Tel Aviv. Israel kündigt für den Großteil des Gaza-Streifens eine siebenstündige Waffenruhe an. Aber wird die Feuerpause auch von den militanten Palästinensern eingehalten? Israel droht: Wenn geschossen wird, erwidert die Armee das Feuer.
Israel hat für Montag eine siebenstündige humanitäre Waffenruhe angekündigt. Wie die Streitkräfte am frühen Montagmorgen mitteilten, soll die Feuerpause um 10 Uhr (Ortszeit/9 Uhr MESZ) beginnen und bis 17 Uhr (16 Uhr MESZ) dauern. Sie solle für den Großteil des Gazastreifens gelten. Ausgenommen seien Gebiete, in denen die Armee gegen Extremisten vorgehe. Nach israelischen Medienberichten bezieht sich diese Einschränkung auf Regionen von Rafah im südlichen Gazastreifen.
Jeder Verstoß gegen die Waffenruhe werde sofortige Konsequenzen haben, erklärte Generalmajor Joav Mordechai. Während der Feuerpause sollen humanitäre Hilfsgüter in das Gebiet am Mittelmeer gebracht werden können. Außerdem sollen geflüchtete Palästinenser wieder in ihre Häuser zurückkehren können, hieß es in der Zeitung "Jerusalem Post" weiter.
Fast vier Wochen nach Beginn des Gaza-Kriegs zeichnet sich unterdessen ein Ende der israelischen Bodenoffensive in dem Palästinensergebiet ab. Die meisten Soldaten seien bereits aus dem Gazastreifen abgezogen worden, berichteten israelische Medien am Sonntag. Sie hätten Stellungen in grenznahen Aufmarschräumen in Israel bezogen.
Bodentruppen ziehen ab, Luftangriffe gehen weiter
Ungeachtet des beginnenden Abzugs der Bodentruppen setzte die Armee am Sonntag ihre Angriffe gegen Ziele im Gazastreifen fort. Beim Beschuss einer UN-Schule nahe Rafah seien mindestens zehn Menschen getötet worden, teilte Aschraf al-Kidra, Sprecher des palästinensischen Gesundheitsministeriums, mit. Eine israelische Armeesprecherin sagte, man prüfe den Vorfall.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die USA kritisierten den neuerlichen Beschuss einer UN-Einrichtung. Ban nannte ihn eine "moralische Schandtat" und "kriminellen Akt", US-Außenamtssprecherin Jen Psaki sagte, die USA seien erschüttert über den "schandhaften" Vorfall.
"Die israelische Armee ist mehrfach über den Standort der Schule informiert worden", sagte Ban in New York. "Dieser Angriff und andere Verstöße gegen das Völkerrecht müssen rasch aufgeklärt und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden." Ban forderte Israel und die radikal-islamische Hamas auf, die Kämpfe umgehend zu beenden: "Dieser Wahnsinn muss aufhören."
Israels Militär räumte ein, ein Ziel nahe einer UN-Schule im Gazastreifen beschossen zu haben. Gegolten habe der Angriff drei Militanten auf einem Motorrad, teilten die Streitkräfte am Sonntagabend mit. Die "Konsequenzen" des Angriffs würden geprüft.
Dem Begräbnis des israelischen Soldaten Hadar Goldin wohnten am Sonntagabend in Kfar Saba bei Tel Aviv tausende Menschen bei. Der 23-Jährige war am Freitag zunächst als entführt gemeldet worden. Am Sonntag erklärte ihn das Militär für tot. Die genauen Umstände seines Todes sind unklar. Nach israelischen Angaben wurde er beim Kampf im Gazastreifen von einem Hamas-Kommando getötet. Unter den Trauergästen war auch Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon. Goldin war sein Großneffe, wie der Politiker israelischen Medien bestätigte.
Israel wollte nach Tunnel-Zerstörung Lage "neu bewerten"
Israelische Truppen waren nach Medienberichten am Sonntag noch im Einsatz, um Tunnel der Hamas zu zerstören, mit deren Hilfe israelische Ortschaften überfallen werden können. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstagabend angekündigt, seine Regierung werde die Lage nach Abschluss der Tunnel-Zerstörung "neu bewerten". Weitere Schritte werde sie unter Wahrung der israelischen Sicherheitsinteressen festlegen.
Im bisher verlustreichsten und am längsten andauernden Gaza-Krieg wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums 1830 Palästinenser getötet und mehr als 9500 verletzt, rund zwei Drittel davon Zivilisten. Auf israelischer Seite starben 64 Soldaten und drei Zivilisten. Militante Palästinenser feuerten mehr als 3000 Raketen auf Israel ab, davon rund 60 am Sonntag.
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Die Vereinten Nationen warnen vor einer humanitären Katastrophe im Gazastreifen. Die Zerstörung des einzigen Elektrizitätswerks in der Küsten-Enklave und der Mangel an sauberem Wasser verschärften die Flüchtlingssituation dramatisch. Mehr als 254 000 der 1,8 Millionen Palästinenser hätten Zuflucht in einer der 90 UN-Unterkünfte gesucht.
Wie der Krieg abgeschlossen werden soll, war am Sonntag unklar. Israelische Politiker gaben nach Medienberichten zu erkennen, dass sie an keiner formellen Waffenstillstandsvereinbarung mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas interessiert seien. Feindselige Akte der Militanten könnten auch künftig jederzeit mit Luftangriffen beantwortet werden, hieß es. Israel sah auch davon ab, eine Delegation zu Waffenruhe-Verhandlungen nach Kairo zu schicken.
Hamas fordert von Ägypten Öffnung von Grenzübergang Rafah
In der ägyptischen Hauptstadt trafen am Wochenende Unterhändler der Palästinensischen Autonomiebehörde von Präsident Mahmud Abbas sowie der Hamas und ihrer Verbündeten ein. Die Hamas hat bislang ihre Zustimmung zu einer Waffenruhe davon abhängig gemacht, dass Ägypten seinen Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen wieder öffnet. (dpa)