Berlin. Mit dem Slogan „Keine Sau braucht die FDP“ sorgten die Liberalen für einiges Aufsehen. Das erste Ziel ist aber auf jeden Fall erreicht: Aufmerksamkeit. Und so ist die Aktion ein Lehrbeispiel für die Kunst, sich selbst ins Gespräch zu bringen, aber auch für eine Partei, die sich ehrlich macht.
Als Christian Lindner die Kampagne sah, stockte ihm der Atem. „Keine Sau braucht die FDP“, stand seit Montag auf den Plakaten seiner Partei für die Landtagswahl am 14. September in Brandenburg. Im Fernsehen verwies der FDP-Chef darauf, dass die Landesverbände autark seien.
Die Botschaft war klar: Das geht nicht auf Lindners Kappe. Der Parteichef gilt als ein origineller Kopf und unkonventioneller Mann – aber so viel Selbstironie war ihm zu gewagt. Zu nahe an der Wahrheit?
Da wusste der Mann allerdings noch nicht, wie die FDP den Gag wieder auflösen würde. Und siehe da: Seit Donnerstag werden die Plakate landauf, landab wieder überklebt. Statt „keine Sau“ ist dort zu lesen „jeder Schüler“, „jeder Autofahrer“ oder auch „jeder Arbeitslose“. Das erste Ziel aber ist erreicht: Aufmerksamkeit. Und so ist die Aktion ein Lehrbeispiel für die Kunst, sich selbst ins Gespräch zu bringen, aber auch für eine Partei, die sich ehrlich macht.
"Die FDP-Basis tobt" - vor Begeisterung
„Jede Werbung ist gute Werbung “, sagen die Amerikaner. Werbung ist – wenn man darüber redet. Das muss man als kleiner Landesverband erst mal hinkriegen. In Brandenburg hat die FDP nur 1300 Mitglieder und einen Wahlkampfetat von rund 96.000 Euro.
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Sie sitzt zwar im Landtag, seit 2009 immerhin mit 7,2 Prozent, aber ihr Wiedereinzug ist gefährdet. In Umfragen rangiert sie bei zwei, drei Prozent. Wie fast überall kämpfen die Liberalen gegen den Bedeutungsverlust an – und darum, überhaupt wahrgenommen zu werden.
Dass über die Bonsaipartei in vielen Zeitungen und Online-Portalen geschrieben wird, dass Lindner dazu befragt und die FDP mit ihren Plakaten das Straßenbild bestimmt, verbuchen sie in Brandenburg als gelungenen Streich. In der FDP-Zentrale in Potsdam heißt es, die „Basis tobt“, wohlgemerkt: vor Begeisterung. Aus anderen Verbänden kam teilweise Lob, sogar aus Sachsen, wo am 31. August gewählt wird.
Wenn auch die Konkurrenz spottet („endlich mal eine mehrheitsfähige Position“), so ist es doch auch eine einnehmend aufrichtige Kampagne. Den Spruch „keine Sau braucht die FDP“ hätten sie an ihren Ständen „tatsächlich von den Bürgern gehört“, erzählt uns Fraktionssprecher Christian Erhardt. Die Liberalen haben das Beste daraus gemacht.