Moskau. . Gegen alle Warnungen des Westens hat Russland nach Nato-Angaben eigene Soldaten mit schweren Waffen in die umkämpfte Ostukraine geschickt. Mehr als 1000 russische Soldaten seien im Einsatz. Der Westen ringt um eine angemessene Reaktion. Polen fordert Härte.
Sorjan Schkirjak, einflussreicher Ratgeber des ukrainischen Innenministeriums, wählte dramatische Worte: „Wir müssen eine groß angelegte militärische Invasion der Streitkräfte Russlands in das Gebiet der Ukraine konstatieren.“ Und Kiews Präsident Pjotr Poroschenko brach eine geplante Türkeireise ab und berief eine Sitzung des Sicherheitsrates ein. Die Führung der Ukraine geht von einem offenen militärischen Eingreifen Moskaus aus.
Nach ukrainischen Berichten eroberten die russischen Streitkräfte gestern mehrere Ortschaften in den Donezker Landkreisen Starobeschewsk und Ambrosiewsk, außerdem nahmen Panzer die Stadt Nowoasowsk an der Küste des Asowschen Meers ein, 15 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Beobachter sehen die Lage vor allem für die ukrainische Armee dramatisch. Die pro-russischen Separatisten erzielen seit Beginn ihrer Gegenoffensive massive Geländegewinne, heißt es.
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Nach Angaben des ukrainischen Sicherheitsrates hatten zuvor Grad-Raketenwerfer von Russland aus Nowoasowsk bombardiert. „Wir sitzen in einem Keller und zählen die Salven“, notierte der russische Fotograf Pjotr Schelomowski aus Nowoasowsk. „Sie fliegen irgendwoher aus der Richtung Russlands.“
„Im Kampf statt am Strand“
Andrew Cramer, Reporter der „New York Times“, berichtete, ukrainische Truppen flöhen „chaotisch“. Ein ukrainischer Grenzsoldat sagte, beim Überfahren der Grenze zur Ukraine hätten die Panzer Flaggen der pro-russischen Rebellen getragen.
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Die Meldungen vom Vordringen russischer Truppen im Nachbarland wurden von Erkenntnissen der Nato gestützt. Innerhalb der vergangenen beiden Wochen sei die Unterstützung der russischen Streitkräfte für die Aufständischen deutlich angestiegen. Die Nato sieht darin eine Reaktion auf die zunehmenden Erfolge der ukrainischen Regierung im Kampf gegen die Separatisten.
Der Konflikt ist eines der wichtigsten Themen beim Nato-Gipfel kommende Woche in Wales. Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hatte bereits am Vortag angekündigt, das Atlantische Bündnis werde seine militärische Präsenz an seiner Ostgrenze möglichst bald verstärken.
Schwerste Sicherheitskrise
Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hält den Konflikt inzwischen für die schwerste Sicherheitskrise in Europa seit Jahrzehnten. „Hier sind keine starken Worte nötig, sondern Handeln, am besten der gesamten internationalen Gemeinschaft“, sagte er. Die Beziehungen zu Russland müssten neu überdacht werden: „Ein Land, das Aggression gegen einen europäischen Nachbarn ausübt, kann nicht darauf zählen, dass wir zur Zusammenarbeit nach dem Motto ,business as usual’ zurückkehren.“
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Die Europäische Union forderte Russland auf, jegliche Feindlichkeiten an der Grenze einzustellen. „Das umfasst natürlich die Bewegung von Waffen, Ausrüstung und Militärangehörigen von Russland in die Ukraine“, sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton in Brüssel.
Die Separatisten reagierten auf die Vorhalte aus dem Westen mit demonstrativer Gelassenheit. „Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass es unter uns viele Russen gibt, ohne deren Hilfe wir es sehr schwer hätten“, sagte der Separatistenführer Andrej Sachartschenko im russischen Fernsehen. „In unseren Reihen hat es etwa 3000 bis 4000 gegeben. Viele sind heimgefahren. Viel mehr sind aber geblieben.“
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Unter den „Freiwilligen“ seien viele reguläre russische Soldaten, die ihre Freizeit an der ostukrainischen Front verbringen würden. „Sie ziehen es vor, ihren Urlaub nicht am Strand, sondern Schulter an Schulter mit ihren Brüdern zu verbringen, die um die Freiheit des Donbass kämpfen.“mit