Ankara. . Die Türkei nennt die möglichen Abhörpraktiken des deutschen Bundesnachrichtendienstes „unvereinbar mit einer Partnerschaft“. „Abhöraktionen verzeihen wir nicht“, sagte der türkische Energieminister Yildiz Taner. Der deutsche Botschafter in Ankara, Eberhard Pohl, wurde zum Gespräch „eingeladen“.

Die türkische Regierung reagiert verärgert auf Berichte über angebliche Spionagepraktiken des Bundesnachrichtendienstes (BND) gegen die Türkei. „Wir stehen vor ei­ner inakzeptablen Situation“, sagte der türkische Energieminister Yildiz Taner am Montag. Wenn man von deutscher Seite Informationsbedarf habe, könne man sich an die Türkei wenden und Fragen stellen. „Aber Abhöraktionen verzeihen wir nicht“, so Taner.

Die Affäre schlägt auch diplomatische Wellen. Am Montag bekam der deutsche Botschafter in Ankara, Eberhard Pohl, einen Anruf aus dem türkischen Außenministerium. Staatssekretär Erdogan Iscan bat den deutschen Diplomaten zum Gespräch. In der Unterhaltung habe die türkische Seite ihre Besorgnis über die berichtete Spionagetätigkeit des BND vorgetragen, hieß es.

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In einer nach dem Treffen herausgegebenen Erklärung bezeichnet das türkische Außenministerium die Berichte über die angebliche Ausspähung durch den BND als „besorgniserregend“. Selbst wenn sich nur ein kleiner Teil der Behauptungen bestätigten sollte, stehe man vor einer „ernsten Situation“, die von deutscher Seite einer Erklärung bedürfe. Solche Praktiken seien „unvereinbar mit der Freundschaft und Partnerschaft zwischen der Türkei und Deutschland.“ Man erwarte „offizielle und befriedigende Erklärungen“.

Ministerpräsident Erdogan hat sich noch nicht zu Wort gemeldet

In Berlin unterstrich ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, der deutsche Botschafter sei ausdrücklich nicht „einbestellt“ worden – was im diplomatischen Umgang ein scharfes Signal des Missfallens wäre. Bisher bemüht sich die türkische Seite offenbar um ei­ne gemäßigte Reaktion.

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Doch noch hat sich Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan nicht zu Wort gemeldet. Der Premier ist bekannt für seine klaren Worte. Es gilt als sicher, dass Erdogan sich zu dem Spionagethema äußern wird – zumal er diese Woche in Ankara im Mittelpunkt des Interesses steht: Am Donnerstag will Erdogan seinen Nachfolger als Premier nominieren, bevor er am 28. August Präsident wird.