Düsseldorf. Super-GAU oder doch nur Panikmacherei: Wie schlimm ist die Abellio-Krise für den Bahnverkehr in NRW? Die Politik ist sich uneins.

Super-GAU im Bahnverkehr oder doch nur Panikmacherei? Die seit Wochen gärende Krise um das vor der Insolvenz stehende Bahnunternehmen Abellio erhitzt zunehmend die Gemüter. Am Freitag führte das drohende Aus des zweitgrößten NRW-Regionalbahnbetreibers zu einem heftigen Schlagabtausch im Düsseldorfer Landtag. Aufs Gleis gesetzt hatte die Debatte die oppositionelle SPD-Landtagsfraktion.

Super-GAU im NRW-Bahnverkehr?

Für die Fahrgäste und die rund 1000 Abellio-Beschäftigten kam dabei heraus, dass selbst die Opposition uneins ist, wie bedrohlich die Situation wirklich ist. Während Carsten Löcker, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, die Abellio-Krise rundweg zum drohenden „Super-GAU“ im Regionalbahnverkehr erklärte und der schwarz-gelben Landesregierung Tatenlosigkeit vorwarf, riet Arndt Klocke von den Grünen seine sozialdemokratischen Oppositionskollegen zur rhetorischen Abrüstung. Die Situation sei schwierig, Panik jedoch unangebracht, sagte der Fraktionsvize und betonte: „Die Gespräche laufen ja schon.“

Entscheidung bis 9. Dezember

Auch NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) sagte an die Adresse der SPD gerichtet: „Sie schimpfen, wir arbeiten.“ Mit der Überleitung der Abellio-Linien auf andere Anbieter beschäftige sich unter Beteiligung des Landes seit diesem Donnerstag eine Projektgruppe der NRW-Verkehrsverbünde. Die Ministerin betonte, es sei letztlich eine Entscheidung des niederländischen Mutterkonzerns gewesen, Abellio in NRW vom Markt zu nehmen. „Mit vertretbarem Aufwand des Eigentümers hätte Abellio weiter ein starker Partner sein können“, so Brandes.

Land gibt 380 Millionen Euro für Verluste

Nun müsse es darum gehen, den Bahnverkehr zu sichern und den Abellio-Mitarbeitern eine Perspektive für ihre gute Arbeit zu geben, sagte Brandes. Das Land habe den Verbünden zugesichert, die sich aus einer Notvergabe der Strecken ergebenden Verluste voll zu erstatten. Die Landesregierung hatte dafür bereits 380 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, auf den 80 Prozent des Abellio-Verkehrs fallen, will bis 9. Dezember entscheiden, wer die Strecken ab Februar per Notvergabe übernimmt. Anwärter dafür soll es bereits mehrere geben, darunter DB Regio und National Express. Aus Kreisen der Verbünde hieß es am Freitag erneut, allen Abellio-Beschäftigten werde ein Jobangebot gemacht.

Abellio NRW mit Sitz in Hagen fährt an Rhein und Ruhr unter anderem die RRX-Linien 1 und 11 sowie die S-Bahnen 2, 3 und 9.