Teheran. Mit seiner Forderung, die Iraner sollen über ihre Regierung abstimmen, hat der frühere iranische Präsident Mohammad Chatami die Führung in Teheran herausgefordert. Seiner Meinung nach hänge der Fortschritt des Landes von der Wiederherstellung des öffentichen Vertrauens ab.
Der frühere iranische Präsident Mohammad Chatami will das Volk zur Beendigung der politischen Krise in einem Referendum über die Legitimität der Regierung abstimmen lassen. Mit seinem Vorschlag hat Chatami die Führung in Teheran offen herausgefordert. Wie mehrere der Reformbewegung nahe stehende Webseiten am Montag berichteten, erklärte Chatami, die Iraner hätten nach der Präsidentenwahl vom 12. Juni ihr Vertrauen in das herrschende politische System verloren.
«Ich sage jetzt offen, dass der Ausweg aus der aktuellen Krise darin besteht, ein Referendum abzuhalten», sagte der Ex-Präsident. «Die Beständigkeit der Ordnung und die Fortdauer des Fortschritts im Land hängen von der Wiederherstellung des öffentlichen Vertrauens ab», sagte der populäre Reformpolitiker. Den Hardlinern warf er vor, die Demokratie und die Fundamente der islamischen Republik untergraben zu haben, als sie die Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad bestätigten. Die Opposition sieht in dem offiziellem Ergebnis Wahlbetrug.
Der oberste geistliche Führer des Landes, Ayatollah Ali Chamenei, hat das Wahlergebnis jedoch für gültig erklärt. Laut Verfassung müsste ein Referendum von Chamenei angeordnet werden. Das Referendum würde dann vom Wächterrat überwacht. Doch beide Institutionen haben sich auf die Seite Ahmadinedschads geschlagen. Chatami regte an, stattdessen den Schlichtungsrat mit der Wahlaufsicht zu betrauen. Der Schlichtungsrat ist ein einflussreiches Gremium von Klerikern, das zwischen Regierung und Parlament vermittelt und Chamenei berät. (AP)