Limburg. . In der Affäre um den teuren Limburger Bischofssitz des zurückgetretenen Bischofs Tebartz van Elst haben sich viele gefragt, wie vermögend die Kirche in dem Bistum wirklich ist. Die Leitung liefert nun Antworten - eine Premiere. Derweil laufen der Kirche die Mitglieder in Scharen davon.
"Mir reicht's" - das dachten sich im vergangenen Jahr zahlreiche Katholiken. Rund 178.800 Menschen kehrten deutschlandweit der katholischen Kirche den Rücken, weitaus mehr als 2012. Damals sagten 118.300 ihren Gemeinden Lebewohl. Der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und seine teure Residenz zeigt Wirkung. Gegen die Kirchenflucht sei neues Vertrauen auf allen Ebenen nötig, lautet das Credo der Kirche. Ausgerechnet das gescholtene Bistum Limburg könnte nun dabei den Anfang gemacht haben.
Kurz vor der Veröffentlichung der aktuellen Kirchenstatistik präsentierte die Diözese am Freitag ein mehr als 80 Seiten dickes Schriftstück mit dem Titel "Einblicke". Es ist der lange angekündigte Finanzbericht, der erstmals Details zu Vermögen und Verpflichtungen von Bistum, Domkapitel, dem Bischöflichen Stuhl sowie einer Schulstiftung auflistet. Die Bilanz ist alles in allem milliardenschwer, allein die des Bistums beläuft sich auf rund 909 Millionen Euro.
Reaktion auf die "Causa Tebartz"
"Limburg setzt damit Standards", sagt der Kirchenrechtler Thomas Schüller von der Uni Münster über den Bericht. Er war früher in der Limburger Diözese tätig, die "Causa Tebartz" hatte er mehrfach kritisch kommentiert. Nun sagt Schüller: "Die Offenlegung der Finanzen ist ein Punkt, um Vertrauen in die Kirche zu gewinnen." Die Menschen könnten sehen, dass die Kirche nicht einfach reich sei, sondern für wen, für welche Not, für welche Zwecke die Vermögenserträge verwendet würden. Er ging davon aus, dass andere Bistümer nachziehen oder bereits daran arbeiten.
Bilanz 2013 des Bistum Limburg
Mit der Veröffentlichung der Finanzdaten wollen die Limburger einen Schritt hinaus aus der Krise gehen. "Für uns ist Transparenz eine wesentliche Grundlage für Vertrauen", teilte das Bistum mit. Die Aufarbeitung der Krise laufe, betonte Pfarrer Wolfgang Rösch von der Bistumsleitung. Es sei aber ein langer Prozess. Kritiker bemängeln, dass sich noch nicht viel geändert habe oder der Prozess zu langsam vorankomme.
Fast 8000 Kirchenaustritte im Bistum Limburg
Die Limburg-Krise hatte im vergangenen Sommer mit dem öffentlichen Protest gegen die Amtsführung von Tebartz-van Elst begonnen. Zu den Kritikpunkten gehörte auch: mangelnde Transparenz. Die Krise steigerte sich im Oktober, als die auf mehr als 30 Millionen Euro explodierten Kosten für den Bischofssitz bekannt wurden. Sie gipfelte in der Abberufung von Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg im März.
Zeitgleich wurde der Bericht einer Untersuchungskommission zu dem Bauprojekt veröffentlicht. Laut dem Papier soll Tebartz-van Elst kirchliche Vorschriften umgangen und Baukosten in die Höhe getrieben haben.
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Dass die Limburger noch einen weiten Weg vor sich haben, zeigt die aktuelle Statistik: Rekordverdächtige 7980 Menschen kehrten im vergangenen Jahr der Diözese mit ihren rund 644.000 Katholiken den Rücken - rund 3500 mehr als 2012. (dpa)