Bochum-Querenburg. Die Abiturienten der Erich-Kästner-Schule in Bochum sind sauer: Ihre Zeugnisfeier findet ohne Eltern statt. Die Schule nennt dafür gute Gründe.
Es ist der wohl schönste Tag im Leben eines Schülers, wenn er am Ende seiner Schullaufbahn das Abschlusszeugnis überreicht bekommt. Dieser große Moment will gefeiert werden. Zusammen mit den Mitschülern und natürlich auch mit den Eltern. Den Abiturienten der Erich-Kästner-Gesamtschule in Bochum-Querenburg geht es da wie allen anderen Schülern. Ihre Zeugnisübergabe findet allerdings ohne Eltern statt, was den Abiturienten sauer aufstößt. Doch die Schule hat ihre Gründe.
Bochum: Schulleitung der EKS bleibt hart – Zeugnisübergabe findet ohne Eltern statt
Schulabschlüsse stehen wegen der Corona-Auflagen unter wirklich keinem guten Stern. An der Erich-Kästner-Schule (EKS) musste schon die traditionelle Mottowoche der Abiturienten ausfallen. Auch der Abi-Ball wurde gestrichen. Und nun auch noch das: Die Übergabe der Zeugnisse findet ohne die Familie statt. Die Schüler sind enttäuscht.
Alle Versuche, die Schulleitung umzustimmen, scheiterten. Auch in einem eineinhalbstündigen Gespräch am Dienstagnachmittag. Dabei fühlen sich die Schüler im Recht und verweisen auf Ministerin Yvonne Gebauer. Wie diese vor einigen Wochen mitgeteilt habe, „sollte jedem Abiturienten in NRW eine Zeugnisverleihung im Beisein der Eltern bzw. von zwei Begleitpersonen gestattet werden, um diesen Moment zum Abschluss der Schulzeit gemeinsam zu feiern“.
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In einem Schreiben des „Abikomitees“ an die WAZ heißt es weiter: „Wie wir wissen, geben sich auch bisher alle Schulen in Bochum größte Mühe dies umzusetzen, zum Beispiel im Rahmen eines Picknicks oder einer Live-Übertragung, sodass zumindest alle Interessierten teilnehmen können. Lediglich unsere Schule verweigert eine Zeugnisverleihung mit den Eltern, auch wurden diverse Vorschläge (draußen, Kleingruppen, Autokino, Live-Übertragung) abgelehnt und lediglich als ,naiv’ bezeichnet.“
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„Wir haben den Eindruck, dass man uns jetzt einfach loswerden will“, sagt eine Abiturientin der WAZ stellvertretend für ihren Abschlussjahrgang. „Dafür, dass sich die EKS in der Öffentlichkeit als eine moderne Schule darstellt, die sich für die Interessen der Schüler einsetzen möchte, empfinden wir diesen Umgang mit uns Schülern und Schülerinnen als wirklich unpassend.“
Schulleitung zeigt Verständnis, bleibt aber bei ihrer Entscheidung
Die Schulleitung sieht das anders. Sie beruft sich auf ihre Verantwortung für Hygiene und Gesundheit in diesen Corona-Zeiten. „Sowohl einige Eltern und Schüler als auch Lehrer zählen zur Risikogruppe“, sagt Ute Dörnemann, die stellvertretende Schulleiterin. „30 Schüler waren aus Sorge, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, zuletzt zu Hause geblieben. Allein deshalb müssen wir mit diesem Thema sehr sensibel umgehen.“
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Im Kollegium hat es zudem kürzlich einen Coronafall gegeben. „Wir standen kurz vor der Schulschließung“, verrät Dörnemann. „Das hat uns bei der Entscheidung natürlich beeinflusst.“
Man habe sehr viel überlegt, versichert Ute Dörnemann, und sich gefragt, was zu verantworten ist. Am Ende stand die Entscheidung, die Übergabe der Abiturzeugnisse am nächsten Mittwoch, 24. Juni, in zwei Gruppen in der Aula durchzuführen. „In einem kleinen, festlichen Rahmen, auch mit Ambiente.“
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Die 94 Abiturienten werden aufgeteilt, hinzu kommen die Oberstufenlehrer. „Wir haben in der Aula unter Berücksichtigung der Sicherheitsauflagen dann Platz für 70 bis 80 Personen. Das kommt also hin“, erklärt Ute Dörnemann, die durchaus Verständnis für den Frust bei ihren Schülern und deren Familien aufbringt. „Die Schüler können ja danach mit ihren Eltern feiern.“
Auch 190 Zehntklässler werden verabschiedet
Die Idee der Abiturienten, die Zeugnisübergabe nach Draußen zu verlagern oder mit kleineren Gruppen durchzuführen, lehnt die EKS-Schulleitung ab: „Unser Schulhof hat zwar viele, aber zu kleine Bereiche. Und bei kleineren Gruppen kämen wir auf zehn bis 15 Schulveranstaltungen. Das würde den Rahmen sprengen“, sagt Ute Dörnemann mit Verweis auf die 190 Zehntklässler, die ebenfalls jetzt, am Freitag, 19. Juni, verabschiedet werden. „Dort sind es drei Gruppen.“
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Für die nächsten Tage möchte Ute Dörnemann nun wieder den Fokus möglichst auf den Schulbetrieb richten. „Bis Freitag haben wir ja noch Abiturprüfungen“, sagt sie. „Wir sind also noch gar nicht durch.“
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