Düsseldorf. . Landes-Parteichef Pretzell treibt die Professionalisierung der AfD nach ihren ersten Erfolgen in den Städten voran. Der 41-jährige Rechtsanwalt gibt der Partei ein konservatives Gesicht - will aber nicht nach rechtsaußen driften. Ein Problem ist die Nähe mancher Mitglieder zu rechtsextremen Kreisen.

Der rasante Aufstieg der Alternative für Deutschland (AfD) lenkt den Blick zunehmend auch auf den NRW-Landesverband der Partei. Dort wird zwar erst wieder 2017 gewählt. Doch Kursbestimmung und organisatorische Professionalisierung sind längst im Gange.

Seit der Kommunalwahl ist die AfD mit mehr als 100 Mandatsträgern in zahlreichen Rathäusern an Rhein und Ruhr vertreten. Sie haben sich gerade zu einer "Kommunalpolitischen Vereinigung" formiert und wollen den Unterbau stärken. Seit Juni amtiert erstmals ein Berufspolitiker als Landeschef der AfD in NRW: Marcus Pretzell, Europaabgeordneter aus Bielefeld.

Konservativer als die CDU, weniger rechts als ostdeutsche Verbände

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Der 41-jährige Rechtsanwalt gibt der Partei ein konservatives Gesicht und will nach monatelangen Personalquerelen verlässlichere Strukturen einziehen. Pretzell ist Mitglied einer schlagenden Studentenverbindung, war früher in der FDP und ist verheirateter Vater von vier Kindern.

Seit seiner Wahl zum Landeschef hat er mehrfach öffentlich deutlich gemacht, wo er die NRW-AfD verorten will: In vielen Fragen deutlich konservativer als die NRW-CDU des liberalen Oppositionsführers Armin Laschet, aber weit weniger rechts-populistisch als die eigenen Landesverbände im Osten.

Kita-Betreuung und Islam-Unterricht im Mittelpunkt

Nimmt man die bisherigen Äußerungen Pretzells zum Maßstab, soll die AfD jeden extremistischen Annäherungsversuch ablehnen, zugleich aber in der Familien- und Integrationspolitik Positionen einnehmen, die von der Union geräumt wurden. Eine Forderung nach der "Drei-Kind-Familie", wie sie von der AfD in Sachsen erhoben wurde, soll es in NRW nicht geben. Dafür einen kritischeren Blick auf Kita-Betreuung und Islam-Unterricht.

Neu-Mitglieder würden konsequent auf braune Spuren untersucht, heißt es. Dass die Abgrenzung nach rechts nicht immer glückt, zeigten Vorgänge in den Stadträten von Gelsenkirchen und Duisburg. Die AfD-Mandatsträger sollen dort mit der rechten Partei Pro NRW paktiert haben.