Leipzig/Berlin. Bei der Truppe ist der Wurm drin: Die erste deutsche Waffenhilfe für die Kurden im Irak kommt wegen kaputter Flugzeuge nur schleppend voran. Offenbar sind die Technikprobleme bei der Bundeswehr weit verbreitet - wie eine vertrauliche Übersicht des Ministeriums zeigt.

Die Bundeswehr kämpft mit der Technik: Defekte Transportmaschinen haben die erste deutsche Waffenlieferung an die Kurden im umkämpften Nordirak verzögert. Am Mittwochmittag sollten von Leipzig aus Waffen und Munition nach Bagdad geflogen werden, das vorgesehene Flugzeug der niederländischen Luftwaffe war aber kaputt. Auch eine Gruppe deutscher Militär-Ausbilder auf dem Weg in den Irak saß am Abend weiter in Bulgarien fest - ebenfalls wegen eines defekten Flugzeugs.

Insgesamt sollen 10 000 kurdische Kämpfer mit Waffen für 70 Millionen Euro aus Bundeswehrbeständen ausgerüstet werden. Die Bundesrepublik unterstützt damit den Kampf der Peschmerga gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die weite Teile Syriens und des Irak erobert hat.

Von der Leyen räumt Verzögerungen ein

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kommentierte die Verzögerungen nicht, räumte aber Probleme beim Lufttransport ein. Insgesamt sei die Truppe aber "hoch leistungsfähig". Doch Mängel an Fahrzeugen, Hubschraubern und Flugzeugen schränken die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr offenbar weit stärker ein als bisher bekannt. Dies meldeten "Bild"-Zeitung, "Passauer Neue Presse" und die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine Liste der Bundeswehr.

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Die Übersicht hat Generalinspekteur Volker Wieker den Verteidigungspolitikern des Bundestags vorgelegt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte wegen der Vertraulichkeit des Dokuments dazu keine Stellung nehmen. Die Angaben der Zeitungen unterscheiden sich im Detail. So stehen laut "Süddeutscher Zeitung" beim Heer von 180 Transportfahrzeugen vom Typ "Boxer" im sogenannten Buchbestand lediglich 70 für Ausbildung, Übungen oder Einsätze parat, während 110 instand gesetzt würden.

Grünen-Abgeordneter bezeichnet Lage als "desolat"

Laut "Bild" sind nur 42 der 109 Eurofighter und 38 der 89 Tornados der Luftwaffe momentan für einen Einsatz verfügbar. Als "nicht versorgungsreif" würden außerdem der Kampfhubschrauber Tiger und der Transporthubschrauber NH90 klassifiziert. Der Grünen-Abgeordnete Tobias Lindner sagte dem Blatt, die Lage sei "noch desolater als angenommen".

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Wie die "Passauer Neue Presse" (PNP) berichtete, können nur 24 der 43 aktuell verfügbaren Transall-Maschinen C-160 starten. Beim Transporthubschrauber CH-53 seien es nur 16 von 43. Bei der Marine ist demnach nicht nur ein großer Teil der Hubschrauber defekt: Drei der fünf Aufklärungsflugzeuge vom Typ P3-C Orion müssen laut "PNP" wegen Mängeln am Boden bleiben. Auch eine der acht Fregatten sei nicht einsatzbereit, überdies könnten nur sechs der elf Minenabwehreinheiten der Marine genutzt werden. Erst am Montag war bekanntgeworden, dass die Marine derzeit nur noch maximal 5 ihrer 43 Hubschrauber einsetzen kann.

Leyen sagte nach einem Gespräch mit ihrem rumänischen Kollegen Mircea Dusa in Berlin, sie wolle nicht verhehlen, dass die Bundeswehr auch Material habe, "das schon einige Jahre auf dem Buckel hat". Deswegen sei die Bundeswehr dauerhaft im Dialog mit der Rüstungsindustrie.

Bundeswehr startet ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika

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Den Bundeswehrausbildern in Bulgarien war zuvor tagelang von den irakischen Behörden die Einreise verweigert worden. Und schon ihr Aufbruch in Deutschland hatte unter keinem guten Stern gestanden: Als sie am Freitag auf dem Nato-Flugplatz Hohn in Schleswig-Holstein losfliegen wollten, war die vorgesehene Transall ebenfalls defekt. Für die Reparatur der niederländischen Maschine in Leipzig musste ein Ersatzteil eingeflogen werden. Frühestens könne das Flugzeug in der Nacht zum Donnerstag starten, hieß es.

Die Bundeswehr startet am Donnerstag (10.30 Uhr) überdies ihren ersten Ebola-Hilfsflug nach Westafrika. Eine Frachtmaschine soll vom Köln/Bonner Flughafen rund zehn Tonnen Material in die senegalesische Hauptstadt Dakar bringen. Von dort aus soll später eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia eingerichtet werden. (dpa)