Essen. Die machtpolitische Situation im Iran wird zunehmend verworrener. Der augescheinliche Wahlbetrug hat Zwist innerhalb der Führung gesät. Und Ahmadinedschads politisches Handeln wirft Fragen auf.
Am Anfang stand die Wahl. Und wenn die iranische Führung auch nur geahnt hätte, was sie mit allzu offensichtlichen Manipulationen auslöst, sie hätte vermutlich die Finger davon gelassen. Da sind inzwischen nicht nur die Oppositionspolitiker. Da sind nicht nur die Iraner, die sich betrogen fühlen und immer wieder auf die Straße gehen. Die Lage ist komplizierter geworden. Denn die Unruhen haben einen heftigen Machtkampf innerhalb der Führung hevorgebracht.
Kluft zwischen Ahmadinedschad und den Konservativen
Die Lage ist unübersichtlich. Doch ist die Kluft zwischen Ahmadinedschad und den Erzkonservativen unübersehbar. Ahmadinedschad hatte seinen Freund, einen liberalen Mann, der Israel freundlich gesonnen ist und schon mal auf einer Tanzveranstaltung gesehen wurde, zum Vize-Präsidenten gemacht. Das passte den Hardlinern nicht. Ajatolla Chamenie höchstselbst, bislang Schutzpatron des Präsidenten, musste einschreiten. Doch Ahmadineschad ließ fast eine Woche verstreichen, ehe er gehorchte. Dann setzte er den Vizepräsidenten zwar ab - und machte ihn zu seinem ersten Berater und Bürochef.
Niemand weiß, was Ahmadinedschad antreibt, die Hand zu beißen, die ihn schützt. Sicher ist nur, dass die Gräben tiefer werden und vor allem zunehmen. Sieger und Verlierer im Iran sind längst nicht ausgemacht.