Landesregierung habe ausdrücklich klar gestellt, dass Entlassfeiern in den Schulen und außerhalb durchgeführt werden können, auch mit Eltern und anderen Gästen.
„Es handelt sich nicht um Abibälle, sondern um feierliche Zeugnisübergaben, die den Schülerinnen und Schülern in besonderer Erinnerung bleiben werden“, so Gebauer. Einzige Einschränkung: Die Veranstaltungen dürften keinen „geselligen Charakter“ haben und müssten bei mehr als 100 Teilnehmern unter besonderen Schutzbedingungen organisiert werden. Für Absagen dieser Feiern fehlt Gebauer das Verständnis.
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Laut dem SPD-Schulexperten Jochen Ott und Sigrid Beer von den Grünen denken landesweit Schulleitungen -- an Grund- und weiterführenden Schulen -- darüber nach, auf die feierlichen Zeugnisübergaben zu verzichten. Die Schulministerin betonte, die Schulen seien am 28. Mai in einem Erlass rechtzeitig informiert worden, dass Abschlussfeiern im gewissen Rahmen zulässig sind.
Schulministerin wehrt sich gegen „Maulkorb-Vorwurf“
Ausgerechnet in einer Zeit, in der ein heftiger Streit um die Schulpolitik in NRW tobt, ermahnen die Bezirksregierungen im Auftrag der Landesregierung die Schulleitungen, sich streng an die Neutralitätspflicht zu halten. Damit ist gemeint, dass Schulen nicht für eine bestimmte politische Meinung werben dürfen. Einige Schulleitungen sehen dies kritisch, weil sie dadurch ihre Möglichkeit eingeschränkt sehen, die Entscheidungen des Schulministeriums in der Coronakrise zu kritisieren.
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Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer warf NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Mittwoch im Schulausschuss vor, den Schulen einen „Maulkorb“ verpassen zu wollen. Sie sollten nicht mehr über die aktuellen Mängel in der Schulverwaltung reden dürfen.
Die Ministerin reagierte wütend auf den Vorwurf. „Das ist so unredlich, wie es nur unredlich sein kann“. Vor Wahlen erinnerten Landesregierungen regelmäßig die Schulleitungen an die Neutralitätspflicht. Aus dieser Routine einen „Maulkorb“ herzuleiten, verbiete sich. (mk)