Essen. Die Ministerpräsidentin unerreichbar, der Innenminister beklaut von einem Taschendieb - die Landesregierung hat derzeit keinen guten Lauf. Doch damit nicht genug: Wie aus exklusiven Geheim-Dokumenten hervorgeht, wird nahezu die ganze Regierung von einer peinlichen Pannenserie erfasst. Eine Glosse.
Es ist ein unscheinbarer schwarzer Ordner mit dem handschriftlichen Vermerk "Rotgrünleaks", der unserer Redaktion auf konspirative Weise zugespielt wurde. Sein Inhalt lässt den Leser in einen Abgrund von Doppelmoral und Verrat an politischen Werten blicken. Wir bringen hier Auszüge. Die Namen der handelnden Personen wurden zu deren Schutz abgekürzt.
Es beginnt mit dem grünen Umweltminister Johannes R. Der wurde von der Polizei dabei erwischt, wie er inmitten eines Windenergieparks im Siegerland mit Freunden ein fragwürdiges Grill-Gelage feierte. Dabei wurde genmanipulierter Mais mit Plastikbesteck verzehrt. Um vor der kühlen Herbstluft geschützt zu sein, glühten mehrere Heizpilze bis tief in die Nacht - betrieben mit Braunkohle-Strom. Die Windräder wurden vorsichtshalber abgestellt.
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Nicht minder peinlich liest sich das Dossier über Justizminister Thomas K. Er wurde dabei ertappt, wie er einem Bekannten, der wegen eines Verkehrsdelikts in einer Haftanstalt im Ruhrgebiet saß, bei der Flucht über die Gefängnismauer half. In Räubermontur und mit geschwärztem Gesicht wurde K. gesehen, als er seinen Kumpan mit einem Fluchtwagen in Sicherheit bringen wollte. Dumm nur: Er hatte das Licht angelassen, die Batterie war leer. Die Polizei hatte leichtes Spiel.
Ein Spickzettel voller Rechenfehler
Zwar nicht die Polizei, aber die Schulaufsicht hat Schulministerin Sylvia L. nun am Hals. Sie hatte versucht, einem Jungen aus der Nachbarschaft für dessen Klausur einen Mathe-Spickzettel zukommen zu lassen, den sie in einem "Hanni-und-Nanni"-Band versteckt hatte. Ein aufmerksamer Lehrer, der gerade zwangsweise von einer Haupt- an eine Sekundarschule versetzt worden war, gab der Bezirksregierung den entscheidenden Tipp. Zusätzliche Pointe: Der Spickzettel war voller Rechenfehler.
Teuer dürfte es für Finanzminister Norbert W.-B. werden. Er hatte seinem Patenkind eine CD von Helene Fischer zum Geburtstag schenken wollen. Weil er aber selbst ein Fan ist, brannte er sich zuvor eine Kopie auf seinem Heimcomputer. Statt der Original-CD steckte er dann versehentlich eine Silberscheibe mit Daten mutmaßlicher Hundesteuer-Hinterzieher in die Hülle. Das Geburtstagskind war not amused - und schickte dem Minister den Datenschutzbeauftragten auf den Hals. W.-B. soll sich in die Schweiz abgesetzt haben.
Der Verkehrsminister geblitzt, die Regierungschefin abgetaucht
Dumm gelaufen ist es auch für Mike G., den Verkehrsminister. Er wurde auf einer Umgehungsstraße in der Nähe von Hückeswagen mit erhöhtem Tempo geblitzt. Nicht allein die Tatsache, dass G. den Termin für den 179. Blitzmarathon seines Kabinettskollegen Ralf J. vergessen hatte, sorgt nun für Spott. G., der undercover mit einem Gigaliner unterwegs war, brachte auf seiner Tour die marode Bever-Brücke zum Einsturz. G. soll sich mit der Flucht in einem Güterwaggon auf dem Eisernen Rhein dem Zugriff der Behörden entzogen haben.
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Und so geht es weiter bei "Rotgrünleaks": Die Forschungsministerin, deren Namen in dem geheimen Papier komplett geschwärzt wurde, entspannte sich auf einer Jülicher Boccia-Bahn beim Spiel mit seltsam leuchtenden Spielkugeln. Auf die Herkunft der Kugeln angesprochen, verwies sie auf einen Forschungsauftrag an der Fernuniversität Winsen an der Luhe. Den Auftraggeber des Projekts wollte sie trotz mehrfacher Nachfrage nicht nennen. "Dann könnte ich ja gleich die Höhe meines Gehalts öffentlich machen", soll sie sich gewehrt haben.
Piraten fingen sich einen Trojaner ein
Wie unsere Redaktion erfuhr, ist eine Kopie des brisanten Dossiers über die umtriebigen Minister inzwischen auch der Opposition im Landtag zugespielt worden. Die Piraten konnten die entsprechende Email aber nicht öffnen - sie hatten sich einen Trojaner eingefangen, der die eingehende elektronische Post umgehend löscht. Dies war bei den Piraten bis dahin niemandem aufgefallen. CDU und FDP wollen nun gemeinsam eine Anfrage an die Landesregierung richten und fordern eine Antwort von der Regierungschefin persönlich. Die aber ist nicht erreichbar. Sie wurde zuletzt gesehen, als sie am Ufer der Sorpetalsperre ein U-Boot bestieg.