Essen. Der Nahverkehr im Ruhrgebiet soll besser werden. Das sieht ein Vorstoß der Oberbürgermeister vor. Der Elf-Punkte-Plan hat es in sich.

Überlastet, teuer, zu viele "Kirchtürme": Trotz mancher Verbesserungen gilt der Nahverkehr im Ruhrgebiet seit Jahren als das große Sorgenkind der Region. Jetzt haben sich die elf Oberbürgermeister und vier Landräte des Reviers mit den Chefs der großen kommunalen Verkehrsunternehmen auf einen Elf-Punkte-Plan zur Stärkung des ÖPNV geeinigt. Das Papier, das dieser Redaktion vorliegt, soll am Donnerstag in Bochum unterzeichnet werden. Ein Überblick.

Wie sollen die Probleme des Nahverkehrs im Revier überwunden werden?

Das Eckpunktepapier mit dem Titel „Eine Metropole – elf Punkte – zwölf Unternehmen“ beschwört den Geist der Gemeinsamkeit im Ruhrgebiet und stellt finanzielle Forderungen an Bund und Land. Die Unterzeichner legen zudem eigene konkrete Pläne zur Verbesserung des Nahverkehrs in der Region vor. „Um den Anspruch einer Metropole gerecht zu werden, muss man die Grenzen von Kreisen und Städten überwinden. Ein übergreifender Nahverkehr bildet dabei eine generelle Notwendigkeit“, heißt es wörtlich.

Auf welche konkreten Schritte haben sich Städte und Verkehrsunternehmen geeinigt?

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entraler Schritt ist der Aufbau einer ruhrgebietsweiten Plattform für Einkauf und Standardisierung von Fahrzeugen sowie Strecken- und Leitsystemtechnik. Dazu wir die bereits seit Jahren bestehende „Kooperation östliches Ruhrgebiet“ (KöR) auf das gesamte Revier ausgedehnt und zur „Kooperation Metropole Ruhr“ (KMR) umgewidmet. Zur 1999 gegründeten KöR gehören unter anderem die Dortmunder Stadtwerke, die Bogestra und seit Beginn dieses Jahres auch die Ruhrbahn. Nun schließen sich – zunächst teilweise im Gaststatus - Oberhausen (Stoag), Duisburg (DVG), die Kreise Unna und Wesel sowie die Stadtwerke Hamm der Initiative an.

Welche Vorhaben haben außerdem einen klaren Planungshorizont?

Die derzeit von jeder Stadt einzeln aufgestellten kommunalen Nahverkehrspläne sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Branchenkenner fordern schon lange die Synchronisation der Pläne, weil viele Takt- und Anschlussprobleme zwischen den Städten ihre Ursache in kommunaler Eitelkeit hat. Obwohl die von den Stadträten verabschiedeten Nahverkehrspläne noch Jahre rechtskräftig sind, soll die Neuausrichtung bereits Ende 2023 umgesetzt werden. Das Ziel werde „unter Moderation“ von Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) und Regionalverband Ruhr (RVR) angestrebt, heißt es in dem Text.

Kommen endlich günstige und einfachere Tarifen für die Fahrgäste?

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Der Tarifdschungel im Ruhrgebiet mit seinem zahlreichen Preisstufen und dem komplizierten Wabensystem soll deutlich gelichtet werden. Vom VRR gibt es bereits den Plan zu einem nur noch zweistufigen Tarifmodell mit einem Stadt-Tarif (zwei Euro Einzelticket(50 Euro Monatsabo) und einem Ruhrgebietsticket (vier Euro/80 Euro). Damit hat sich der VRR als Modellregion für das Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung beworben. Die Entscheidung steht noch aus. Unabhängig davon sei das Ziel aber ein System mit zwei Preisstufen, ergänzt um einen entfernungsabhängigen Tarif.

Soll es auch neue Strecken und Verbindungen geben?

Offenbar wollen die Kommunen die Transportleistung erhöhen. In dem Papier ist wenig konkret die Rede von einer „gezielten Verdichtung von städteübergreifenden und innerstädtischen Angeboten“. Genannt wird der Aufbau eines Schnellbus-Netzes, einer Idee aus der Ruhrkonferenz der Landesregierung. Deutlicher wird das Papier hier nicht. Nach Informationen dieser Redaktion ist aber von bis zu 70 Schnellbuslinien mit einer Taktung von 30 Minuten die Rede.

Wer soll die Maßnahmen bezahlen?

Auf diesem Gebiet bleibt der Vorstoß der Revierkommunen vage. Pauschal heißt es: „Die finanziellen Mittel für eine Umsetzung vieler der elf Punkte sind durch die Unternehmen und die Kommunen allein nicht zu stemmen. Hierfür bedarf es der Unterstützung durch Bund und Land.“ In einer früheren Berechnung errechnete der VRR allein für die Entschlackung des Tarifsystems eine Summe von jährlich 220 Millionen Euro, die als Bundeszuschuss fließen müssten. Auch der Aufbau einer Schnellbusflotte dürfte Millionenbeträge kosten.

Was steht sonst noch in dem Papier?

Zu den weiteren Punkten des ÖPNV-Eckpunktepapiers gehören unter anderem der Aufbau von On-Demand-Angeboten, die Imageverbesserung des Nahverkehrs sowie eine Ruhrgebiets-Verkehrs-App.