Essen. .
Was wird aus Karstadt? Unternimmt der neue Eigentümer, der österreichische Investor René Benko, einen Anlauf, die angeschlagene Warenhauskette mit dem Konkurrenten Kaufhof zu fusionieren?
Wenn der Karstadt-Aufsichtsrat am kommenden Donnerstag tagt, wird wohl auch ein Sanierungskonzept auf dem Tisch liegen. Seit Wochen gibt es Spekulationen über Filialschließungen, auch der Zuschnitt der Konzernzentrale in Essen steht auf dem Prüfstand.
Wie es scheint, will Benko mehr als eine Karstadt-Sanierung. Der Investor hat schon früher auch auf die Metro-Warenhaustochter Kaufhof geschielt. Einige Zeit lang hatte Benko die Option, Karstadt für einen symbolischen Euro zu kaufen. Ein Szenario war: Irgendwann würde der Düsseldorfer Metro-Konzern seine Kette Kaufhof abgeben – und Benko könnte dann die Option für Karstadt ziehen.
Doch die Not beim Essener Warenhauskonzern schien so groß gewesen zu sein, dass Benko nicht länger warten konnte. Jetzt hat er das Sagen bei Karstadt, ohne bereits Zugriff auf Kaufhof zu haben. Doch Benkos Interesse an der Metro-Tochter dürfte nicht erloschen sein. Für die Metro wiederum könnte sich die Chance bieten, Kasse zu machen. Metro-Anteilseigner wie der Duisburger Familienclan Haniel würden sich vermutlich kaum gegen eine Sonderausschüttung nach einem erfolgreichen Kaufhof-Deal sträuben. Fraglich ist, ob Benko genug Geld bei Investoren einsammeln kann, um eine Kaufhof-Übernahme zu finanzieren.
Hendrik Schröder, Handelsexperte in Diensten der Uni Duisburg-Essen, ist mit Blick auf eine mögliche Fusion von Karstadt und Kaufhof skeptisch. „Das Zeitfenster für eine Deutsche Warenhaus AG sehe ich im Moment geschlossen“, sagt er. Schröder geht davon aus, dass Benko finanzkräftige Partner braucht, um den Investitionsstau bei Karstadt aufzulösen und unrentable Filialen zu schließen. Vorstellen könne er sich auch „eine Kooperation von Karstadt und Kaufhof, insbesondere an ausgewählten Standorten“. Weitere Optionen für Karstadt seien ein Verkauf, etwa an die Metro, oder der Umbau von Warenhäusern zu Shopping-Centern.
Auch Haniel spielt eine Rolle
Die Diskussion um die Zusammenführung von Karstadt und Kaufhof wird seit über zehn Jahren geführt. Schon der frühere Metro-Chef Eckhard Cordes träumte von einem „europäisch-deutschen Kaufhauskonzern“.
Anfang 2012 blies der neue Metro-Chef Olaf Koch den geplanten Verkauf der Kaufhof-Kette ab. Noch im Juli 2014 lehnte Koch eine wie auch immer geartete Kooperation mit Karstadt ab. Zumal Kaufhof aus einer Position der Stärke heraus agieren kann: Das Unternehmen schreibt schwarze Zahlen.
Kochs Kurs gilt als umstritten. Insbesondere der Haniel-Gruppe, mit 30 Prozent größter Anteilseigner der Metro, wird ein Interesse daran nachgesagt, dass sich der Konzern von Unternehmen trennt.