Essen. . Die Grünen im Verwaltungsrat wollen Abellio-Geschäftsführer Ronald Lünser an der Spitze des Verkehrsverbundes verhindern.

Eigentlich hätte die Sache geräuschlos über die Bühne gehen können: Nur ein einziger Name steht auf der Vorschlagsliste der Findungskommission für den neuen Chef des Verkehrsverbundes Rhein Ruhr (VRR). Doch plötzlich regt sich gegen Ronald Lünser Widerstand. Der 53-Jährige bringt als NRW-Geschäftsführer des privaten Bahnunternehmens Abellio zwar ausreichend Branchenkenntnisse für den VRR-Spitzenjob mit. Im politisch besetzen Aufsichtsgremium des größten deutschen Verkehrsverbundes ist er aber genau deswegen umstritten.

Denn unter Abellio-Flagge fahren nicht nur zentrale VRR-Linien wie die RB 40 und die RB 46. Die deutsche Tochter der niederländischen Staatsbahn hatte zuletzt weitere große VRR-Ausschreibungen gewonnen und betreibt künftig Teile des geplanten RRX sowie zusätzliche S-Bahn-Linien. Längst ist Abellio NRW größter Vertragspartner des VRR nach der Deutschen Bahn.

Sollte Lünser den Zuschlag für den Chefposten bekommen, fürchtet man im VRR-Verwaltungsrat daher um die Unabhängigkeit künftiger Vorstandsbeschlüsse. Als Nachfolger des langjährigen VRR-Chefs Martin Husmann wäre Lünser direkt verantwortlich für die Kontrolle laufender Aufträge, also auch der von Abellio. Auch die Vergabe neuer Ausschreibungen läge dann in seiner Zuständigkeit. Würde Lünser wie geplant Ende Januar gewählt, wäre er zudem noch fast ein Jahr Abellio-Chef. VRR-Vorstand Husmann geht erst Anfang 2019.

Einige Aufsichtsratsmitglieder halten diese Verquickung für nicht akzeptabel. Die Grünen im VRR wollen Lünser sogar ganz offen verhindern. „Wir werden sowohl der CDU- als auch der SPD-Fraktion signalisieren, dass wir Herrn Lünser nicht für den geeigneten Kandidaten halten“, sagte Fraktionschef Norbert Czerwinski dieser Zeitung. Um Lünser dennoch durchzusetzen, müsste die CDU schon mit der SPD gegen ihren grünen Koalitionspartner stimmen. Das es zu so einer GroKo-Entscheidung im VRR kommt, gilt als unwahrscheinlich.