Limburg. Während sich der abberufene Limburger Oberhirte Tebartz-van Elst gegen Vorwürfe wehrt, macht sich das Bistum über seinen Nachfolger Gedanken - und darüber, welche Rolle die Gläubigen dabei spielen sollten.

Nach dem vom Papst erzwungenen Amtsverzicht des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst fordern viele Gläubige eine breite Beteiligung bei der Suche seines Nachfolgers. Ein neuer Geistlicher auf dem Domberg müsse den Rückhalt und das Vertrauen seiner Gemeinden haben, erklärten mehrere Kirchenvertreter. Das Domkapitel werde dem Papst Kandidaten vorschlagen, die das Vertrauen der Gläubigen besäßen, sagte der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz am Donnerstag bei hr-info. Er erhoffe sich von Franziskus, dass dieser die Wünsche aus Limburg beachte.

"Wir sind sehr gut beraten, wenn wir unsere Gläubigen, die sogenannten einfachen Leute, fragen, wen sie sich vorstellen, und dann auf die Menschen auch zu hören", sagte zu Eltz, der im Skandal um Kostenexplosion und Amtsgebaren zu den stärksten Kritikern des Bischofs gehörte.

Auch die Reforminitiative "Wir sind Kirche" fordert, das Kirchenvolk in die Suche nach einem neuen Bischof einzubeziehen. Tebartz-van Elst soll laut Vatikan in der katholischen Kirche eine andere Aufgabe übernehmen - welche, ist noch nicht bekannt.

Der Papst hatte am Mittwoch auf Grundlage des Prüfberichts einer kirchlichen Expertenkommission entschieden, den angebotenen Amtsverzicht Tebartz-van Elsts anzunehmen. Franziskus hatte den Bischof bereits im Oktober vorläufig beurlaubt, bis die Vorwürfe geklärt sind.

Das sind sie nun: Laut Bericht trägt Tebartz-van Elst die maßgebliche Verantwortung für die Kostenexplosion beim Um- und Neubau seines Amtssitzes auf rund 31 Millionen Euro. Demnach verschleierte er die Kosten, umging kirchliche Vorschriften und Kontrollgremien und hatte immer wieder Sonderwünsche.

Tebartz-van Elst verteidigte sich nach den heftigen Vorwürfen über Lug und Trug in seinem Bistum - und schob die Schuld auf andere. Teile des Berichts zu den ausgeuferten Baukosten seien nicht wahr, heißt es in einer Stellungnahme des 54-Jährigen. Darin macht er seinen früheren Generalvikar Franz Kaspar für einen wesentlichen Teil der Kostenexplosion verantwortlich. Er selbst sei als Bischof weder ein Finanz- noch ein Baufachmann.

Zudem erklärte Tebartz-van Elst, er habe beim Amtsantritt 2008 in Limburg "eine in vielfacher Hinsicht ungeordnete, wenig sachorientierte und primär personenbezogene Verwaltungssituation" vorgefunden. Auch sei ihm wegen "misslicher Erfahrungen mit anderen Bauprojekten im Bistum" daran gelegen gewesen, "von Anfang an Qualität und Nachhaltigkeit im Gesamtprojekt zu beachten". Allerdings habe nur der Generalvikar einen umfassenden Einblick in die Vermögensstruktur des Bischöflichen Stuhls gehabt.

Meldungen, wonach der Papst Tebartz-van Elst am Freitag zu einer Privataudienz empfängt, wurden vom Vatikan nicht bestätigt.

Die Staatsanwaltschaft will derweil bald entscheiden, ob sie ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Untreue gegen Tebartz-van Elst und weitere Vertreter des Bistums einleitet. Die Justizbehörde werde den Prüfbericht in den kommenden Tagen durcharbeiten, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Limburg. "Die Gretchenfrage wird sein, ob "nur" kirchliches Recht oder auch weltliches verletzt wurde." Nach Bekanntwerden der hohen Kosten waren mehrere Anzeigen gegen den Bischof und weitere Mitglieder der Diözese eingegangen.

Die Bestimmung eines neuen Oberhirten könnte sich hinziehen. Zum einen wird die Personalsituation der katholischen Kirche dadurch erschwert, dass derzeit - Limburg einbezogen - sechs Bischofsposten in Deutschland neu besetzt werden müssen. "Der Pool für geeignete Kandidaten ist sehr klein geworden", sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller der Nachrichtenagentur dpa. Zum anderen müssen zunächst die Wogen im aufgewühlten Bistum geglättet und verlorenes Vertrauen wiedergewonnen werden.

Schüller rechnet mit einer Neubesetzung nicht vor dem kommenden Jahr. Stadtdekan zu Eltz hoffte, dass der Papst angesichts der besonderen Situation in Limburg noch in diesem Jahr darüber entscheidet. Das Domkapitel muss Franziskus drei Kandidaten vorschlagen, an die er bei seiner Auswahl aber nicht gebunden ist.

Auch Schüller hält das Domkapitel "angesichts der Ereignisse für klug beraten, stärker zu fragen, welches Anforderungsprofil ein Kandidat erfüllen sollte". Es gehe weniger um konkrete Namen als vielmehr um Eigenschaften. Das sieht der ehemalige Dogmatik-Professor an der Universität Regensburg, Wolfgang Beinert, ebenfalls so: "Da wir inzwischen in einer Welt leben, die auf demokratische Verhältnisse ausgerichtet ist, wäre eine Mitsprache angemessen", sagte er der dpa.