Genf. Ebola sucht Westafrika heim. Die Zahl der Infizierten steigt ständig. Laut WHO-Zahlen soll die Situation noch weitaus dramatischer werden. Und wer an Ebola erkrankt, hat kaum Chancen zu überleben. Über 70 Prozent der Infizierten sterben an der Krankheit. Doch eine schnelle Behandlung kann helfen.

Die Zahl der Ebola-Infizierten wird bis Anfang November laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf mehr als 20.000 steigen. Das geht aus einer Untersuchung der WHO und des Imperial College in London hervor, die am Dienstag im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde. Die WHO hat nach jüngsten Daten in Westafrika bis 18. September 5762 Ebola-Patienten registriert, 2793 davon waren gestorben. Die Dunkelziffer dürfte wesentlich höher sein.

Für die neue Studie haben die Wissenschaftler die Daten seit dem Ausbruch im vergangenen Dezember analysiert. Dabei gewannen sie auch Erkenntnisse darüber, wie viele Erkrankte an dem Virus sterben. "Die Analyse zeigt, dass bis zum 14. September 70,8 Prozent der Patienten mit eindeutigen Befunden gestorben sind", sagte Christopher Dye, WHO-Strategiedirektor und Co-Autor. Diese Quote sei in Guinea, Liberia und Sierra Leone gleich.

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Schnelle Behandlung kann helfen

Niedriger habe die Rate der Todesfälle gelegen, wenn man nur die Patienten in Krankenhäusern betrachte. Dies stütze die Annahme, dass die schnelle Behandlung von Patienten einen Unterschied mache, heißt es in der Studie.

Widerlegen konnten die Forscher die Vermutung, dass Frauen sich öfter mit der Krankheit infizieren, etwa weil sie mehr mit der Pflege von Kranken befasst sind. "Es mag Unterschiede in einigen Teilen der Gesellschaft geben, aber als wir die Daten gebündelt betrachtet haben, konnten wir sehen, dass die Verteilung der Infektionen annähernd bei 50-50 liegt", sagte Dye.

Schlechte Gesundheitssysteme begünstigen Virus

Die weite Verbreitung der Krankheit liegt nach Ansicht der Forscher nicht primär an der biologischen Beschaffenheit des Virus. Stattdessen sei dafür der enge und grenzüberschreitende Austausch der Menschen in den am härtesten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie der schlechte Zustand der Gesundheitssysteme verantwortlich.

Dagegen sei es in Nigeria, wo das Gesundheitssystem robuster sei, bislang gelungen, die Krankheit weitgehend unter Kontrolle zu halten - und das, obwohl es Infektionen in den Großstädten Lagos und Port Harcourt gegeben habe. (dpa)