Zürich. . Trotz der erschreckenden Berichte über Sklavenarbeit und Todesfälle auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar will der Weltfußballverband Fifa die Meisterschaft nicht verlegen. Die Verantwortlichen in Katar gelobten zwar Besserung, doch Konsequenzen müssen sie nicht fürchten.

Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 wird wohl wie geplant im Wüstenstaat Katar stattfinden – trotz der erschreckenden Enthüllungen über zahlreiche Todesfälle auf den WM-Baustellen.

Der Präsident des Weltfußballverbandes Fifa, Joseph Blatter, bekräftigte am Freitag, die WM in Katar werde stattfinden. „Die Entscheidung vom 2. Dezember 2010 ist immer noch gültig. Es gibt keinen Grund, sie infrage zu stellen.“

Die englische Tageszeitung Guardian hatte von 44 toten nepalesischen Gastarbeitern auf den WM-Baustellen allein vom 4. Juni bis zum 8. August dieses Jahres berichtet. Wie entsetzlich und unmenschlich die Arbeitsbedingungen am Persischen Golf sind, beschreiben immer neue Augenzeugenberichte.

„Die Baufirma hat uns keine Helme gegeben, von Sicherheitswesten ganz zu schweigen. Um Schuhe musste wir kämpfen“, sagte ein nepalesischer Gastarbeiter. „Es gab kein sauberes Trinkwasser. Aber wenn man davon krank wurde, gab es keinerlei medizinische Hilfe. Wohin sollten wir dann gehen?“ Zudem habe die Obrigkeit die Reisepässe einkassiert. „Ich hatte Angst, ins Gefängnis zu müssen“, sagte der Arbeiter.

Entscheidung über Winter-WM in Katar wurde vertagt

Die Oberen des Wüstenstaates gelobten am Freitag zwar Besserung. Schnelle Hilfe dürfen sich die wie Sklaven behandelten Gastarbeiter aber kaum erhoffen. Konsequenzen muss der Gastgeber nämlich nicht fürchten. „Wir waren und sind absolut davon überzeugt, dass uns niemand die Weltmeisterschaft wegnimmt’, sagte Hassan Al Thawadi, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees in Zürich, wo bis Freitag das Exekutivkomitee des Weltfußballverbandes FIFA tagte: „Haben wir jemals Angst um die WM gehabt? Nein, weil wir in unserer Situation sehr zuversichtlich sind.“

Über die Berichte zu den Arbeitsbedingungen „wäre jeder entsetzt“, kommentierte der Katarer Funktionär Thawadi. Er betonte aber: „Diese Weltmeisterschaft wird nicht auf dem Blut Unschuldiger aufgebaut.“ Das Organisationskomitee wolle die „Sicherheit, den Schutz und die Ehre von jedem sicherstellen“. Thawadi bekräftigte, dass gerade die Vorbereitung auf die WM zur Besserung der Situation beitrage. „Die WM kann unsere Entwicklung positiv beschleunigen“, sagte er: „Bei jedem Großereignis ist die Gesellschaft involviert, und alles kann passieren.“

Die Entscheidung, die WM in Katar aus den aus den heißen Sommermonaten in den Winter zu verlegen, wurde von der FIFA vertagt.