Islamabad. Die Pakistaner haben sich vom Terror der Taliban nicht einschüchtern lassen. Millionen von ihnen wählten ein neues Parlament. Die Wahlkommission spricht von einer “freien und fairen“ Abstimmung und rechnete mit einer Wahlbeteiligung von 60 Prozent. Aussagekräftige vorläufige Ergebnisse werden am Sonntag erwartet.
Millionen Pakistaner haben am Samstag Anschlägen und Terrordrohungen getrotzt und bei der historischen Parlamentswahl ihre Stimme abgegeben. Mit Gottes Hilfe und der Unterstützung der Bevölkerung sei es gelungen, "eine freie und faire Wahl abzuhalten", sagte der Sekretär der Wahlkommission, Ishtiak Ahmad Khan.
Die Kommission hatte vor Schließung der Wahllokale mitgeteilt, sie rechne wegen des großen Andrangs mit einer Wahlbeteiligung von mehr als 60 Prozent. 2008 hatte die Wahlbeteiligung bei 43,7 Prozent gelegen. Aussagekräftige vorläufige Ergebnisse werden am Sonntag erwartet.
Es ist das erste Mal seit der Unabhängigkeit des Landes 1947, dass eine zivile Regierung die Macht an demokratisch gewählte Nachfolger übergibt. Etwa die Hälfte der Zeit war die südasiatische Atommacht von Militärs beherrscht.
Der bisherigen Regierung droht eine Niederlage
Der bisherigen Regierung unter der Volkspartei PPP droht bei der Wahl eine Niederlage. Die besten Aussichten auf einen Sieg hat nach einer repräsentativen Umfrage die Muslim-Liga von Nawaz Sharif (PML-N), der schon zweimal Premierminister war. Danach folgt die Tehreek-e-Insaf (PTI) von Kricket-Legende Imran Khan.
Mehr als 86 Millionen Pakistaner waren am Samstag aufgerufen, über die Vergabe von 268 Parlamentssitzen zu entscheiden. In vier Wahlkreisen hatte die Wahlkommission die Abstimmung unter anderem wegen gewaltsamer Zwischenfälle verschoben.
Am Wahltag wurden mindestens 18 Menschen bei Anschlägen und Angriffen getötet, Dutzende weitere wurden verletzt. Mehr als 620.000 Polizisten, Paramilitärs und Soldaten waren am Samstag zum Schutz der Abstimmung eingesetzt.
In sieben Wahlkreisen verlängerte die Wahlkommission die Abstimmung
Nach Schließung der Wahllokale begann die Auszählung der Stimmen. In sieben Wahlkreisen in der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole Karachi verlängerte die Wahlkommission die Abstimmung bis 20 Uhr (Ortszeit/17 MESZ), weil die Wahllokale dort am Morgen zwei Stunden verspätet geöffnet hätten. In Karachi warfen sich mehrere Parteien gegenseitig Wahlmanipulationen vor. Dort kam es am Wahltag auch zu den blutigsten Anschlägen.
Bei zwei Sprengstoffanschlägen in Karachi wurden nach Angaben des dortigen Jinnah-Krankenhauses mindestens elf Menschen getötet und 48 verletzt, darunter viele Kinder. Bei zwei Angriffen in der südwestpakistanischen Provinz Baluchistan wurden sechs Menschen erschossen und 14 verwundet, wie die Behörden mitteilten. Bei einem Anschlag in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar wurden nach Angaben des Lady-Redding-Krankenhauses acht Menschen verletzt.
Informationsminister Arif Nizami verurteilte die Gewalt. "Leider ist sie erwartet worden", sagte er. Die pakistanischen Taliban (TTP) hatten bereits den Wahlkampf in ein Blutbad verwandelt. Die TTP hält die Wahl für "unislamisch". Bei Anschlägen im Zusammenhang mit der Wahl wurden seit April mehr als 120 Menschen getötet.