Essen. Die AfD eilt derzeit von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, so auch am Sonntag bei den Landtagswahlen in Thüringen und Brandenburg. Sie fährt satte Resultate bis in zweistellige Bereiche ein — und lehrt die Konkurrenz das Fürchten. Und was machen die Etablierten? Sie stehen ratlos vor dem Phänomen.

So langsam dürfte es im bürgerlichen Politik-Lager unruhig werden. Die AfD eilt derzeit von Wahlerfolg zu Wahlerfolg, so auch am Sonntag in Thüringen und Brandenburg. Sie fährt satte Resultate bis in zweistellige Bereiche ein — und lehrt die Konkurrenz das Fürchten.

Die Partei zieht Konservative von der Union zu sich herüber, die sich dort nicht mehr heimisch fühlen; sie lockt reichlich Wähler aus der Konkursmasse der FDP und fischt in erklecklichem Maße bei der Klientel von SPD und Linkspartei. Dazu bietet sie mit ihren populistischen Parolen ein dankbares Sammelbecken für Protestwähler von Links bis Rechts. Und: Vor allem junge Leute geben der AfD ihre Stimme. Das sagt nicht zuletzt einiges über die sinkende Attraktivität der etablierten Parteien bei der jungen Generation.

Ratlosigkeit bei den Etablierten

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Und was machen die Etablierten? Sie stehen ratlos vor dem Phänomen und finden kein Rezept gegen die nicht mehr ganz so neuen Mitbewerber um die Wählergunst. Die heimliche Hoffnung, dass der Stern der AfD so schnell wieder verglühen möge wie jener der Piratenpartei, dürfte sich jedenfalls kaum erfüllen.

Die AfD präsentiert sich als eine schillernde Partei. Wie genau die von ihrem wortgewandten Bundesparteichef Bernd Lucke versprochene „politische Erneuerung“ aussehen soll, ist völlig unklar. Immer noch hat die AfD – mehr oder minder offen – hauptsächlich Anti-Positionen im Angebot: gegen den Euro, gegen Zuwanderung, gegen Muslime. Ernstzunehmende landes- oder bundespolitische Rezepte? Fehlanzeige.

Linkes Lager musste Federn lassen

Auffallend ist, dass in Thüringen und Brandenburg am Sonntag vor allem das linke politische Lager Federn lassen musste. Linkspartei und SPD verloren zum Teil dramatisch an Boden. Vor allem die satten Einbußen der SPD in Thüringen, wo die Partei auf ein Bündnis mit einem Ministerpräsidenten der Linken zusteuerte, dürften bei den Sozialdemokraten auch in Berlin zu einer neuen, heftigen Kursdebatte führen. Viele Wähler haben sich am Sonntag von dieser Perspektive jedenfalls nicht überzeugen lassen.