Tel Aviv/Gaza. Die Lage im Gazastreifen wird immer verzweifelter. Doch der Schlagabtausch zwischen Israel und der Hamas geht weiter. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stellt Bedingungen, denen die Hamas nicht zustimmen will. Netanjahu geht es vor allem um die Tunnelsysteme der Hamas.
Trotz immer größerer Not der palästinensischen Bevölkerung setzen Israel und die im Gazastreifen herrschende Hamas ihren Krieg unerbittlich fort. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte am Donnerstag, Vorschläge für eine Waffenruhe seien nur akzeptabel, wenn Israel weiter Tunnelanlagen im Gazastreifen zerstören könne. Die radikal-islamische Hamas lehnt dies ab. Ihre Kämpfer feuerten erneut mehr als 40 Raketen auf israelische Ortschaften.
Die Militäroffensive fordert immer mehr Opfer. Nach Angaben des Sprechers des palästinensischen Gesundheitsministeriums, Aschraf al-Kidra, stieg die Zahl der Toten bis zum Nachmittag auf 1390. Rund 8000 Personen wurden demnach in Gaza seit dem Beginn der Kämpfe am 8. Juli verletzt.
Israel mobilisiert 16.000 Reservisten
Die israelische Armee plant, ihre Offensive noch auszuweiten. Wie der Rundfunk meldete, hat das Militär 16.000 weitere Reservisten mobilisiert. Damit beläuft sich die Zahl der einberufenen Reservisten auf insgesamt 86.000.
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Die Armee habe bereits Dutzende "Terror-Tunnel" zerstört, sagte Netanjahu vor einer Regierungssitzung in Tel Aviv. Israel werde dies fortführen - mit oder ohne Waffenruhe. "Dies ist nur die erste Phase einer Entmilitarisierung des Gazastreifens", sagte Netanjahu. "Die Armee ist weiter mit voller Macht im Einsatz."
Netanjahu spricht von Hunderten toten Hamas-Kämpfern
Israels Verteidigungsminister Mosche Jaalon warf der Hamas vor, die große Zahl ihrer getöteten Kämpfer zu verbergen. "Die Hamas zahlt einen sehr hohen Preis", sagte Jaalon.
Wie das israelische Militär sprachen auch Netanjahu und Jaalon von Hunderten von militanten Kämpfern unter den Toten. Die palästinensische Seite unterscheidet bei der Veröffentlichung der Opferzahlen nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten.
Ägypten will vermitteln
Auf der israelischen Seite sind bisher 56 Soldaten und drei Zivilisten ums Leben gekommen. Mehr als 100 Soldaten liegen noch in Krankenhäusern. Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom teilte mit, bisher seien rund 600 Zivilisten wegen Verletzungen und Schockzuständen behandelt worden.
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Israelische Medien berichteten, eine Regierungsdelegation habe am Vortag stundenlang mit Vertretern Ägyptens in Kairo über eine Waffenruhe beraten. Der israelische Finanzminister Jair Lapid sagte am Donnerstag: "Ich denke, die Operation wird mit einer Einigung mit Ägypten enden, mit der Hamas sprechen wir nicht."
220.000 Palästinenser suchen Schutz bei der UN
Angesichts der steigenden Totenzahlen und der verheerenden Zerstörungen im Gazastreifen hatte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas das Gebiet zum "humanitären Katastrophengebiet" erklärt. Er forderte die Vereinten Nationen auf, alles zu unternehmen, um den Menschen in der Küsten-Enklave am Mittelmeer zu helfen.
Nach Angaben der Vereinten Nationen haben bereits rund 220.000 Menschen in dem blockierten Palästinensergebiet Schutz in UN-Schulen gesucht. Die UN und die USA haben den Beschuss einer UN-Schule im Gazastreifen scharf kritisiert. Israel sei der Standort der Einrichtung mehrfach mitgeteilt worden, letztmals wenige Stunden vor dem Treffer, sagte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon bei einem Besuch in Costa Rica. "Ich verurteile diesen Angriff auf das Schärfste. Er ist durch nichts zu rechtfertigen." Die USA und die UN kritisierten auch die Lagerung von Waffen in UN-Einrichtungen.
Israel hat wohl einen Marktplatz beschossen
Eine Sprecherin der israelischen Armee sagte zu dem Vorfall, militante Palästinenser hätten in der Nähe der Schule Mörsergranaten auf israelische Soldaten abgefeuert. Die Truppen hätten dies erwidert. Es ist die zweite Schule, die binnen einer Woche getroffen wurde.
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Israelische Panzergranaten töteten nach Angaben der palästinensischen Rettungsdienste Stunden später mindestens 20 weitere Menschen auf einem Marktplatz im Stadtteil Sadschaija. Die Bewohner des umkämpften Viertels waren zum Markt geströmt, nachdem Israel eine vierstündige humanitäre Feuerpause Erklärt hatte, die allerdings von der Hamas als "Täuschungsmanöver" abgelehnt wurde.
Israel begründet die längste Offensive seit dem Libanon-Krieg 2006 mit dem anhaltenden Raketenbeschuss. Nach Angaben der Armee sind seit Beginn der Offensive rund 2700 Raketen auf Israel abgeschossen worden. (dpa)