Düsseldorf. Der öffentliche Druck auf Steuerhinterzieher zeigt Wirkung. Die Deutschen sind bei ihren Angaben in der Steuererklärung ehrlich wie nie. Für Frust sorgen allerdings staatliche Verschwendung der Steuereinnahmen und ein als unfair empfundenes Steuersystem.
Der Kauf von Steuer-CDs und Verfahren gegen prominente Steuerhinterzieher zeigen Wirkung: Die Steuermoral der Deutschen ist einer Studie zufolge derzeit so gut wie noch nie. Das sagte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Reiner Holznagel, am Donnerstag in Düsseldorf bei der Vorstellung einer repräsentativen Umfrage. Gleichzeitig sei aber auch die Unzufriedenheit mit dem Steuersystem und der eigenen Belastung gestiegen.
Im Einzelnen halten 85 Prozent der Deutschen ihre Steuer- und Abgabenlast für zu stark - der höchste Wert seit Ende der 1980er Jahre. Mit 95 Prozent meinen inzwischen fast alle, der Staat verschwende Steuergelder. Spektakuläre Fälle wie der Berliner Flughafen hätten hier Spuren hinterlassen.
14 Prozent haben schon mal Steuern hinterzogen
Zugleich bewerten 82 Prozent der Deutschen Steuerhinterziehung generell als unmoralisch. 2008 fanden das nur 67 Prozent. In der Untersuchung "Steuermentalität und Steuermoral 2014" sagen zudem vier von fünf Befragten, sie hätten noch nie vorsätzlich falsche Angaben in ihrer Steuererklärung gemacht. Allerdings räumen 14 Prozent ein, schon mal Steuern hinterzogen zu haben - gegenüber 22 Prozent, die das in der Umfrage von 2008 zugaben. Ein zentraler Grund für die gestiegene Ehrlichkeit sei die Angst, erwischt zu werden.
Holznagel sagte, die hohe Steuermoral sei "nicht in Stein gemeißelt". Die Studienergebnisse seien auch eine Aufforderung an die Politik, die Belastungen für die Bürger zu senken. Die Bevölkerung müsse 2014 als Steuern und Abgaben 51,5 Prozent ihres Einkommens an den Staat abgeben.
Schärfere Konsequenzen für Steuersünder
Die sogenannte kalte Progression gehöre nach Ansicht von 82 Prozent der Befragten abgeschafft, weil ihre Lohnerhöhungen durch automatisch höhere Steuersätze häufig wertlos würden. Auch der Solidaritätszuschlag werde als unfair empfunden und müsse weg, forderte Holznagel. Das Steuerrecht solle vereinfacht werden.
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Der NRW-Verbandsvorsitzende Heinz Wirz ergänzte, viele Befragten plädierten für schärfere Konsequenzen für Steuersünder nach einer Selbstanzeige. Die Straffreiheit bei einer Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung wollten aber 57 Prozent der Deutschen beibehalten. Angesichts des wachsenden Drucks auf Steuersünder ist die Zahl der Selbstanzeigen deutlich in die Höhe geschnellt.
Mit bundesweit rund 13 500 Anzeigen im ersten Quartal 2014 offenbarten sich dreimal so viele Bürger wie im Vorjahresquartal. In Nordrhein-Westfalen machten in den ersten drei Monaten allein 4591 Bürger reinen Tisch wegen versteckter Geldbeträge in der Schweiz. Seit Frühjahr 2010 gab es mehr als 16 500 Selbstanzeigen in NRW mit Schweiz-Bezug. (dpa)