Islamabad. Die Lage in Pakistan spitzt sich zu. Bei Protesten gegen die Regierung sind drei Demonstranten gestorben, Hunderte wurden verletzt. Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. Die Eskalation der Gewalt nährt die Sorge vor einem Einschreiten des Militärs wächst.

Die seit mehr als zwei Wochen andauernden Proteste gegen die pakistanische Regierung haben erste Todesopfer gefordert. Drei Demonstranten seien am Sonntag nach Zusammenstößen mit der Polizei in der Hauptstadt Islamabad an ihren Verletzungen gestorben, sagte der Chefarzt des Pakistanischen Instituts für Medizinwissenschaften, Javed Akram. Mehr als 500 Menschen seien verletzt worden, darunter auch Kinder. Manche der Verletzten schwebten in Lebensgefahr.

Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, als nach Angaben des Innenministeriums rund 15.000 Demonstranten in der Nacht zu Sonntag zur Residenz von Premierminister Nawaz Sharif vordringen wollten. Die vom Oppositionspolitiker Imran Khan und dem Geistlichen Tahirul Qadri angeführten Demonstranten fordern Sharifs Rücktritt. Die Proteste dauern seit dem Unabhängigkeitstag am 14. August an. Sharif lehnt einen Rücktritt ab.

Die Eskalation der Gewalt nährt Sorgen vor einem Einschreiten des Militärs, das in der Vergangenheit mehrfach in Pakistan geputscht hat. Ein Armeesprecher kündigte ein Dringlichkeitstreffen von Kommandeuren der Streitkräfte an diesem Montag an.

40.000 Sicherheitskräfte sollen Regierungsviertel schützen

Khan und Qadri riefen ihre Anhänger dazu auf, auszuharren. "Wir werden nicht zurückgehen, ohne Sharif zum Rücktritt gezwungen zu haben", sagte Khan am Sonntag. Qadri äußerte sich ähnlich.

Auch interessant

Khan wirft Sharif vor, die Parlamentswahl im Mai vergangenen Jahres durch Betrug gewonnen zu haben. Qadri fordert den Rücktritt der Zentral- und der Provinzregierungen. Dann soll eine Übergangsregierung das Wahlsystem reformieren und Neuwahlen ausrufen.

Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Rauchschwaden in Islamabad aufstiegen und schreiende Demonstranten versuchten, sich vor dem Tränengas der Polizei zu schützen. Krankenwagen brachten Verletzte in Krankenhäuser. Die Regierung hat mehr als 40.000 Sicherheitskräfte eingesetzt, um das Regierungsviertel zu schützen. Seit mehr als zwei Wochen harren die Demonstranten vor dem Parlament aus. (dpa)